Ein graustilisiertes Frauenantlitz blickt nun als 176 Quadratmeter großes Monumentalwerk in den Zuschauerraum. Die 25. Ausgabe des von museum in progress konzipierten Projekts wurde am Mittwoch präsentiert und ist bis Juni 2023 in der Staatsoper zu sehen.
„Ein bisschen unheimlich“
„Vollkommen angenehm ist sie bestimmt nicht – vielleicht auch ein bisschen unheimlich“, konstatierte Jurymitglied Daniel Birnbaum zum neuen Monumentalporträt. Cao sei nun einmal eine durchaus gesellschaftskritische Künstlerin: „Aber sie ist eine politische, kritische Künstlerin, die noch in China arbeiten kann.“
Die 1978 in China geborene Cao arbeitet primär mit den Elementen Video, Fotografie und Installation. In virtuellen Welten beschäftigt sie sich mit Themen wie Wirtschaftswachstum, Globalisierung und Digitalisierung. Ihre Werke wurden bereits in renommierten Institutionen wie dem Pariser Centre Pompidou, dem New Yorker Guggenheim und den Londoner Serpentine Galleries gezeigt. Für ihre Ausstellung in der Wiener Secession 2015 ersetzte sie den berühmten Schriftzug „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“ durch chinesische Schriftzeichen.
Erstmals chinesische Künstlerin
Cao ist die 25. Künstlerin und erste Chinesin, die auserkoren wurde, den 176 Quadratmeter großen, originalen Eisernen Vorhang an der Staatsoper zu verhängen. Bereits seit 1998 wird die Arbeit des ob seines Engagements während der NS-Zeit umstrittenen Rudolf Eisenmenger (1902-1994) in Kooperation mit dem museum in progress von einer jährlich wechselnden Arbeit mit Magneten verdeckt. Das museum in progress veröffentlicht überdies eine signierte Edition von Cao, deren Erlös zum Projekt „Eiserner Vorhang“ beiträgt, wie Geschäftsführer Kaspar Mühlemann Hartl ankündigte.