Goldbarren in unterschiedlicher Größe
APA/dpa/Sven Hoppe
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Chronik

Neuer Trickbetrug mit falschen Polizisten

Falsche Polizisten haben Ende Juli einen 86-jährigen Bewohner einer Seniorenresidenz in Favoriten zum Bestellen von Goldbarren im Internet veranlasst. Der Pensionist verständigte daraufhin die echte Polizei. Diese konnte einen Abholer festnehmen.

Das Opfer wurde telefonisch am 28. Juli kontaktiert, schilderte Gerhard Winkler, Leiter der LKA-Außenstelle Süd. Mit einer Spoof-Nummer – eine computertechnisch veränderte Nummer, bei der der Polizeinotruf 133 enthalten ist und auf der nicht zurückgerufen werden kann – machten die Täter dem Pensionisten weis, dass sie als Ermittler hinter einer Trickbetrügerbande her sind und seine Hilfe zum Fassen der Gruppe benötigen. Er solle auf einem Internetportal drei Goldbarren in Wert von mehr als 86.000 Euro bestellen und so die Bande anlocken helfen, Winkler zufolge eine bisher kaum bekannte Masche.

Onlineportal schickte Fakelieferung

Der Anrufer agierte dabei sehr bestimmt und bekam so sogar alle Online-Kontodaten des 86-Jährigen, sodass er selbst die Bestellung bei dem Online-Portal abwickelte. Zum Glück kam dem Senior die Geschichte „im Laufe des Tages spanisch vor“, sagte Winkler.

Er rief die echte Polizei an, die auf solche Fälle spezialisierte Fahnderin der Außenstelle, die aus ermittlungstaktischen Gründen namentlich nicht genannt werden wollte, nahm persönlich mit dem Opfer Verbindung auf. Sie kümmerte sich auch bei dem – sehr kooperativen – Online-Portal um die Rückabwicklung des Transfers, der Pensionist bekam sogar die überwiesene Summe retour, ihm entstand damit kein Schaden.

Das Portal war sogar so kooperativ, dass es eine Fakelieferung an den Pensionisten schickte. Das Paket sah genauso aus wie ein echtes mit Gold darin und war auch genauso schwer. Nur der Inhalt war deutlich wertloser, statt der Barren befand sich Eisen in der Lieferung.

Pensionist wurde von Polizei gecoacht

Das Opfer wurde unterdessen permanent von den falschen Polizisten mit Anrufen bombardiert. „Sie meldeten sich bis zu 15 Mal am Tag“, sagte Winkler. Am 2. August hielt der 86-Jährige das falsche Paket in Händen und teilte den Tätern bei einem ihrer Anrufe mit, dass er das Gold habe. Sie gaben ihm Anweisungen für die Übergabe und schöpften offenbar keinen Verdacht, dass der Pensionist mittlerweile gut gecoacht von der echten Polizei war.

Am Übergabeort lagen die Ermittler mit Unterstützung der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität am 2. August auf der Lauer. Gegen 17.00 Uhr holte ein 21-jähriger österreichischer Staatsbürger, in Wien geboren und mit türkischen Wurzeln, das vermeintliche Gold ab und wurde dabei festgenommen. Viel wusste der junge Mann bei seinen Einvernahmen nicht preiszugeben. Dass seine Hintermänner ihm für die Abholung etwa 1.000 bis 2.000 Euro versprochen hätten, war so ziemlich alles, was er zu sagen hatte.

Schulungen in Seniorenheimen

Selten kam bisher auch vor, dass die Täter ihre Opfer in Seniorenresidenzen auswählten, sagte Josef Janisch, Kriminalpräventionsbeamter in Wien. Immer wieder habe es in diesen Residenzen bzw. in deren Umfeld Straftaten gegeben, zum Beispiel Einschleich- und Trickdiebstähle oder Raubüberfälle auf der Straße in der unmittelbaren Umgebung, etwa wenn Bewohnerinnen ihren Schmuck zum Spaziergang mitgenommen hatten.

Entsprechend macht die Kriminalprävention auch Schulungen in Seniorenheimen und -residenzen, ebenso in Pensionistenclubs, bei Hausversammlungen und auf Messen. Darüber hinaus werden Bankmitarbeiter gebrieft. „Da geht es darum, dass sie aufpassen sollen, wenn ältere Menschen, die normalerweise 500 Euro im Monat abheben, auf einmal 80.000 oder 90.000 Euro aus der Bank mitnehmen“, erläuterte Janisch.

„Das macht die Polizei nicht“

Wer einen weniger modern klingenden Namen hat, muss annehmen, irgendwann einmal von den Trickbetrügern kontaktiert zu werden. „Ich rechne auch damit, angerufen zu werden. Oder kennen Sie einen jungen Menschen, der Josef heißt?“, fragte Janisch. Auch im Hinblick auf Angehörige sei es jedenfalls wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Polizei keine Wertsachen will. „Das macht die Polizei nicht, jemanden aufzufordern, im Internet Gold zu bestellen oder einem Beamten Wertgegenstände auszuhändigen“, sagte Winkler.