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Wirtschaft

Weniger Warenspenden an Sozialmärkte

Mehr und mehr Menschen in Wien sind auf Sozialmärkte angewiesen – dort kommen aber von Handel, Großhandel und Produktion weniger Lebensmittelspenden an. Über kommerzielle Initiativen werden diese Waren nämlich verbilligt verkauft.

In den neun Filialen des Sozialmarkts Foodpoint kaufen mittlerweile mehr als viermal so viele Personen ein wie vor Pandemiebeginn. Damals waren es 14.000, heute sind es über 60.000. In Österreich wurden durch die Tafeln und die SOMA-Sozialmärkte vergangenes Jahr mehr als 15.000 Tonnen Essen gerettet. 160.000 armutsgefährdete Menschen wurden so mit den Grundlagen für 30 Millionen Mahlzeiten versorgt. Gleichzeitig bekommen die Sozialmärkte weniger Lebensmittelspenden.

Denn immer mehr Supermärkte verkaufen ihre überschüssigen Lebensmittel selbst: verbilligt an Ort und Stelle oder über kommerzielle Initiativen wie TooGoodToGo. „Prinzipiell ist jede Maßnahme zur Bewusstseinsbildung gegen Lebensmittelverschwendung in der Allgemeinbevölkerung zu begrüßen“, sagte Alexandra Gruber, Obfrau des Verbands der österreichischen Tafeln. „Ob das allerdings genau bei den Lebensmitteln sein muss, die schon vorher von den Tafeln und somit für armutsbetroffene Menschen gerettet wurden, wage ich zu bezweifeln.“

Die App TooGoodToGo sieht sich in einer Stellungnahme gegenüber dem ORF als keine Konkurrenz: „Für uns ist es sehr wichtig, dass unsere Partnerbetriebe zuerst an karitative Organisationen spenden. Sollte dann immer noch etwas übrig bleiben, zum Beispiel Einzelportionen oder weil die Kühlkette sonst nicht eingehalten werden kann, dafür sind die Too Good To Go-Überraschungssackerl gedacht.“

Trockenwaren fehlen

Teuerung, Ukraine-Krise und die Auswirkungen der Pandemie lassen immer mehr Menschen Hilfe bei Tafeln und Sozialmärkten suchen, die Warenspenden nehmen aber dramatisch ab. Dabei ist der Bedarf an Lebensmitteln dieses Jahr um ein Drittel gestiegen. Besonders nachgefragt sind den Foodpoint-Sozialmärkten zufolge Trockenwaren wie Reis, Mehl und Zucker – diese werden seltener gespendet, weil sie ein langes Mindesthaltbarkeitsdatum haben.

Billa „spendet nicht weniger“

Pakete von Lebensmitteln, die bald verbraucht werden müssen, gibt es bereits in mehreren Supermarktketten verbilligt zu kaufen. Bei Billa beispielsweise kann man in einzelnen Wiener Filialen drei Kilogramm Obst und Gemüse um drei Euro kaufen. Dem Unternehmen zufolge spende man deshalb aber nicht weniger als vor einem Jahr – wobei der Bedarf nach günstigeren Lebensmitteln damals auch geringer war. Die Supermarktkette spendet nach eigenen Angaben im Jahr Lebensmittel im Wert von 27 Millionen Euro.