Eine AUA-Boeing 777 mit der Kennung OE-LPF
APA/ Robert Jäger
APA/ Robert Jäger
Wirtschaft

AUA zahlt Staatskredit vorzeitig zurück

Die Austrian Airlines (AUA) zahlt den 2020 gewährten und vom Staat besicherten Kredit mit Jahresende vorzeitig zurück. Von den anfangs 300 Mio. Euro waren noch 210 Mio. Euro offen. Stattdessen erhält man vom Mutterkonzern Lufthansa eine Kreditlinie.

Aufgrund der hohen Liquidität nach einem starken Sommerquartal und einer Kreditlinie des deutschen Mutterkonzerns Lufthansa könne man den Kredit frühzeitig und vollständig tilgen, teilte die Fluggesellschaft am Donnerstag mit. Die AUA flog im Sommer 110 Mio. Euro Gewinn ein.

Umsatz im dritten Quartal verdoppelt

Man sei stolz, den Kredit vorzeitig zurückzahlen zu können, „auch wenn die tiefen finanziellen Narben der Pandemie erst in ein paar Jahren ganz verheilt sein werden“, erklärte AUA-Vorstandschefin Annette Mann in der Presseaussendung. Ursprünglich wäre der Kredit bis Ende 2025 gelaufen.

Nach dem Pandemietief der vergangenen beiden Jahre verbuchte die AUA heuer in den Ferienmonaten Juli und August sowie im September hohe Umsätze und einen dreistelligen operativen Gewinn. Der Umsatz hat sich gegenüber dem dritten Quartal 2021 mehr als verdoppelt, von 304 auf 687 Mio. Euro. Der Quartalsumsatz lag sogar um sechs Prozent bzw. 39 Mio. Euro über dem letzten Sommerquartal vor Ausbruch der weltweiten Pandemie.

Bestes Quartalsergebnis seit Jahrzehnten

Der Betriebsgewinn (Adjusted EBIT), bei dem Bewertungsänderungen der Flugzeugflotte herausgerechnet sind, sei mit 110 Millionen Euro das beste Quartalsergebnis seit Jahrzehnten, hieß es in der AUA-Mitteilung. Im Sommerquartal 2021 schaffte die Airline mit zwei Millionen Euro nur knapp schwarze Zahlen. Ohne die hohen Kosten für Kerosin wäre der Gewinn heuer noch höher ausgefallen.

Wie hoch die Kreditlinie ist, die die AUA vom Mutterkonzern erhält, bezifferte das Unternehmen nicht. Die AUA war im Juni 2020 nach der ersten Pandemiewelle von der türkis-grünen Bundesregierung mit insgesamt 450 Mio. Euro gerettet worden. 150 Mio. Euro flossen direkt von der Staatskasse auf die Konten der Airline und mussten nicht zurückgezahlt werden. Für den 300 Mio. Euro schweren Kredit übernahm die Republik die Haftung. Weitere 150 Mio. Euro schoss die Eigentümerin Lufthansa zu.

Mehr Personal noch im Herbst

Schwer vorhersehbar sei auch die Entwicklung der Ticketpreise, die ebenso von den Kosten für Treibstoff getrieben werden, wie AUA-Vorstand Michael Trestl erklärte. In der jüngeren Vergangenheit lagen die Preisen in etwa um 20 bis 30 Prozent über dem Niveau von vor der Pandemie. Er erwarte, dass sich daran demnächst nichts gravierend ändern werde. Eine genauere Prognose wolle er aber nicht wagen.

Optimistisch gab sich Trestl mit Blick auf die nächsten Monate. „Der Buchungsbestand liegt bis Februar bei ungefähr 70 bis 80 Prozent über dem Vorjahr. Das bedeutet, er ist ungefähr auf dem Niveau von 2019, also vor der Krise.“ Für das Jahresergebnis erwartet man in den Reihen der Airline dennoch keine schwarzen Zahlen, die man erst für das kommende Jahr anpeilt. Dafür sei das Ergebnis im ersten Halbjahr noch zu schwach ausgefallen, so Mann.

Weiter aufgestockt werden soll beim Personal. Noch im Herbst will die AUA mindestens 35 Piloten einstellen, weitere 15 Anfang des kommenden Jahres. Außerdem sollen etwa 200 Flugbegleiter angeheuert werden. In diesem Kontext hob Vorstand Francesco Sciortino lobend das zuletzt für die bestehende Belegschaft geschnürte Gehaltspaket hervor, das unter anderem ein schrittweises Ende des Gehaltsverzichts für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie in weiterer Folge auch Gehaltserhöhungen bringt.

Sparpaket für Beschäftigten „sofort zurücknehmen“

In Anbetracht des erfolgreichen dritten Quartals und der Möglichkeit der vorzeitigen Rückzahlung der Staatshilfen fordert die Gewerkschaft vida, das Sparpaket für die Beschäftigten „sofort zurückzunehmen“. „Ich nenne so etwas foul play seitens des AUA-Managements bei den Sonderkollektivvertragsverhandlungen zum Inflationsausgleich, da dabei kein Wort von den heute bekannt gewordenen Entwicklungen zu vernehmen war“, kritisierte Daniel Liebhart, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Luftfahrt. Die AUA betont dazu, dass die Staatshilfen 2020 ohne den Gehaltsverzicht im „Krisen-KV“ nicht gewährt worden wären.

Hohe Finanzhilfen für Lufthansa

Der Lufthansa-Konzern als Ganzes musste mit Staatshilfen mehrerer Länder vor dem Aus gerettet werden. Diese machten in Summe neun Milliarden Euro aus. Im Heimatland Deutschland wurden die Finanzhilfen bereits Ende 2021 komplett getilgt. In der Schweiz stieg die Tochterairline Swiss heuer im Juni aus ihrem vom Schweizer Staat verbürgten Milliardenkredit aus.

Wie die AUA sieht sich auch die Lufthansa nach einem lukrativen Sommerquartal auf gutem Weg aus der Coronakrise. „Die Lufthansa Group hat die Pandemie wirtschaftlich hinter sich gelassen und blickt optimistisch nach vorne“, sagte Vorstandschef Carsten Spohr bei der Vorlage der Quartalszahlen in Frankfurt. Im dritten Quartal schrieb die Lufthansa einen operative Gewinn von 1,1 Mrd. Euro, womit sich der Wert mehr als vervierfacht hat.