Nach dem Motto „Voll meins! – Entdecke den schönsten Beruf der Welt“ werden in Wien händeringend Tagesmütter und Tagesväter gesucht. In den letzten beiden Jahren haben viele den Job gewechselt oder aufgehört, wie Anita Koppenhofer-Kaufmann, Leiterin der Kinderbetreuung beim Wiener Hilfswerk, sagte: „Wir suchen beim Wiener Hilfswerk rund 20 bis 30 Tagesmütter.“
Schreiende Kinder im Homeoffice
Vor allem geänderte Familienverhältnisse durch die Pandemie habe zu dem Rückgang geführt. „Es gab Trennungen und Scheidungen. Der Arbeitsplatz des Ehepartners hat sich ins Homeoffice verlagert. Es ist natürlich schwierig, wenn der Ehepartner zu Hause ist und seine Ruhe haben will, und daneben kreischen fünf Tageskinder. Das funktioniert nicht so gut“, sagte Koppenhofer-Kaufmann.
Insgesamt gibt es in Wien drei große Trägervereine, die Tagesmütter und -väter fix anstellen: Neben dem Hilfswerk sind das die Volkshilfe und der Verein Eltern für Kinder. Alle drei haben derzeit etwa 100 Stellen für die Kinderbetreuung frei. Laut dem Bundesverband der Tagesmütter und -väter steigt die Nachfrage auch deswegen, weil es teilweise lange Wartelisten bei Kinderkrippen und Kindergärten gibt.
Hohe Nachfrage bei Kindern mit Behinderung
Bei Kindergärten und -krippen sei es abhängig vom Bezirk, sagte Koppenhofer-Kaufmann. In Bezirken, wo neue Kindergartenstandorte eröffnet werden, sei die Nachfrage nach Tagesmüttern und -vätern geringer. Oft entscheiden sich Eltern aber bewusst für die Erziehung in Kleingruppen. „Wo die Nachfrage massiv ist, ist bei Kindern mit Behinderung“, sagte sie. „Da werden Tagesmütter und -väter klar bevorzugt.“ In dem Bereich erhofft sich das Hilfswerk auch noch mehr Unterstützung von der Stadt Wien.