Post – Sondermarke „Der Merkur“ – auch als NFT erhältich
Post/STEFANIE J.STEINDL
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Kultur

Hype vorbei: Post verkauft dennoch NFTs

Das Belvedere mit Gustav Klimts „Der Kuss“ und auch das Leopold Museum sind heuer auf den NFT-Hype aufgesprungen – aber nur mit mäßigem Erfolg. Dennoch bietet nun auch die Post seit kurzem ebenfalls NFTs zum Kauf an.

Die Kryptowährungen sind abgestürzt und damit ist auch der Hype um die NFTs vorbei, weil diese mit digitalen Währungen gekauft werden. Die Post hat dennoch am 22. Juli mit dem Verkauf von insgesamt 2.500 CSA Mystery Boxen – eine Art digitale Stickerpackung – begonnen. Darin befinden sich je vier Non-Fungible Token (NFT), deren Farbwerte unterschiedlich häufig verteilt sind.

Was sind NFTs?
„NFT“ steht für „non-fungible token“, also ein nicht-ersetzbares Objekt. Dabei handelt es sich um digitale Dateien – meist Kunstwerke, die auf Blockchain-Technologie basieren.

Der einzigartige Token ist mit dem Werk verknüpft und durch die Blockchain abgesichert. Als Käuferin/Käufer dieser Kunst besitzt man das Echtheitszertifikat einer Datei und damit deren Original.

Post hat bisher 400 NFT-Boxen verkauft

Als Vorlage dienten die Merkur-Zeitungsmarken, die Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals zum vergünstigten Versand von Zeitungen ausgegeben wurden. Die Serie erschien in vier Farbwerten, wobei vom zinnoberroten Merkur heute nur noch sehr wenige Exemplare erhalten sind. Er zählt damit zu den seltensten Briefmarken Europas und ist die mit Abstand wertvollste Briefmarke Österreichs. Die erste Zeitungsmarke wurde vom Kupferstecher Josef Axmann entworfen, die Neuauflage 2022 von PR1MAL CYPHER designt, heimischer Digitalkünstler und NFT-Spezialist.

Laut Post wurden bisher „über 400 Stück in 16 Ländern auf 3 Kontinenten verkauft“. Und obwohl das teilstaatliche Unternehmen selbst einräumt, dass man sich derzeit auf dem NFT-Markt im sogenannten „Crypto-Winter“ befindet, sollen auch künftig weitere NFTs angeboten werden, hieß es auf Anfrage von Radio Wien.

„Die aktuelle Marksituation ist für unsere Produkteinführungen jedoch bedingt relevant. Wir dokumentieren dieses historische Ereignis mit einem digitalen Stempel, in dem Fall dem 22.07.2022. Ein Auftakt für die Crypto stamp art und ein weiterer Meilenstein für das digitale Sammeln. Die Zusammenarbeit mit renommierten NFT-Künstlerinnen und -künstler sehen wir als langfristige Kooperation. Ein Wirkungsfeld, in dem ausgewählte Designerinnen und Designern einen Schaffungsraum erhalten“, hieß es von der Post als Begründung.

Post – Sondermarke „Der Merkur“ – auch als NFT erhältich
Post
Die Post will auch künftig NFTs anbieten

Kein Interesse mehr an „Kuss“-NFTs

Im Februar, rechtzeitig zum Valentinstag, bot das Belvedere 10.000 digitale Ausschnitte von Klimts „Der Kuss“ zum Verkauf an und war somit das erste Bundesmuseum, das auf den NFT-Zug aufsprang. Bis Mitte Mai wurden 2.415 Stück zum Einzelpreis von 1.850 Euro verkauft. Es wurden also NFTs im Wert von 4,4 Millionen Euro verkauft.

Seitdem wurden aber so gut wie keine weiteren mehr verkauft. „Bisher wurden etwas mehr als 2400 Stück verkauft. Die Einnahmen betragen rund 4,4 Mio Euro“, hieß es zuletzt aus dem Belvedere auf Anfrage von Radio Wien. Laut Belvedere wurden davon bisher 175 Non-Fungible Tokens (NFTs) am Sekundärmarkt weiterverkauft. Im Schnitt mit einem Wertverlust.

Der Bildschirm eines Smartphones, an dem das Werk „Der Kuss“ von Klimt und der NFT, also der zu erwerbende Ausschnitt, angezeigt werden
Belvedere/Ouriel Morgensztern
Zu viele aufgelegt? Das Belvedere konnte nur rund ein Viertel der „Kuss“-NFTs verkaufen

Wie Wolfgang Bergmann, kaufmännischer Geschäftsführer des Belvedere, erläuterte, sei der Verkauf einzelner weniger NFTs unter dem Kaufpreis durchaus nicht unüblich. „So lange die Edition nicht ausverkauft ist, ist nicht zu erwarten, dass der Sekundärmarkt über dem Ausgabepreis liegt“, heißt es aus dem Bundesmuseum. Allerdings ist, wie die Verkaufszahlen zeigen, ein vollständiger Verkauf aller 10.000 NFTs zumindest aus derzeitiger Sicht nicht mehr zu erwarten.

Leopold Museum: Schiele-Entdeckung in NFT-Kollektion

Auch das Leopold Museum hat auf NFTs gesetzt. Ein wieder entdecktes Frühwerk von Egon Schiele – das 1907 entstandene und bislang als verschollen geltende Schiele-Gemälde „Leopold Czihaczek am Klavier“ – war eine der Attraktionen der ersten NFT-Kollektion des Museums, die insgesamt 24 Werke Schieles umfasst.

Die limitierten, einzigartigen digitalen Zwillinge der vom Leopold Museum ausgewählten Schiele-Werke sind nach der Auflagenhöhe in drei Kategorien unterteilt: Von „Ultra Rare“ (Ausrufpreis von 100.000 Euro) über „Super Rares“ (Ausrufpreis 15.000 Euro), zu den „Rares“, um je 499 Euro. Von jedem Kunstwerk bleibt ein NFT im Besitz des Leopold Museum. Das wiederentdeckte Gemälde wurde als „Special Rare“ um 999 Euro angeboten.

Einnahmen „hielten sich in Grenzen“

Das Museum erwartete Einnahmen in der Höhe von rund einer Million Euro, die zur Gänze in die Restaurierung, Erhaltung und den Ankauf von Kunstwerken gehen sollten, hieß es vom Leopold Museum. Doch auch hier blieb der Verkauf hinter den Erwartungen. Genaue Zahlen wollte das Museum, mit Hinweis auf eine vertragliche Vereinbarung mit Kooperationspartnern, auf Anfrage nicht nennen.

„Obwohl sich diese (Einnahmen, Anm.) aufgrund des jüngsten Einbruchs des Kryptowährungsmarkts in Grenzen hielten, konnte die Restaurierung des wiederentdeckten Egon Schiele Werks Leopold Czihaczek am Klavier damit finanziert werden. Das Gemälde konnte wie erhofft der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und ist seit 20. Juli im Leopold Museum zu sehen“, hieß es aus dem Leopold Museum.