Ein Klassenzimmer mit Schüler:innen
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Politik

Lehrermangel großes Thema im Landtag

In Wien waren zum Schulstart alle Volksschulklassen mit Klassenlehrerinnen bzw. -lehrern besetzt. Das hat Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) am Mittwoch im Landtag versichert. In einigen Fällen gab es nur eine temporäre Lösung. Kritik kommt von der Opposition.

In Wien gibt es 278 Volksschulstandorte mit 3.800 Klassen, erklärte Wiederkehr. „Mit Schulbeginn gab es keine Klasse, die nicht besetzt war“, hielt er fest. Lediglich zwölf Klassen – also rund 0,3 Prozent – hätten zu Schulbeginn nur über temporär eingesetzte klassenführende Lehrkräfte verfügt.

„Unangenehme Überraschungen“ zu Schulbeginn

Entgegen anderslautender Meldungen sei auch in jeder Schulklasse unterrichtet worden, berichtete Wiederkehr. Der Schulstart habe sehr gut geklappt. Dass man kurzfristig Ersatz für ausgefallene Klassenlehrer finden muss, kommt laut dem Ressortchef immer wieder vor.

„Das ist heuer keine Ausnahme“, sagte Wiederkehr. Immer wieder komme es etwa zu Schulbeginn zu „unangenehmen Überraschungen“, wenn Lehrkräfte nicht erscheinen. Dies müsse dann entweder am Standort oder durch Personen aus anderen Schulen kompensiert werden.

Wiederkehr kritisiert Bund

Generell seien die Herausforderungen in Sachen Personal aber derzeit besonders hoch. „Wir können nicht Lehrkräfte herzaubern, wenn zu wenig ausgebildet worden sind.“ Die Verantwortung dafür habe „einzig und allein“ der Bund. Dieser habe seine Hausaufgaben nicht gemacht, kritisierte Wiederkehr.

So sei etwa die Pensionierungswelle nicht vorhergesehen worden. „Das betrifft ja nicht nur Wien“, gab Wiederkehr zu bedenken. In Vorarlberg etwa hätten ganze Schulen nicht öffnen können. „Ich glaube, es war gut, die Dimension zurechtzurücken“, befand Bürgermeister Michel Ludwig (SPÖ) anschließend im Landtag. Der Prozentsatz bei den temporären Klassenlehrern sei „durchaus vertretbar“, befand er – auch wenn jeder Fall einer zu viel sei, wie er hinzufügte.

Kritik der Opposition

Die Wiener Grünen werfen Wiederkehr Missmanagement vor. Sie sprechen wörtlich von Chaos im Bildungsbereich. Die Personalnot an den Wiener Pflichtschulen nahm laut Bildungssprecherin Julia Malle besorgniserregende Ausmaße an. Schulen haben demnach wochenlang Notfallstundenpläne schreiben müssen. Zudem verlassen immer mehr Lehrende das Klassenzimmer. Zum einen orientieren sie sich neu und wechseln in einen anderen Beruf. Zum anderen wechseln Lehrerinnen und Lehrer nach Niederösterreich.

Die Wiener ÖVP spricht von einem hausgemachten Versagen im Wiener Bildungsbereich und macht Lehrermangel sowie Versagen im Bildungsressort zum Thema. Laut ÖVP, die sich auf einen Schriftverkehr der Bildungsdirektion beruft, haben zwölf Wiener Volksschulklassen immer noch keine klassenführende Lehrkraft und werden lediglich mitbetreut. Zumindest für eine Klasse würden sogar keine Lehrkräfte verfügbar sein. Zudem würde Lehrpersonal auch Wochen nach Schulbeginn noch auf Zuweisung, Dienstvertrag oder Gehalt warten.