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Wirtschaft

Trotz Booms: Hotels für Strompreisdeckel

Die Touristenströme sind zurück in der Stadt. Nach harten Pandemiejahren floriert die Branche. Doch jetzt setzen die hohen Energiekosten den Betrieben zu. Branchenvertreter fordern deshalb einen Strompreisdeckel für die Stadthotellerie.

Trotz Sommerferienendes ist der Tourismusandrang weiter groß – nicht nur aus dem Hauptherkunftsland Deutschland: „Interessanterweise haben wir mehr Gäste aus dem Norden Europas, Dänemark Schweden“, berichtete Michaela Reitterer, Inhaberin des „Boutiquehotel Stadthalle“, am Donnerstagabend in „Wien heute“. Dominic Schmid, Hotellerie-Obmann in der Wirtschaftskammer Wien, nannte zudem Saudi-Arabien als „neuen Bringer im Sommer“.

Die Hotels erreichten über den Sommer nach langem wieder 80 Prozent Auslastung – auch dank der Rückkehr der Geschäftskunden. Inmitten dieser Aufholjagd wirft nun die Teuerung einen großen Schatten auf die Branche.

Viele Menschen vor Michaelerplatz
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Die Touristenströme sind seit Monaten zurück in der Stadt

Bilanz „in den seltensten Fällen“ positiv

„Wir haben jetzt zwei gute Monate gehabt, vielleicht drei gute Monate, aber das wird uns nicht über ein großes Minus hinweghelfen, über das Jahr gesehen, und wir haben viel höhere Kosten im Vergleichszeitraum 2019 – nicht nur Energiekosten, auch Mitarbeiterkosten. Und alle Lieferanten haben ihre Preise um mindestens zehn Prozent angehoben, das heißt es wird sich in den seltesten Fällen eine schwarze Null ausgehen“, so die langjährige Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung.

„Man muss sich vorstellen, in der Coronazeit hatten wir von zwei Jahren 16 Monate geschlossen und jetzt fehlt uns das Geld. Statt 70.000 Euro Stromkosten im Jahr plötzlich 150.000 Euro aufzubringen oder mehr – das ist nicht mehr möglich, und da brauchen wir dringend eine Unterstützung“, so ihr Kollege in der Wirtschaftskammer.

Seine Forderung: Ein Strompreisdeckel, nicht nur für Private, sondern auch für Hotels: „In Deutschland hat man ja bereits einen Deckel bzw. eine Bonusunterstützung für Energieabdeckung gegeben. (…) Das brauchen wir auch in Österreich, speziell für die Wiener Stadthotellerie ist das notwendig.“

Buchungen weiterhin sehr kurzfristig

Reitterer stößt ins selbe Horn: Man brauche einen Strompreisdeckel. Mit der Ungewissheit bei den Buchungen habe man aber gelernt zu leben: „Der Trend ist nach wie vor sehr, sehr kurzfristig. Wir haben jetzt lange keine Buchungen für November Dezember bekommen, es geht jetzt langsam los.“

Stadthotellerie fordert Strompreisdeckel

Obwohl die Nächtigungszahlen zuletzt wieder stark gestiegen sind, setzen die hohen Energiekosten den Betrieben immer mehr zu. Die Branchenvertreter fordern deshalb einen Strompreisdeckel für die Stadthotellerie.

„Menschen reisen, als ob es kein Morgen gebe“

Auch für Wiens Tourismusdirektor Norbert Kettner waren es im Sommer „gute zwei, drei Monate“. „Wir waren zum Beispiel im Juli das erste Mal bei den Umsätzen in der Gesamtnote in Wien über dem Niveau von 2019.“ Auch beim Anteil der internationalen Gäste befinde man sich in Wien wieder bei fast bei 80 Prozent. Doch Ausblicke zu machen, werde immer schwieriger, so Kettner im „Wien heute“-Interview. „Die letzten zweieinhalb Jahre haben das gezeigt. Wir haben jetzt im Sommer gesehen, dass die Menschen gereist sind, als ob es kein Morgen gebe hat.“

Doch die Teuerungen werden nach seiner Ansicht vieles verändern. Die bevorstehende Ballsaison, so sie stattfindet, sowie allgemein der Wintertourismus rund um Weihnachten seien jedoch wichtig. „Die Ballsaison bringt ungefähr 130 Millionen Euro an Wertschöpfung.“ Vor allem gebe es hier auch einen „starken psychologischen Faktor“. Man brauche die Christkindlmärkte und die Ballsaison, so Kettner, der hoffnungsvoll schließt: „Es gibt keine Alternative zum Optimismus.“