Oskar Werner
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Kultur

100. Geburtstag von Oskar Werner

Charismatischer Bühnenberserker, rebellischer Künstler, schwieriger Mensch: Am Sonntag, jährt sich Oskar Werners Geburtstag zum 100. Mal. Früher Ruhm, hohe Sensibilität und ein letztendliches Scheitern am Leben haben das Leben des Künstlers mit dem markanten Timbre geprägt.

Noch heute, 38 Jahre nach seinem Tod, ist der Mythos Oskar Werner ungebrochen. Die Schauspiellegende wird gebührend gefeiert, bereits seit März im Metro Kinokulturhaus mit einer großen Ausstellung unter dem Titel „Mythos Mensch Kunst“. Neben der noch bis Jänner zu sehenden Schau begeht man seinen Geburtstag am 13. November mit einem ganzen Oskar-Werner-Tag.

Veranstaltungshinweis

100 Jahre Oskar Werner. Mythos Mensch Kunst. Metro Kinokulturhaus, Johannesgasse 4, 1010 Wien, bis 23. Jänner 2023.

Zum Auftakt gibt es ein Filmfrühstück mit dem „Narrenschiff“, gefolgt von Spezialführungen durch die Schau, während im Pleskow-Saal TV-Aufzeichnungen aus dem Theater an der Wien mit Werner laufen, bevor Nikolaus Habjans Puppenhommage an die Legende zu erleben ist. Zum Abschluss wird die neue Dokumentation „Who is Oskar Werner?“ von Werners Sohn Felix als Premiere gezeigt.

Unverwechselbare Stimme

Der früh schauspielinteressierte Werner wurde am 13. November 1922 in Wien mit dem Namen Bschließmayer geboren. Nach der frühen Scheidung der Eltern wuchs der kleine Oskar bei seiner Mutter auf. Mit 19 Jahren kam Bschließmayer ans Burgtheater, ohne je Schauspielunterricht genossen zu haben. Den Vornamen seines Idols Werner Krauß machte er zum neuen (amtlichen) Nachnamen und begann eine „klassische“ Karriere.

Radio-Wien-Beitrag zum 100. Geburtstag Oskar Werners

Prädestiniert durch seine jungenhaft-fragile Erscheinung spielte er Don Carlos, Torquato Tasso und Hamlet eindringlich, mit suggestiver Körpersprache und unverwechselbarer Stimme. Den Zenit erreichte Werner hier in den 50er Jahren. Mehr und mehr entwickelte er sich zu einem Verkünder des „wahren Theaters“. Das neu entstehende Theater der Regierevolutionäre widersprach Werners Überzeugung, denn in Anlehnung an Max Reinhardt beharrte er auf der Vorherrschaft des Schauspielers und des Ensembles.

Das Foto zeigt Oskar Werner von der Seite, 1983
Michael Horowitz
Oskar Werner auf einem Foto von Michael Horowitz

Werners Handabdruck in Hollywood

Auch in Hollywood behielt er seine Kompromisslosigkeit bei. Die internationale Filmwelt war auf Werner aufmerksam geworden, als er 1948 in „Der Engel mit der Posaune“ von Karl Hartl mitgewirkt hatte. „Entscheidung im Morgengrauen“ (1951) brachte ihm Ruhm von Publikum und Kritik ein. Sogar seinen Handabdruck hinterließ er am Hollywood Boulevard. Den Siebenjahresvertrag mit der 20th Century Fox brach Werner, da er mit den angebotenen Rollen nicht einverstanden war.

Sendungshinweis

13.11.: „Oskar Werner – Mensch und Mythos“ ab 23.05 Uhr, ORF2, ab 23.45 Uhr „Das Narrenschiff“. Ö1-Hörspiel „Leonce und Lena“ von 1958, mit Werner als Leone, ab 14.00 Uhr.

Zurück in Europa ließ sich er sich dann unweit der alten Heimat, in Triesen, Liechtenstein, nieder. Eine europäische Filmkarriere begann: 1955 spielte er in Georg Wilhelm Pabsts Film „Der letzte Akt“ und in Franz Antels „Spionage“ nach einem Drehbuch Alexander Lernet-Holenias. Es folgte Max Ophüls’ „Lola Montez“. 1961 begann Werners Zusammenarbeit mit Francois Truffaut, welcher die Filme „Jules et Jim“ und „Fahrenheit 451“ (1966) entstammen.

Triumph und Debakel

Den Höhepunkt seiner gesamten Karriere erreichte er mit der Darstellung des Schiffsarztes Dr. Schumann in Stanley Kramers „Das Narrenschiff“ (1964). Damit wurde er nicht nur für den Oscar nominiert, sondern auch mit dem New-York-Film-Critics-Award ausgezeichnet. Im britischen Thriller „Der Spion, der aus der Kälte kam“ (1965) spielte Werner neben Richard Burton. 1976 stand er das letzte Mal in Stuart Rosenbergs Flüchtlingsfilm „Voyage of the Damned“ vor der Kamera.

Die wirklich große Filmkarriere scheiterte jedoch an Werners Ansprüchen, die ihn zahlreiche Angebote ablehnen ließen – und am Alkohol. So überschattete der Alkohol Hand in Hand mit Depressionen, gescheiterten Projekten und einem Debakel mit seinem Wachau-Festival 1983 die letzten Jahre des Künstlers. Auf der Vorbereitung für eine Lesetournee durch Deutschland versagte Werner das Herz am 23. Oktober 1984 in Marburg an der Lahn.