Tennisclubhaus Heller, 1928
Bauhaus-Archiv Berlin / Pfitzner-Haus
Bauhaus-Archiv Berlin / Pfitzner-Haus
Kultur

Bauhaus-Arbeiten von Dicker und Singer

Sie haben einst zu den prominenten Schülern des legendären Bauhauses gehört: Das Wien Museum MUSA widmet nun dem mobiliaren Werk von Friedl Dicker-Brandeis und Franz Singer eine eigene Ausstellung unter dem Titel „Atelier Bauhaus, Wien“.

Zu sehen sind rekonstruierte Wohnraumkonzepte, Möbel oder Bauten aus der Zwischenkriegszeit – zum überwiegenden Teil erstmals in der Öffentlichkeit. So können Besucherinnen und Besucher der in Kooperation mit dem Berliner Bauhaus-Archiv entstandenen Zusammenstellung etwa Kästen erleben, in denen sich stapelbare Sessel finden oder Podeste, die sich zu Betten mutieren lassen.

Viel Sinn für wenig Raum

Allesamt Entwürfe, die in der Ateliergemeinschaft von Dicker und Singer entstanden und dem Primat einer sinnvollen Ausnützung begrenzten Raumes und einer Nutzungsvielfalt gehorchen.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Beschäftigungsraum im städtischen Montessori-Kindergarten im Goethehof um 1931
Bauhaus-Archiv Berlin
Beschäftigungsraum im Montessori-Kindergarten im Goethehof um 1931
Tennisclubhaus Heller, 1928
Bauhaus-Archiv Berlin / Pfitzner-Haus
Tennisclubhaus Heller, 1928
Wohnung Fritz Herbert Lehr, Berlin 1931
Daniela Singer
Wohnung Fritz Herbert Lehr, Berlin 1931
Armlehnstuhl S9, Prototyp, 1932/33
Archiv Georg Schrom
Armlehnstuhl S9, Prototyp, 1932/33
Wien Museum Musa, Atelier Bauhaus, Wien
timtom
Wien Museum Musa, Atelier Bauhaus, Ausstellungsansicht
Friedl Dicker zeichnend, Collage um 1930
Privatbesitz
Friedl Dicker zeichnend, Collage um 1930

Viele Originale verloren

Ausstellungshinweis:

„Atelier Bauhaus, Wien. Friedl Dicker und Franz Singer“ bis 26. März 2023 im Wien Museum MUSA, Felderstraße 6-8, Wien, dienstags bis sonntags 10.00 bis 18.00 Uhr

Obwohl Singer und Dicker in den 1920er- und frühen 1930er-Jahren zahlreiche Aufträge erhielten, ist ihr Werk fast zur Gänze verloren gegangen. Während der NS-Zeit wurden die mehrheitlich jüdischen Auftraggeber verfolgt, einigen gelang die Flucht. Die vom Atelier gestalteten Wohnungseinrichtungen wurden zerstört, mitunter aber auch in die Emigration mitgenommen.

Franz Singer war bereits 1934 nach London übersiedelt, Friedl Dicker wurde in Auschwitz ermordet. Das Schaffen der beiden geriet in Vergessenheit und wurde erst seit den 1980er-Jahren wiederentdeckt.

Tiere aus dem Phantasus-Baukasten, 1919–1925
TimTom / Archiv Georg Schrom
Tiere aus dem Phantasus-Baukasten, 1919–1925

Neues Buch über Dicker und Singer

Die Ausstellung präsentiert die wichtigsten Arbeiten des Ateliers zwischen Bauhaus und Emigration. Farbige Raumdarstellungen, Fotografien, Modelle und Möbel erweitern das Bild der Wiener Moderne um neue Facetten: vom Montessori-Kindergarten im Goethehof bis zum luxuriösen Gästehaus Auersperg-Heriot, vom innovativen Stahlrohrsessel bis zum Phantasus-Baukasten.

Zur MUSA-Ausstellung ist auch die Publikation „Atelier Bauhaus, Wien. Friedl Dicker und Franz Singer“ im Verlag Müry Salzmann erschienen.