Aussenaufnahme des KH Nord: Eingang mit Aufschrift „Notfall“
APA/Hans Klaus Techt
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Gesundheit

Gefährdungsanzeige auch an Klinik Floridsdorf

Nach der Urologieklinik am AKH gibt es nun auch für die Gynäkologie und Geburtenstation der Klinik Floridsdorf eine Gefährdungsanzeige. Es sei nur ein Notbetrieb möglich. Zuletzt gab es in den Wiener Spitälern über 50 Gefährdungsanzeigen binnen 17 Monaten.

Laut Beantwortung einer schriftlichen Anfrage der Grünen durch Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) gab es allein bis zum Frühjahr 53 sogenannte Gefährdungsanzeigen aus allen städtischen Kliniken. Die Mehrzahl der Probleme sei auf Klinikebene gelöst worden, heißt es.

Eine Gefährdungsanzeige bedeute aber nicht per se, dass das System dort zusammenbreche, betonte ein Sprecher von Hacker gegenüber Radio Wien am Freitag. Es würden dadurch größere und kleinere Missstände aufgezeigt. Darunter würde etwa auch fallen, wenn Aufenthaltsräume temporär nicht genutzt werden können.

Spitäler: 50 Gefährdungsanzeigen

Nach der Urologie im AKH gibt es jetzt auch in der Klinik Floridsdorf in Wien eine Gefährdungsanzeige. Betroffen ist die Kindermedizin. Die Nachsorge für Geburten wurde ausgelagert. Seit Mai sind 50 Gefährdungsanzeigen gelegt worden. Das Problem ist der Personalmangel auch verursacht durch die Pensionierungswelle.

Gesundheitsverbund räumt Personalmangel ein

Aktuell sorgen zwei Gefährdungsanzeigen für Schlagzeilen: Am AKH brachte diese der Primar der Urologieklinik ein, an der Klinik Floridsdorf die Kinderärztinnen und -ärzte. Wie die „Kronen Zeitung“ am Freitag berichtete, ist in der Klinik Floridsdorf in der Gynäkologie und Geburtenstation nur noch eine Art von Notbetrieb möglich. Die Nachsorgeambulanz ist schon gesperrt, bestätigte der Wiener Gesundheitsverbund der Zeitung.

Selbst an der Belastungsgrenze, sollen die Kinderärztinnen und -ärzte laut „Krone“ „Crashkurse“ belegen, um in der ausgedünnten Neugeborenenabteilung aushelfen zu können. Dort sind von sieben Facharztposten nur fünf besetzt. Dazu kommen Ausfälle durch Krankheit. Ein reguläres Dienstrad sei nicht mehr möglich.

Der Wiener Gesundheitsverbund räumt gegenüber Radio Wien den Personalmangel in der Klinik Floridsdorf ein. Begründet wird dieser unter anderem mit Krankenständen und Abgängen. Im Bereich der Neonatologie werde der Betrieb aktuell durch Unterstützung von Ärztinnen und Ärzten aus anderen Kliniken sichergestellt. In der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe sei die Akutversorgung sichergestellt. „Es kann jedoch dazu kommen, dass vereinzelt Patientinnen an andere Kliniken verwiesen werden müssen“, heißt es in einer Stellungnahme.

Viele Betten an Urologieklinik gesperrt

An der Urologieklinik am Wiener AKH können derzeit nur 24 der 48 Normalpflegebetten belegt werden, weil es nicht genug Pflegekräfte gibt, bestätigte eine Sprecherin des Spitals nach Medienberichten gegenüber Radio Wien. Es kommt zu Verschiebungen von geplanten Operationen. Kurzfristig habe es aufgrund von CoV-Krankenständen nur 14 Betten gegeben.

Die Personalbesetzungsprobleme gebe es schon seit längerer Zeit, weil der ärztliche Leiter mit dem Pflegepersonal nicht gut zusammenarbeite und sich deswegen mehrere Pflegekräfte versetzen hätten lassen, so die AKH-Sprecherin. Die Versorgung von akuten Erkrankungen und Notfällen sei aber jederzeit gewährleistet, wurde betont.

Streit um Verantwortung zwischen Stadt und Ärztekammer

Stadt und Ärztekammer schieben sich die Verantwortung für die Situation gegenseitig zu. Gesundheitsstadtrat Hacker will jetzt die Innenrevision bei der Urologieklinik vorbeischicken, bestätigte sein Büro gegenüber Radio Wien Medienberichte. Die Wiener Ärztekammer gibt hingegen dem Wiener Spitalskonzept die Schuld.

Für Stefan Ferenci, Obmann der Kurie angestellte Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, ist die Überlastung „nicht Schuld der Abteilung, sondern eine Folge des nicht zu Ende gedachten Spitalskonzepts, das die Schließung von Urologiestationen beinhaltet“, wie er am Donnerstag sagte. „Der Primar hat den Dienstweg monatelang eingehalten, das Versagen hier liegt eindeutig aufseiten des politischen Managements, das schlussendlich Patientinnen und Patienten gefährdet.“

Gewerkschaft: 200 Pflegefachkräfte fehlen alleine im AKH

Die Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien fordert nun alle Primarärztinnen und -ärzte, Ober- sowie Fachärztinnen und -ärzte auf, dringend Gefährdungs- und Überlastungsanzeigen bei entsprechender Notlage abzufassen und zur eigenen Absicherung auch an die Ärztekammer für Wien zu senden.

Der Personal- und Gewerkschaftsvorsitzende im Wiener AKH, Wolfgang Hofer, wies in einer Aussendung am Donnerstag auf den generellen österreichweiten Mangel an Pflegekräften hin. „200 Fachkräfte in der Pflege fehlen alleine im AKH“, so Hofer. Rund 2.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer seien es im Wiener Gesundheitsverbund, davon knapp 1.000 aus der Pflege.