Kein Nachfolger für Papiergeschäft
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Kaum Nachfolger im Papierhandel

Gerade jetzt zu Schulbeginn sind Papiergeschäfte besonders gut besucht. 90 davon gibt es noch in Wien. Doch viele Geschäftsleute sind schon pensionsreif oder stehen auch mit über 80 noch hinter der Budel, weil sich niemand findet, der übernehmen will.

Auf der Ottakringer Straße ist Gerald Kerbl eine Institution: Seit 43 Jahren führt der ausgebildete Psychotherapeut den Laden: ein gut sortiertes Papierfachgeschäft mit fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, einem großen Lager und vielen Stammkunden.

Seit sieben Jahren sucht der 73-Jährige einen Nachfolger, bisher hat er keinen gefunden: „Es ist keine Goldgrube. Neulich hat mich einer gefragt ‚Kann man leben davon?‘ Ja natürlich, ich habe leben können, ich habe vier Kinder, die haben alle studiert (…) also, leben kann man natürlich davon, aber Goldgrube ist das nicht, reich wird man davon nicht.“

Papierlose Büros, Rückschlag in Pandemie

Im Laufe der Jahre hat Herr Kerbl das Geschäft vergrößert, die Außenfassade modernisiert und er stellt auch zu. Der Strukturwandel in der Papierbranche sei nicht aufzuhalten, erklärte Gremialvorsteher Erwin Bugkel, in den Büros laufe vieles papierlos ab.

Papiergeschäfte suchen Nachfolger

Gerade jetzt zu Schulbeginn sind Papiergeschäfte besonders gefragt. 90 davon gibt es noch in der Stadt. Aber viele Inhaberinnen und Inhaber sind schon pensionsreif und suchen Nachfolgerinnen und Nachfolger.

Zudem würden längst internationale Handelsketten das große Geschäft machen, so Bugkel: "Es hat uns die Pandemie natürlich einen kräftigen Schub rückwärts gegeben, weil ganz einfach unsere Sachen in Lebensmittelketten usw. aufgetaucht sind und dort feilgeboten worden sind – während wir in den Geschäften gestanden sind und untätig sein mussten.“

Selbst geschenkt greift niemand zu

Dabei sei der Fachhandel oftmals billiger als gedacht, verwies Bugkel als Beispiel auf den Schuleinkauf: „Wenn ich das Gros hernehme, wenn ich einen Schuleinkauf hernehme und qualitativ gleichwertige Ware, werden sie wahrscheinlich im Fachhandel günstiger fahren. Und sie haben Fachberatung und haben genau das, was sie wollen.“

Wie andere Branchenkollegen hofft auch Gerald Kerbl, dass sich doch noch ein Interessent findet, der das gut gehende Papiergeschäft übernimmt. Bis auf das Warenlager würde er alles verschenken, also Infrastruktur samt Lkw, samt Netzwerk: „Aber wenn kein Interesse da ist, kann ich es niemandem schenken.“