CHRONIK

Ermittlungen: Antisemitismus in Moschee

Vorwürfe wegen antisemitischer Äußerungen und Lob für die Terrororganisation Hamas gibt es gegen Funktionäre und den Imam einer Moschee in der Leopoldstadt. Nun wurden Ermittlungen angekündigt.

Die Dokumentationsstelle Politischer Islam hat in einer Studie die Inhalte von Predigten, Social-Media-Posts und Büchern der Bibliothek der Moschee des Vereins Islamische Vereinigung in Österreich (IVÖ) analysiert. Die Meinungsäußerungen von IVÖ-Funktionären seien von antisemitischen Stereotypen durchsetzt und der Imam einer vom IVÖ betriebenen Moschee im 2. Wiener Gemeindebezirk nenne in Predigen die Terrororganisation Hamas als vorbildhaft, heißt es in dem Bericht.

Kultusministerin Susanne Raab (ÖVP) kündigte die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens an und nahm auch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) in die Pflicht.

Jugendliche als Zielgruppe

Die IVÖ betreibt als Verein eine der größten Moscheen des Landes. Diese ist Teil einer Kultusgemeinde innerhalb der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. Die Dokumentationsstelle Politischer Islam vermutet, dass es sich bei dem amtierenden Präsidenten der IVÖ auch um den Imam besagter Moschee handelt. Bereits dessen Vorgänger in der IVÖ sei bekennender Anhänger der Muslimbrüder gewesen.

In der Studie analysierte die Dokumentationsstelle Politischer Islam sowohl Predigten und Social-Media-Postings als auch Inhalte der Moscheebibliothek und kommt zu dem Schluss: „Alle drei Bereiche lassen eine Befürwortung der Ideologie der Muslimbruderschaft und der palästinensischen Terrororganisation Hamas erkennen.“ So werde etwa das Martyrium und der Tod im Einsatz für die Religion verherrlicht.

Eine wichtige Zielgruppe seien insbesondere Jugendliche. In Zusammenhang mit diesem Ideal werde auch die (gewaltbereite) Verteidigung islamischer Länder genannt. Immer wieder sei in Predigten von der Tugend der „Mannhaftigkeit“ die Rede. Erhebungen der Dokustelle zufolge setze sich die Zuhörerschaft des Imams vorrangig aus jungen Männern zusammen. „Die Vermittlung eines solchen Weltbildes an eine überwiegend junge männliche Zuhörerschaft in der Moscheegemeinde ist bedenklich und kann dazu beitragen, dass radikales Gedankengut leichter verbreitet werden kann“, so Lisa Fellhofer, Direktorin der Dokumentationsstelle Politischer Islam.

Aufrufe zur Vernichtung Israels in Büchern

In den Büchern der moscheeeigenen Bibliothek sowie in Meinungsäußerungen von IVÖ-Funktionären werde zudem offen zur Vernichtung Israels aufgerufen und antisemitische Stereotype geteilt. Der zuständige Imam verfolge nach eigenen Aussagen das Ziel, eine neue Generation zu prägen, die zu einer treibenden Kraft eines im Sinne der Ideologie der Muslimbruderschaft angestrebten Wandels werden soll, so die Dokustelle.

Die Botschaften und Inhalte seien seit vielen Jahren unverändert und würden sich insbesondere an die Gemeinde der zur IVÖ gehörenden Wiener Moschee richten, über Onlinemedien jedoch auch auf eine breitere Öffentlichkeit abzielen, wobei eine Diskrepanz zwischen einer moderaten Rhetorik nach außen und einer radikalen nach innen bestehe.

Kultusministerin Raab erklärte dazu schriftlich gegenüber der APA: „Das Kultusamt wurde am Montag über diese neuen Erkenntnisse der Dokumentationsstelle informiert. Ich habe das Kultusamt deshalb umgehend beauftragt, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt. Vor allem muss aber auch die IGGÖ ihrer Verantwortung nachkommen.“