Neugeborenes Kind
APA/dpa/Sebastian Gollnow
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Gesundheit

Erfolg bei Studie zu Wochenbettdepression

Bis zu 15 Prozent aller Mütter leiden an einer Wochenbettdepression. Dieses mangelnde Fürsorgeverhalten beeinträchtigt nicht nur sie, sondern auch ihre Babys. Jetzt hat die MedUni Wien erste Schritte zur Behandlung gemacht.

Im Rahmen einer Studie wurden bei Mäusen jene Nervenzellen im Gehirn identifiziert, die beim Erlernen von mütterlichem Fürsorgeverhalten aktiv werden. Im Labor konnten diese Nervenzellen bei Mäusen aktiviert werden, die Mäuse dazu brachten, Fürsorgeverhalten zu erlernen: „Wir wissen nun, dass es einen spezifischen und isolierten neuronalen Schaltkreis gibt, den man ansprechen könnte möglicherweise, um therapeutische Interventionen zu setzen“, so Forschungsleiterin Daniela Pollak.

So wird es etwa bei Weibchen bestimmter Tiere, die noch nie Junge gehabt haben, möglich, „nach wiederholter Erfahrung mit den Jungen fürsorgliche Verhaltensweisen zu erlernen, die denen von Muttertieren vollständig gleichen“, so Pollak. Das betrifft zum Beispiel das Zurückbringen von Jungtieren, die sich außerhalb des Nests befinden, in den Nestbereich, wo sie warmgehalten und vor Feinden geschützt werden.

Verschiedene Gründe für fehlendes Fürsorgeverhalten

Normalerweise wird das Fürsorgeverhalten durch Schwangerschaft und Geburt sozusagen automatisch aktiviert. Die Mutter kümmert sich instinktiv um ihr Kind, ohne Vorkenntnisse, ohne Anweisungen zu bekommen. Doch verschiedene Krankheitsbilder wie postpartale Depressionen oder postpartale Psychosen können ein verändertes Fürsorgeverhalten und eine gestörte Mutter-Kind-Bindung nach sich ziehen. Jetzt konnten die Forschenden zeigen, dass es einen Weg geben könnte, das trotzdem zu lernen.

Die Studie habe gezeigt, auf welchen Schaltkreisen im Gehirn es passiert, dass man es auch wirklich über Erfahrung lernen kann. Ziel der Forschung ist es, für solche Frauen eine Behandlungsmethode zu finden. Dafür seien Medikamente ebenso vorstellbar wie zum Beispiel Elektrostimulationen, wie sie etwa bei Depressionen erfolgreich angewandt werden. Dem normalerweise natürlich vorhandenen mütterlichen Fürsorgeverhalten könne sozusagen auf die Sprünge geholfen werden. Das „Wie“ ist aber noch offen.

Nächster Schritt ist Forschung am Menschen

Als einen der nächsten Schritte kündigte Pollak eine Studie an, um zu sehen, ob dieser Schaltkreis beim Menschen tatsächlich auch vorhanden ist, wie er aktiviert oder weniger aktiviert ist. Man wisse ja aus Beobachtungen zum Beispiel von Adoptiveltern, dass auch Menschen Fürsorgeverhalten erlernen können. Die Forschung soll also weg vom Tier hin zum Menschen wechseln. Es soll untersucht werden, ob Patientinnen tatsächlich auf therapeutische Interventionen ansprechen.

Die Studie wurde von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern rund um Daniela Pollak von der Abteilung Neurophysiologie und -pharmakologie des Zentrums für Physiologie und Pharmakologie der MedUni Wien in Zusammenarbeit mit Tibor Harkany von der Abteilung für Molekulare Neurowissenschaften des Zentrums für Hirnforschung der MedUni Wien durchgeführt. Sie wurde unter dem Titel „An accessory prefrontal cortex-thalamus circuit sculpts maternal behavior in virgin female mice“ im „EMBO-Journal“ veröffentlicht.