Ordination von Kinderarzt Johannes Schaffer in der Zentrale der Arbeiterkammer in St. Pölten
ORF/Thomas Koppensteiner
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Gesundheit

Viren bei Kindern: Neue Intensität für Arzt

Drei Viren sind derzeit vor allem bei Kindern aktiv: das Coronavirus, das Grippevirus und das RS-Virus. Die daraus folgenden Infektionen führen zu einer hohen Auslastung im Spital und bei Kinderärzten. Für den Kinderarzt Peter Voitl ist das in dieser Intensität neu.

30 Jahre lang ist Voitl bereits als Kinder- und Jugendarzt in Wien tätig. Eine Infektionswelle wie heuer hat er aber noch nicht erlebt, erzählt er am Samstag in „Wien heute“. „Es ist diesmal etwas Besonderes dadurch, dass drei Viren gleichzeitig aktiv sind. Wir haben das RS-Virus, dass uns bei den kleinen Säuglingen große Probleme macht. Wir haben die Influenza, die jetzt schon aktiv ist, auch ungewöhnlich früh. Und es gibt natürlich nach wie vor das Coronavirus.“

In den Vorjahren kaum Kontakt zu Viren

Gerade die Pandemie bzw. die Maßnahmen dagegen – etwa die Maskenpflicht – haben wohl indirekt zu der derzeitigen Situation beigetragen, sagt Voitl. „Wir gehen davon aus, dass es deshalb früher zu diesen Ausbrüchen gekommen ist. Wir hatten im letzten Jahr so gut wie gar keine Fälle von Viren.“ Vor allem die kleinen Kinder hatten so noch nie Kontakt mit diesen Viren und hätten so auch keine Antikörper bilden können.

Peter Voitl im Interview „Bei Budgen“

In die Ordination von Voitl kommen täglich rund 400 Kinder. Er empfiehlt Eltern, ihre Kinder unbedingt dann zu bringen, „wenn sie hohes Fieber, Schmerzen oder Trinkunlust haben“. Andererseits bitte er darum, „wenn milde Symptome vorliegen – ein bisschen Schnupfen oder vielleicht erhöhte Temperatur –, keinen Termin zu vereinbaren, denn wir brauchen die Termine dringend für die Kranken“.

Angespannte Lage in Spitälern

In den Spitälern ist die Situation ebenfalls angespannt. 66 Kinder sind derzeit mit schweren Infektionen mit dem RS-Virus im Spital, 16 Kinder aufgrund anderer Atemwegserkrankungen. Frei sind laut Wiener Gesundheitsverbund noch 29 Betten. Die Zahlen könnten sich allerdings rasch ändern. Der Gesundheitsverbund verspricht, dass alle Kinder, die ein Bett brauchen, auch ein Bett bekommen.

Kinderarzt Voitl erklärt, dass Kinder erst dann ins Spital müssen, wenn sie nicht mehr ambulant behandelt werden können. Die Kinderordinationen würden viel abfangen, doch dass man nicht allen Kindern einen Termin anbieten könne, sei eine frustrierende Situation.

Zu der Infektionslage komme auch noch der Mangel an Kinderärztinnen und -ärzten mit Kassenvertrag. 91 seien es vor einigen Jahren noch gewesen, aktuell sind es nur noch 71. Mehr als doppelt so viele haben eine Wahlarztpraxis. Das habe auch mit dem Honorar zu tun, sagt Voitl, wobei sich da jetzt was bewege. Zusätzlich bräuchte es aber eine Aufwertung des niedergelassenen Bereichs. Dazu können etwa pädiatrische Primärversorgungseinheiten beitragen.