Zu sehen sind rekonstruierte Wohnraumkonzepte, Möbel oder Bauten aus der Zwischenkriegszeit – zum überwiegenden Teil erstmals in der Öffentlichkeit. So können Besucherinnen und Besucher der in Kooperation mit dem Berliner Bauhaus-Archiv entstandenen Zusammenstellung etwa Kästen erleben, in denen sich stapelbare Sessel finden oder Podeste, die sich zu Betten mutieren lassen.
Viel Sinn für wenig Raum
Allesamt Entwürfe, die in der Ateliergemeinschaft von Dicker und Singer entstanden und dem Primat einer sinnvollen Ausnützung begrenzten Raumes und einer Nutzungsvielfalt gehorchen.
Viele Originale verloren
Ausstellungshinweis:
„Atelier Bauhaus, Wien. Friedl Dicker und Franz Singer“ bis 26. März 2023 im Wien Museum MUSA, Felderstraße 6-8, Wien, dienstags bis sonntags 10.00 bis 18.00 Uhr
Obwohl Singer und Dicker in den 1920er- und frühen 1930er-Jahren zahlreiche Aufträge erhielten, ist ihr Werk fast zur Gänze verloren gegangen. Während der NS-Zeit wurden die mehrheitlich jüdischen Auftraggeber verfolgt, einigen gelang die Flucht. Die vom Atelier gestalteten Wohnungseinrichtungen wurden zerstört, mitunter aber auch in die Emigration mitgenommen.
Franz Singer war bereits 1934 nach London übersiedelt, Friedl Dicker wurde in Auschwitz ermordet. Das Schaffen der beiden geriet in Vergessenheit und wurde erst seit den 1980er-Jahren wiederentdeckt.

Neues Buch über Dicker und Singer
Die Ausstellung präsentiert die wichtigsten Arbeiten des Ateliers zwischen Bauhaus und Emigration. Farbige Raumdarstellungen, Fotografien, Modelle und Möbel erweitern das Bild der Wiener Moderne um neue Facetten: vom Montessori-Kindergarten im Goethehof bis zum luxuriösen Gästehaus Auersperg-Heriot, vom innovativen Stahlrohrsessel bis zum Phantasus-Baukasten.
Zur MUSA-Ausstellung ist auch die Publikation „Atelier Bauhaus, Wien. Friedl Dicker und Franz Singer“ im Verlag Müry Salzmann erschienen.