Chronik

Vandalismus gegen religiöse Einrichtungen

Jüdische und muslimische Einrichtungen sind Ziele von Vandalismusakten geworden. Am „Campus der Religionen“ in der Seestadt Aspern wurde eine Fahne der jüdischen Glaubensgemeinschaft heruntergerissen. Auch auf Moscheen soll es zu Angriffen gekommen sein.

Am Wochenende hatten drei Burschen eine Fahne der jüdischen Glaubensgemeinschaft auf dem Gelände in der Seestadt Aspern heruntergerissen und dies auf einem Tiktok-Video kommuniziert. Das „Social Media Team“ der Polizei Wien ist auf das Video in den sozialen Netzwerken gestoßen. Daraufhin wurde die zuständige Polizeiinspektion informiert und Ermittlungen gegen drei unbekannte Täter wegen des Verdachts der Herabwürdigung religiöser Lehren laut Par. 188 StGB und Sachbeschädigung eingeleitet.

Religionsgemeinschaften verurteilen Vandalismus

Vertreter der acht Religionsgemeinschaften, die an dem Projekt des „Campus der Religionen“ beteiligt sind, verurteilten am Dienstag diesen Vandalismusakt und kritisierten jede Form von Antisemitismus. „Wenn eine Religion unter uns angegriffen wird, sind alle angegriffen“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme auf der Website des „Campus der Religionen“. Man verurteile zudem „jede Form von Antisemitismus – in Wort oder symbolisch gesetzter Tat“, trete füreinander ein und lasse sich „durch solche Herabwürdigung einer religiösen Tradition nicht auseinanderdividieren“.

Auch der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) betonte auf Twitter: „Der Vandalismusakt ist nicht tolerierbar.“ Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) hielt fest: „Wien ist Menschenrechtsstadt und alle Menschen, die hier leben, egal welcher Glaubensgemeinschaft, haben ein Recht auf ein friedvolles und sicheres Zusammenleben.“ Die Wiener ÖVP stellte ebenfalls fest, dass es in Wien keinen Platz für Antisemitismus geben dürfe.

Droh- und Hassbotschaften

Bei den vermehrten Angriffen auf Moschee handle es sich „um Akte von Vandalismus und Sachbeschädigung sowie die Anbringung von Droh- und Hassbotschaften mit zutiefst rassistischen, verhetzenden und zum Teil auch die nationalsozialistischen Verbrechen verherrlichenden Inhalten“, teilte die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) am Dienstag in einer Aussendung mit. Jede einzelne Tat sei zur Anzeige gebracht worden. Die IGGÖ nimmt die Angriffe zum Anlass, die Tradition des „Tages der offenen Moschee“ noch diesen Herbst wiederaufzunehmen, um Begegnungsmöglichkeiten zwischen interessierten Mitbürgern und den muslimischen Gemeinden zu schaffen.

Sorge, Angst und Unmut

IGGÖ-Präsident Ümit Vural stellt klar, dass Moscheen keine Orte für die Austragung politischer Konflikte und Stimmungsmache, sondern Stätten der Begegnung, des gemeinschaftlichen Gebets und der Andacht seien und verurteilt jedwede Gefährdung des Zusammenlebens unterschiedlicher Kulturen und Religionen: „Der Umgang mit unseren Gotteshäusern erfüllt uns mit Sorge, Angst und Unmut.“

Vural forderte „ein klares Bekenntnis der politischen Verantwortungsträger*innen zur Achtung der Würde von Gotteshäusern aller Kirchen und Religionsgemeinschaften in Österreich, die Sicherstellung des notwendigen Schutzes und damit auch jene des verfassungsrechtlich garantierten Grundrechts der freien Ausübung religiöser Praxis.“