Menschen ohne Krankenversicherung sind von den meisten medizinischen Versorgungseinrichtungen ausgeschlossen, da sie die Leistungen selbst bezahlen müssten. In den allermeisten Fällen haben sie jedoch keine finanziellen Mittel dafür. Eine fehlende Krankenversicherung ist unter Personen mit niedrigem Einkommen wesentlich häufiger als in anderen gesellschaftlichen Schichten. Aber gerade Menschen mit wenig Geld leiden vermehrt unter Gesundheitsproblemen.
Viele erfahren erst im Spital von fehlender Versicherung
Eine Anlaufstation für Menschen ohne Krankenversicherung ist in Wien die kostenlose Ambulanz AmberMed. Diese ist ein Kooperationsprojekt von Diakonie und Rotem Kreuz. Zwischen 50 und 80 Ärztinnen und Ärzte arbeiten ehrenamtlich in der Ambulanz.
Betroffen sind laut der AmberMed-Leiterin, Mariella Jordanova-Hudetz, nicht nur Personen mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus. Auch Menschen, die in Österreich unter prekären Bedingungen arbeiten, Frauen, die nach einer Scheidung aus der Krankenversicherung gefallen sind oder Studierende, die keinen entsprechenden Leistungsnachweis erbrachten. Viele würden überhaupt erst im Spital erfahren, dass sie gar nicht versichert sind.
Forderung nach genereller Versicherung für Kinder
Auch Kinder können von einer fehlenden Krankenversicherung betroffen sein. Die ehrenamtlich in der AmberMed Ambulanz arbeitende Unfallchirurgin Pia Sterger-Brenner brachte hier für die Versorgungslücken ein Beispiel: Wenn sich ein nicht versichertes Kind auf einem Spielplatz die Hand bricht, würde es zwar in einem Spital erstversorgt werden, die Nachbetreuung bis hin zur Abnahme des Gipses würde aber nur gegen Bezahlung geschehen – sprich die Eltern müssten dies ohne Einrichtungen wie Ambermed selbst machen.
Diakonie-Leiterin Moser forderte bei einer Pressekonferenz am Donnerstag, dass Kinder, die in Österreich leben, generell versichert sein sollten. Personen, die Unfälle erleiden, sollten zudem nicht aufgrund der fehlenden Versicherung nur gegen Geld behandelt oder sonst abgewiesen werden. Als neuerlichen „Weihnachtswunsch“ bat die Diakonie-Leiterin die Politik darum, dass eine dauerhafte Basisfinanzierung von AmberMed nach 18 Jahren ermöglicht wird.