Freiwillige unterstützen in Lerncafes Kinder
APA/Helmut Fohringer
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Gesundheit

Sehschwächen vor Schulbeginn erkennen

Am 5. September startet für etwa 247.000 Schülerinnen und Schüler in Wien wieder der Unterricht. Wer dabei nicht gut bis zur Tafel sieht oder sich beim Lesen aus der Nähe schwertut, verliert schnell die Lust am Schulalltag.

Das Gehirn eines Kindes kann Fehlsichtigkeit bis zu einem gewissen Punkt ausgleichen. Das ist kräfteraubend und macht die Sehschwäche unter Umständen schlimmer. „Nach zehn Minuten kann das Kind die Fehlsichtigkeit nicht mehr ausgleichen und wird müde“, sagt Bundesinnungsmeister der Augen- und Kontaktlinsenoptiker, Markus Gschweidl. „Erwachsene im Umfeld wundern sich dann, warum das Kind jetzt schon unkonzentriert ist.“

Unerkannte Sehschwächen führen neben Leistungsproblemen und Konzentrationsschwierigkeiten weitere Belastungen mit sich: Das Kind kann unter Umständen Entfernungen schlecht einschätzen und wird dadurch von außen als tollpatschig wahrgenommen. „Ein kurzsichtiges Kind, das den Ball im Turnunterricht aus der Ferne nicht gut sieht, wird im Sportunterricht wahrscheinlich als letztes ins Team gewählt“, beschreibt Gschweidl. So wird die Schule für sie schnell zum Ort des Frusts.

Auf Warnzeichen achten

Weil Kinder Sehschwächen meist nicht selbst als solche erkennen, solle man einmal im Jahr zu einem Sehtest gehen, so Gschweidl. Auch der Wiener Landesinnungsmeister der Augen- und Kontaktlinsenoptiker empfiehlt besonders vorm Schulstart eine Augenuntersuchung. Diese kann der Augenarzt oder die Augenärztin sowie ein Optikerbetrieb durchführen.

Kind hält sich Kopf
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Eine Sehschwäche auszugleichen kann Kindern mitunter Kopfschmerzen bereiten

Anzeichen für eine Sehschwäche können das Zusammenkneifen der Augen und das Schiefhalten des Kopfes sein – genauso wie das Klagen über Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Augenbrennen. Nähert sich das Kind beim Lesen besonders stark dem Buch oder Bildschirm, könnte ebenfalls eine Sehschwäche vorliegen.

Weniger Bildschirm, mehr Freiluft

Neben der richtigen Brille ist es wichtig, den Blick zwischen langen und kurzen Distanzen schweifen zu lassen. In der Schule wird aber viel in Hefte und auf Bildschirme geschaut. Das könne Fehlsichtigkeiten verstärken, so Bundesinnungsmeister Gschweidl. „Unsere Augen sind für stundenlanges Nahsehen einfach nicht gebaut“, sagt er und rät, beim langen Lernen regelmäßige Pausen zu machen, aufzustehen und den Blick in die Weite zu richten. Somit entspannen sich die Augen.

Ein guter Ausgleich zum Unterricht und dem Sehen auf nahe Distanz seien Freizeitkurse und Hobbies abseits des Schreibtischs, so Gschweidl. Er empfiehlt, Kindern viel Zeit im Freien zu ermöglichen und ihre Bildschirmzeit zu begrenzen: „Viele Kinder verbringen ihre Freizeit ja leider ebenfalls am Bildschirm.“ Dabei sei besonders Tageslicht gut für Kinderaugen.

Eintropfen für genaue Untersuchung wichtig

Laut den österreichischen Augenärztinnen und Augenärzten sei ein Schnelltest beim Optiker nicht mit einer augenärztlichen Untersuchung gleichzusetzen. „Nur durch das Eintropfen der (Kinder-)Augen können verdeckte Fehlsichtigkeiten entdeckt werden. Ebenso wichtig ist es, durch eine genaue Untersuchung andere Augenerkrankungen auszuschließen. All das kann nur der Augenarzt bzw. die Augenärztin“, so Dr. Sarah Moussa von der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG).

Denn besonders die hohe Kursichtigkeit (Myopie) sei ein Hauptrisikofaktor für degenerative Augenerkrankungen. Deshalb sollte der Vorsorge der Myopieprogression bei Kindern ganz besondere Beachtung geschenkt werden.