Ausschnitt einer Außenansicht einer Kirche vor blauem Himmel
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Religion

Viele wollen Kirchenbeitrag senken

Für Katholikinnen und Katholiken zählt der Kirchenbeitrag neben Miete und Energiekosten zu den unvermeidbaren Fixkosten. Angesichts der Teuerung rufen im Kirchenbeitragsservicecenter mehr Menschen an, die ihren Beitrag senken wollen.

An einem Freitagvormittag laufen die Telefone in der Wollzeile 7 heiß. In etwa 100 Anrufe erreichen die neun bis 13 Angestellten des Kirchenbeitragsservicecenters momentan pro Tag – zu Spitzenzeiten wie etwa zu Jahresbeginn sind es täglich rund 1.000 Telefonate. An die Kirchenbeitragsstelle der Erzdiözese Wien wenden sich Katholikinnen und Katholiken, um ihren Beitrag zu senken.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Servicecenters bemerken in den Telefonaten die Geldsorge angesichts der Teuerung. „Durch diese finanzielle Belastung – die Mehrkosten im Energiebereich und Mietbereich – beginnen die Leute wirklich zu sparen und jeden Cent, jeden Euro zweimal umzudrehen“, so Kirchenbeitragsstellenleiter Reinhold Steffel. Der Beitrag errechnet sich anhand des Einkommens mit Berücksichtigung der persönlichen Situation. Kinder in Ausbildung, Wohnraumkosten, Kredite und Versicherungen können zu Ermäßigungen des Beitrags führen.

Kirchenbeitragsstelle der Erzdiözese Wien

Wollzeile 7, 1010 Wien

Telefon: 050155-2010

E-Mail: kirchenbeitrag.wien@edw.or.at

Ein bisschen Seelsorge

Die Telefone klingeln hinter dunkelgrauen Trennwänden, wo die Angestellten mit Headset und Tastatur direkt Fälle bearbeiten können. Die Anrufe sind manchmal aggressiv, vor allem aber besorgt, erzählt Servicecenterleiterin Alexandra Supper: „Es gibt immer Sorgen. Häufig genügt es, einfach nur zuzuhören.“

In ernsteren Fällen vermittelt das Servicecenter ein Gespräch mit der Telefonseelsorge oder anderen Hilfseinrichtungen der Kirche. Bei wütenden Telefonaten braucht es eine dicke Haut. „Ich habe auch schon jemanden, der einfach weiter geschimpft hat, gebeten, sich zu beruhigen und später noch einmal anzurufen. Dann fangen wir von vorne an mit dem Gespräch“, berichtet Supper.

Der Eingangsbereich der Kirchenbeitragsstelle der Erzdiözese Wien. Im Raum befinden sich Pflanzen, Stühle, und ein Kreuz an der Wand.
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In der Kirchenbeitragsstelle kommen nur noch wenige Kirchenmitglieder persönlich vorbei

In den meisten Fällen kann mit Glaubhaftmachung eine Vereinbarung getroffen werden. Ein genaues Anführen von Einkommensnachweisen, Kreditbelastungen und Versicherungen sei in 99 Prozent aller Fälle nicht nötig, so Stellenleiter Steffel: „Wir vereinbaren über ein Gespräch einen sozial verträglichen Kirchenbeitrag.“ Supper ergänzt: „Wir versuchen natürlich, Verständnis für die Situation zu haben, aber auch ein bisschen zu erklären, dass der Kirchenbeitrag für Katholiken einfach zu den Fixkosten zählt.“

Auch die Kirche spart

Bereits angesichts der Pandemie baten viele Mitglieder der katholischen Kirche um Ermäßigungen – die nächste große Sorge ist nun die anstehende Energierechnung. Dabei machen die Kirchenbeiträge 77,5 Prozent der Erträge der Kirche aus. Hinzu kommen die vielen Kirchenaustritte und die Teuerung, von der die Erzdiözese Wien selbst nicht ausgenommen ist. Gespart werde nun beispielsweise bei postalischen Aussendungen, aber nicht im Personal, so Stellenleiter Steffel.

Das Büro des Kirchenbeitragsservicecenters. Im Raum sind Bürostühle, Tische, dunkelgraue Trennwände sowie Stand-PCs und Telefone.
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Im Büro des Kirchenbeitragsservicecenters klingeln die Telefone derzeit rund 100-mal pro Tag

Die Beitragsstelle in der Wollzeile ist zwar unter der Woche auch für persönliche Besuche geöffnet, seit 2020 habe sich der persönliche Kundenkontakt jedoch um zwei Drittel verringert, so Steffel. Die Wiener Katholikinnen und Katholiken kommunizieren seit einigen Jahren lieber auf elektronischem und telefonischem Weg.