Spanische Hofreitschule – Ex-Ottakringer-Vorstand Alfred Hudler ist seit 1. Dezember 2022 neuer Chef. Im Bild; Hudler beim Interview mit „Wien heute“ in der Stallburg vor einem Lipizzaner
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Chronik

„Jedes Schulkind soll Lipizzaner sehen“

Die Spanische Hofreitschule hat einen neuen Chef: Alfred Hudler hat seit 1. Dezember die Zügel des Hauses in der Hand. Er will weg von einer „reinen Touristenattraktion“. Laut seinen Plänen soll „jedes Schulkind in Österreich einmal in die Spanische Hofreitschule kommen“.

Hudler löste Sonja Klima und Erwin Klissenbauer in der Geschäftsführung ab. Aus der Doppelspitze wurde wieder eine Stelle. Der frühere Vorstand von Vöslauer und Ottakringer setzte sich gegen 41 Mitbewerberinnen und Mitbewerber durch. Für die Stelle sei er von einem Headhunter angesprochen worden.

Laut dem Aufsichtsrat der Spanischen Hofreitschule war vor allem die Erfahrung Hudlers als Top-Manager ausschlaggebend. Dieser habe große Erfahrung in der Führung von Unternehmen. Ein ausgewiesener Pferde-Experte ist Hudler jedoch nicht. „Ich habe Pferde immer schon sehr gerne und setze mich immer wieder auf ein Pferd. Insofern gibt es den Bezug und auch große Leidenschaft für diese großartigen Tiere“, erzählt Hudler in seinem ersten Fernsehantrittsinterview gegenüber „Wien heute“.

Neuer Chef für Spanische Hofreitschule

Alfred Hudler, der frühere Vorstand von Vöslauer und Ottakringer, ist seit 1. Dezember der neue Chef der Spanischen Hofreitschule. In seinem ersten Fernsehinterview verriet er seine Pläne und Ideen.

„Zu einem Gesamterlebnis kommen“

Die Besucherzahlen bei den Vorführungen sind wegen der Coronavirus-Pandemie eingebrochen. 2019 zählte die Hofreitschule 385.016 Besucherinnen und Besucher in Wien. 2020 waren es dann nur mehr 64.481, gefolgt von 89.067 im Jahr 2021. Doch heuer geht es wieder bergauf. Seit Jahresbeginn haben 208.431 Menschen die Spanische Hofreitschule besucht.

Hudler will die Zahlen weiter steigern, jüngeres Publikum anlocken und „dass wir vielleicht von einer reinen Touristenattraktion zu einem Gesamterlebnis kommen und auch sehr viele Menschen im Inland ansprechen. So eine Idee von mir ist, dass jeder Österreicher, jede Österreicherin, jedes Schulkind zumindest einmal in der Spanischen Hofreitschule war“, sagte Hudler.

Lipizzaner auf UNESCO-Liste
Seit 2015 findet sich die Klassische Reitkunst und die Hohe Schule der Spanischen Hofreitschule in der Liste der immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Anfang Dezember wurde dort auch das Wissen um die Zucht der Lipizzaner aufgenommen – mehr dazu in Lipizzaner und Flößerei auf UNESCO-Liste.

Um dieses Gesamterlebnis zu schaffen, will Hudler künftig das Angebot ausweiten. Es gebe zwar weiterhin die klassischen Vorführungen, er will aber auch die Führungen durch das Haus ausbauen und auch mit Architektur punkten. „Es gibt eine ganz tolle Dacharchitektur in der Winterreitschule, die man dann erleben kann“, sagte Hudler.

Nachwehen aus der Vergangenheit

Neben den Plänen für die Zukunft, gibt es aber auch noch Nachwehen aus der Vergangenheit. Sonja Klimas Bestellung 2019 wurde unterstellt, sie wäre politisch motiviert gewesen. Unterstützung erhielt sie vom damaligen Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Ein geschlossener Rücktritt des Beirats war die Folge.

Und holprig ging es weiter: 2021 wurde nach „Wien heute“-Recherchen der Skandal um den Lipizzanerhengst „Maestoso Fantasca-67“ bekannt. 2013 hatte die Spanische Hofreitschule den Hengst an die Tochter ihres damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden, Johann Marihart, verkauft. Der Verkaufspreis von 12.000 Euro soll deutlich unter Wert gelegen sein. Außerdem wurde das Pferd dann auf Kosten der Hofreitschule ausgebildet und bei Vorführungen eingesetzt. Die Staatsanwaltschaft Wien leitete ein Ermittlungsverfahren ein.

Marihart hatte nach Bekanntwerden der gegen ihn gerichteten Vorwürfe per Presseaussendung erklärt, der Hengst sei ein Sponsorpferd, für dessen Haltung und Ausbildung die Spanische Hofreitschule von privater Hand die Kosten erstattet bekommen habe. Und er stellte fest: „Würde man mehr Menschen für solche Investments gewinnen, ließen sich die finanziellen Probleme der Hofreitschule deutlich lindern.

Bald Infos zu „Maestoso Fantasca-67“

Die Finanzprokuratur hat als Anwalt der Republik ein Gutachten zum Wert des Pferdes in Auftrag gegeben. Dies liegt nun vor und nach „Wien heute“-Recherchen soll in wenigen Tagen bekanntgegeben werden, ob das Pferd weiter in der Hofreitschule bleibt.

„Ich habe aber keine Sorge, dass es zu einem Imageschaden kommt. Weil ich bin sicher, dass es da eine sehr gute Lösung geben wird“, sagte Hudler zu der Causa. Ob es auch zu Anklagen kommen wird, ist indes noch offen. Laut Staatsanwaltschaft liegt mittlerweile ein Vorhabensbericht zur Causa vor. Dieser sei aber noch nicht aus dem Ministerium und der Oberstaatsanwaltschaft zurück.