Baukräne auf einer Baustelle
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Wirtschaft

Baubranche: „Dramatische Einbrüche“

Baustellen könnten im Stadtbild bald deutlich seltener werden. In der Baubranche wird ein starker Rückgang bei den Aufträgen erwartet, für 2024 gar ein Absturz befürchtet. Der Wiener Bauträger-Sprecher Hans Jörg Ulreich erwartet „dramatische Einbrüche“.

„Für die private Immobilienwirtschaft sind die Baukosten gestiegen um 40 Prozent, die Grundkosten sind gestiegen. Und 50 Prozent der Kunden kriegen keine Finanzierung mehr", schildert Ulreich im Interview mit „Wien heute“. Für das nächste Jahr sieht der Sprecher der Bauträger in der Wiener Wirtschaftskammer schon deutlich weniger Aufträge, für 2024 einen Einbruch: "Ich erwarte da dramatische Einbrüche um 70 bis 80 Prozent.“

Mit schlechteren Zeiten rechnet auch Güner Ayaz, Geschäftsführer der Ay-Ka Bau GmbH, die vielen großen Bauprojekten in der Stadt mitmischt, etwa beim Parlamentsumbau. „Die Bauwirtschaft war jahrelang verwöhnt mit den Aufträgen. Jetzt kommen ein bisschen stillere Zeiten", meint Ayaz. Um sein Unternehmen mache er sich keine Sorgen, doch für Kleinstunternehmer "wird es sehr schwierig an Aufträge zu kommen, die lukrativ sind.“

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Kritik an Vorteilen von Genossenschaften

Neben Teuerung und steigenden Kreditzinsen gibt es laut Ulreich auch strukturelle, hausgemachte Probleme. So sieht er es als problematisch an, dass zu viel Wohnraum auf früheren Grünflächen neu gebaut wird, weil da auch teure Infrastruktur wie die „Öffi“-Anbindung mitfinanziert werden müsse. Stattdessen sollten Altbauten saniert und ausgebaut werden.

Ulreich ortet dabei auch eine unfaire Konkurrenzsituation, weil die Neubauten auf früherem Grünland vor allem von Genossenschaften mit meist gutem Kontakt zur Stadt errichtet würden. „Eine Genossenschaft kann 500 Euro pro Quadratmeter Genossenschaftsbeitrag einheben. Wenn ich das mache, ist das eine verbotene Ablöse. Eine Genossenschaft zahlt keine Körperschaftssteuer, ich zahle 30 Prozent“, kritisiert Ulreich. Zudem bekomme eine Genossenschaft Wohnbauförderung und günstig Grundsstücke: „Aber die Preise werden verglichen.“