Stühle im Zuschauerraum Burgtheater
Burgtheater/Marcella Ruiz Cruz
Burgtheater/Marcella Ruiz Cruz
Wirtschaft

Starke Unterschiede bei Kartenverkauf

Pandemie und Teuerung haben das Publikumsverhalten verändert. Im Burgtheater lag die Auslastung zuletzt bei rund 60 Prozent. Viele Konzertsäle werden aktuell nur von „großen Namen“ gefüllt. Dennoch zeigt sich die Kulturbranche optimistisch.

Das Burgtheater und Akademietheater kamen im Oktober durchschnittlich auf eine Auslastung von über 60 Prozent, in der letzten Oktoberwoche war das Akademietheater zu 70 Prozent gebucht. „Der Trend stimmt, die Zahlen entwickeln sich positiv“, heißt es aus dem Pressebüro des Burgtheaters. Eine ähnliche Situation verzeichnet die Volksoper, die seit Saisonbeginn eine durchschnittliche Auslastung von 70 Prozent hat.

Optimismus im Theater in der Josefstadt

Auch im Theater in der Josefstadt zeigt man sich optimistisch: Der September sei zwar schwach gewesen, der Oktober jedoch sehr gut und der November gebe Anlass zur Freude. Die Gesamtauslastung liegt seit Saisonbeginn bei 73,04 Prozent, bei den Kammerspielen der Josefstadt bei 77,01 Prozent.

Zwei Jahre Pandemie hätten ihre Spuren hinterlassen. „Alle Kulturveranstalter werden etwas Zeit brauchen, um wieder Rekord-Ergebnisse einzufahren, aber ich bin mir sicher, wir in Wien schaffen das“, erklärt Christiane Huemer-Strobele, die Marketing-Direktorin des Theater in der Josefstadt.

Die Wiener Staatsoper beurteilt die Lage positiv, was nicht zuletzt auf den Tourismus zurückzuführen sei. 40 Prozent der verkauften Septemberkarten sind an Touristinnen und Touristen gegangen. Im Oktober war das große Haus zu rund 95 Prozent ausgelastet, im November liegt die Zahl bisher bei circa 97 Prozent.

Schwierige Zeiten für Liveacts

Durch die Pandemie würden die Menschen eher spontan entscheiden, ob sie eine Veranstaltung besuchen oder auf ein Konzert gehen. „Wir sehen, dass im Kulturbereich 20 bis 60 Prozent ausbleiben. Das sind 20 bis 60 Prozent leere Plätze, das ist kein schöner Anblick, weder für die Künstler noch für den Besucher noch für den Eigentümer, wenn er dann die Abrechnungen sieht“, sagt Christoph Klinger, Chef der CTS Eventim Austria GmbH, zu der auch Oeticket gehört.

Es werden mehr Tickets bei Abendkassen gekauft, berichtet Hannes Cistota, der Musikchef im Wiener WUK. „Die Leute glauben, vielleicht kommt die Band gar nicht oder die Tour wird abgesagt. Man wartet bis zuletzt“. Wegen des schwachen Vorverkaufs würden sich die Absagen häufen. Die deutsche Band Tocotronic verschob ihre Tournee und Mavi Phoenix musste überhaupt absagen. Aktuell werden die Säle eher von großen Namen gefüllt. „Die Mitte bricht weg, wenn man so will“, so Cistota. „Ganz oben, die Rock-Dinosaurier, die verkaufen sehr gut, bis ausverkauft.“

Publikum kämpft mit Teuerung

Die Pandemie und die Teuerung hätten das Publikumsverhalten jedenfalls deutlich verändert. Laut einer aktuellen SORA-Umfrage ist in Österreich bereits jeder Zweite zu Einsparungen gezwungen. Peter Zellmann vom Institut für Freizeitforschung erklärt gegenüber „Wien heute“, dass die Menschen zuallererst bei der Kultur sparen würden, weil sie denken, sie können das später nachholen. Rund ein Drittel der Menschen, die derzeit keine Kultur genießen, geben laut Zellmann finanzielle Gründe an.