Mann von hinten vor Schild „Schuldnerberatung Fonds Soziales Wien“
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Schuldnerberatung erwartet Andrang

Durch die Teuerung haben die Wiener Schuldnerberatung bereits in der Vorweihnachtszeit ungewöhnlich viele Anfragen erreicht. Doch der Beratungshochbetrieb beginnt üblicherweise erst nach den Feiertagen – es wird also ein noch größerer Andrang erwartet.

Zu den offenen Rechnungen für Weihnachtsgeschenke würden nach den Feiertagen auch anstehende Jahresrechnungen kommen, etwa für die Autoversicherung, schilderte Gudrun Steinmann von der Wiener Schuldnerberatung. 600 statt den durchschnittlichen 500 Erstkontakten pro Monat verzeichnet die Wiener Schuldnerberatung in einem regulären Vorkrisenjänner – heuer werden deutlich mehr erwartet. Insgesamt stieg die Zahl der Erstberatungen heuer im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent.

Ratenzahlungen als Weihnachtsschuldenfalle

Während der Handel über hohe Umsätze juble, könnten sich viele Menschen ihre Ausgaben eigentlich gar nicht mehr leisten, betonte Schuldnerberaterin Steinmann. „Man will feiern wie früher, aber das Budget wächst nicht mit. Dadurch geben die Leute einfach zu viel Geld aus“, so Steinmann. Viele würden sich vor Weihnachten auf lange Ratenzahlungen einlassen, um teurere Geschenke finanzieren zu können.

Dabei seien ihnen die anstehenden Kosten meist nicht bewusst. Laut Steinmann gehen die Ratenzahlungen oft mit hohen Zinsen bis zu fünf Prozent einher. Die drohenden hohen Mahngebühren finde man aber nur im Kleingedruckten. Die Schuldnerberatung bietet deswegen seit einigen Jahren einen „Geschenkerechner“ an. Dieser soll helfen, vorab zu kalkulieren, ob die teuren Geschenke wirklich leistbar sind.

Mehrere Krisen gleichzeitig

Im Jänner muss die Schuldnerberatung diesmal gleich mehrere Krisen gleichzeitig auffangen. Die Teuerung folgt direkt auf die Coronavirus-Krise – und letztere ist laut Steinmann noch gar nicht vollständig in den Beratungsstellen angekommen.

Bisherige Unterstützungsleistungen und Stundungen, die Teil der Coronavirus-Maßnahmen waren, wurden inzwischen wieder aufgehoben. Viele Klientinnen und Klienten würden erst jetzt beginnen, ihre Pandemieverschuldungen aufzuarbeiten, während ihnen die Teuerung bereits im Nacken sitze. 20 Prozent der Klientinnen und Klienten wenden sich wegen hoher Konsumschulden an die Schuldnerberatung.

„Schulden kein Einzelschicksal“

Für das kommende Jahr empfiehlt die Schuldnerberaterin, sich einen guten Überblick über die eigenen Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen. Die Budgetberatung der Schuldnerberatung könne helfen, weitere Einsparungsmöglichkeiten zu finden.

Bei finanziellen Problemen soll so früh wie möglich Hilfe in Anspruch genommen werden. „Schulden sind kein Einzelschicksal, es betrifft viele Personen, und Schulden können jedem aus unterschiedlichen Gründen passieren“, sagt Steinmann.