Eine Frau hält ein Fieberthermometer
APA/BARBARA GINDL
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Kinderstationen „stark ausgelastet“

Die Kinderstationen der Wiener Spitäler sind derzeit mit Virus-Erkrankungen „sehr stark ausgelastet“, so der Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) am Mittwoch. In Klinik Floridsdorf gab es am Vortag etwa nur noch drei freie Betten.

„Alle Kinder, die ein Spitalsbett brauchen, bekommen natürlich eines“, betonte der WIGEV gegenüber der APA. Die Versorgungslage sei auch trotz vermehrter Krankheitsfälle beim Personal stabil. Der WIGEV habe sich „wie jedes Jahr auch heuer auf stärkere Infektionswellen vorbereitet“. Insgesamt sind von den rund 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern circa 2.500 im Krankenstand – also etwa acht Prozent. Schuld seien vor allem Influenza und grippale Infekte.

Die hohe Belegung auf den Kinderstationen ist dagegen durch RS-Virusinfektionen (RSV) bedingt, gegen die es bisher keine aktive Impfung gibt. Von schwereren Verläufen bei RSV sind vor allem Kinder unter einem Jahr betroffen, bei größeren Kindern und Erwachsenen verläuft diese Infektion in den meisten Fällen harmlos. In der Regel dauert die Erkrankung etwa eine Woche, erläuterte der WIGEV.

29 freie Betten auf Kinderstationen

Damit es nicht zu einer noch stärkeren Belastung der Krankenhäuser kommt, sei es wichtig, andere Infektionen möglichst zu vermeiden. Hier schützen Impfungen gegen Influenza und Covid-19 von größeren Kindern und Erwachsenen, um die Übertragung auf die ganz kleinen Patientinnen und Patienten zu vermeiden, wurde betont.

In den Kinderabteilungen der Kliniken Favoriten, Ottakring, Floridsdorf und Donaustadt lagen am Dienstag insgesamt 66 Kinder mit RSV-Infektion. Sieben weitere Kinder wurden wegen Influenza stationär behandelt, drei mit Covid und mehrere mit anderen Infektionen und Bronchitis bzw. Lungenentzündung. Insgesamt gab es noch 29 freie Betten. Die einzelnen Zahlen könnten sich auf den jeweiligen Abteilungen rasch ändern, die Gesamtsituation der starken Auslastung bleibe jedoch im Moment gleich, hieß es.

Grippemeldedienst verzeichnet sprunghaften Anstieg

Der Grippemeldedienst verzeichnete unterdessen einen sprunghaften Anstieg an Neuinfektionen in Wien. In der Vorwoche gab es laut den Schätzungen der MedUni Wien insgesamt 23.150 Neuerkrankungen. Das sind um 30 Prozent mehr als in der Woche davor. Die Zahl der Neuerkrankungen beruhe nicht nur auf Influenzafällen, sondern ergebe sich aus einer Mischung aus zeitgleich zirkulierenden Viren, so Virologin Monika-Redlberger-Fritz gegenüber Radio Wien, also etwa auch RSV.

In der Woche davor (KW 47) war noch ein kleinerer Anstieg von 16.250 auf 17.850 Fälle registriert worden. Allerdings war auch das schon höher als der Spitzenwert der bisher letzten Grippewelle vor der Coronavirus-Pandemie. Der Höhepunkt in der Saison 2019/20 in Wien wurde außerdem erst nach dem Jahreswechsel in KW 6 mit 13.900 grippalen Infekten und Fällen von echter Grippe erreicht.

Virologin empfiehlt rasche Impfung

Für Virologin Redlberger-Fritz sind die aktuellen Zahlen Vorzeichen einer starken Grippewelle. Sie empfiehlt, sich noch rasch impfen zu lassen. Im Unterschied zu den Infektionszahlen gehen die Impfzahlen nämlich deutlich zurück. Vergangene Woche haben sich in Wien 30.000 Menschen impfen lassen, vor einem Monat waren es noch weit über 41.000. Die Impfung ist in Wien heuer kostenlos.

Die Zahl der gesicherten Virusnachweise stieg unterdessen von rund 70 in der Kalenderwoche 46 und mehr als 150 in der Woche darauf nun auf rund 240 Fälle an. Dabei handelt es sich jedoch um Stichproben, die tatsächlichen Erkrankungszahlen sind weit höher. Laut MedUni Wien gibt es in Europa allgemein zunehmende Influenzavirusaktivität. Vor allem Deutschland, Kasachstan, Portugal, Russland, die Türkei und Schottland melden weitverbreitete Grippefälle.

Krankenstände wegen Grippe spürbar

Seit 3. Oktober wurden in den Spitälern des Wiener Gesundheitsverbundes (WIGEV) 173 stationäre Fälle mit Influenzadiagnose gezählt. Allein in der Vorwoche gab es 69 Aufnahmen. Der WIGEV registriert auch unter den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in den Wiener Spitälern mehr Krankenstände aufgrund von Influenza und grippalen Infekten. Die Situation sei derzeit aber stabil.

In den Spitälern bereitet man sich auf eine stärkere Infektionswelle vor, nicht allein durch Grippe, sondern etwa auch durch Covid-19. Hier komme aber zum Tragen, dass wegen der Pandemie sehr hohe Hygiene-Richtlinien in Kraft seien. Da reduziere das Tragen von FFP2-Masken auch das Risiko einer Übertragung der Influenza für Patienten und Personal. Außerdem könnten sich alle Beschäftigten des WIGEV kostenlos in ihren Kliniken impfen lassen.