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Chronik

Missbrauch durch Lehrer: Womöglich Mittäter

Im Fall von jahrelangem sexuellem Missbrauch durch einen verstorbenen Wiener Lehrer könnte es Mittäter gegeben haben. Das geht aus einer Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Wien hervor.

In der von einem Opfervertreterteam eingebrachten Anzeige wird vom Verdacht auf zumindest zwei namentlich bekannte Mittäter aus dem Umfeld des Lehrers ausgegangen, wobei Verbindungen des Lehrers in die Wiener Sportvereinsszene ebenso aufgezeigt werden wie seine außerschulische Vortätigkeit. Bevor er 1996 an der Wiener Schule pragmatisiert wurde, soll der Mann seit 1990 in der Kinder- und Jugendbetreuung aktiv gewesen sein, darunter viele Jahre in einem Ferienhort am Wolfgangsee.

Feriencamp-Betreiber keine Fälle bekannt

Der Betreiber dieser Einrichtung teilte am Dienstagnachmittag der APA mit, der Pädagoge sei mit Unterbrechungen von 1990 bis 2010 als Betreuer tätig gewesen: „Bis heute ist uns allerdings kein Vorfall bekannt, der in unseren Camps stattgefunden hätte.“ Als Verein, der seit über 100 Jahren Feriencamps für Kinder durchführe, sei es „ein besonderes Anliegen, auch in unserem Umfeld zu unterstützen und gegebenenfalls umfassend aufzuklären“.

Hilfe im Krisenfall

Berichte über (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Österreichweit und in den Bundesländern gibt es Anlaufstellen, die Rat und Unterstützung im Krisenfall anbieten.

Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen. Hilfe für Jugendliche und junge Erwachsene bietet auch Rat auf Draht unter der Nummer 147.

„Der Schutz der uns anvertrauten Kinder hat oberste Priorität“, betonte die Einrichtung in einer der APA übermittelten schriftlichen Stellungnahme. Der Verein sei dabei, zeitnahe eine Clearingstelle einzurichten, an die sich ehemalige Camp-Teilnehmer oder Eltern bei offenen Fragen richten können.

Schulwartwohnung umfunktioniert

Betroffene und Zeugen berichten in der Sachverhaltsdarstellung von Übergriffen in mehreren Bundesländern. An der Schule soll der Lehrer eine ehemalige Schulwartwohnung im Erdgeschoss umfunktioniert haben. Ehemalige Schüler berichten von einem „autoritären Regime“ an der Bildungseinrichtung, Beschwerden von Schülern und Eltern sei nicht nachgegangen worden. Das Lehrerkollegium und das Direktorium wollen von den Vorgängen zulasten der Schüler nichts mitbekommen haben.

Bildungsdirektion hatte keine Kenntnis

Die Bildungsdirektion für Wien und die eingesetzte Kommission haben in einer schriftlichen Stellungnahme angegeben, keine Kenntnis über mögliche Mittäter zu haben – ansonsten hätte man sich mit einer Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft gewandt. Die am Dienstag bei dieser eingegangenen Sachverhaltsdarstellung kenne man nicht. Sollte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen erneut aufnehmen, könne der Schulbezug sicher leichter aufgeklärt werden.

Missbrauch durch Lehrer: Womöglich Mittäter

Im Fall von jahrelangem sexuellem Missbrauch durch einen verstorbenen Wiener Lehrer könnte es Mittäter gegeben haben. Das geht aus einer Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Wien hervor.

Die Kommission besteht aus Mitgliedern der Bildungsdirektion für Wien, der Kinder- und Jugendanwaltschaft und der Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Wien. Alle möglichen Betroffenen werden aufgerufen, sich mit Informationen oder Hinweisen direkt an diese zu wenden kommission@bildung-wien.gv.at

Fall kam durch Anzeige 2019 ins Rollen

Im Frühjahr 2019 wandte sich ein ehemaliger Schüler einer NMS in Wien-Leopoldstadt an die Wiener Männerberatung – als Betroffener von schwerem sexuellen Missbrauch durch einen Sportlehrer. „Er hat sich dann im Zuge dieses Beratungsprozesses entschieden, dass er eine Anzeige machen möchte – auch in der Annahme, dass noch weitere möglicherweise aktuell Jugendliche betroffen sein könnten“, sagte Hubert Steger, zuständiger Psychologe der Männerberatung. „Wir haben das dann mit ihm vorbereitet und ihn auch zur Polizei begleitet.“

Nach einer Hausdurchsuchung und der Beschlagnahmung von mehreren Festplatten und Handys mit teils pornografischen Fotos und Videos beging der Lehrer Suizid. Über den Missbrauchsverdacht dürfte es damals an der Schule nur Gerüchte gegeben haben.

Namen von vielen Opfern nicht bekannt

Obwohl der Lehrer starb, ermittelt die Polizei vorerst weiter – vor allem, wer die Opfer auf den sichergestellten Aufnahmen sind. Erst vor wenigen Tagen gab die Männerberatung an, dass es circa 40 Betroffene geben könnte. Wobei die Hälfte gar nichts von den Aufnahmen wissen dürfte.