Eine Straßenbahn der Linie O fährt über die Franzensgasse
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Verkehr

Unmut wegen Extradiensten für „Bim“-Fahrer

Unter den Wiener Straßenbahnfahrerinnen und -fahrern wird Unmut laut. Wegen des Personalmangels und vieler Krankenstände müssen sie jetzt über die Feiertage Extradienste übernehmen. Tun sie das nicht freiwillig, droht eine Art Zwangsverpflichtung.

Ein Teamleiter schrieb an seine Fahrerinnen und Fahrer: „Wie ihr schon gehört habt, werdet ihr von uns bezüglich Extrafahrten einen Anruf bekommen.“ Wer sich nicht freiwillig gemeldet hat, dem haben die Wiener Linien einen angeordneten Extradienst in Aussicht gestellt. „Kommt keine Alternative von euch, dann können und höchstwahrscheinlich werden die Diensteinteiler euch einen Dienst zuweisen“, hieß es in dem Schreiben weiter.

Kritik an dem Vorgehen kommt vom Betriebsrat der Wiener Linien. „Also die Nachfrage dazu war schon mit einem gewissen Druck dahinter. Das haben wir der Geschäftsführung kundgetan, dass uns das nicht schmeckt und dass wir strikt gegen irgendwelche Zwangsanordnungen sind“, sagte Michael Dedic, Zentralbetriebsratsvorsitzender der Wiener Linien, gegenüber „Wien heute“.

Wiener Linien: Personalnot nimmt Fahrt auf

Die Wiener Linien fordern Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf, sich für die Feiertage freiwillig in den Dienst zu stellen. Das betrifft vor allem die Straßenbahnfahrerinnen und -fahrer. Laut Betriebsrat gibt es noch keine Zwangseinteilung. Die personelle Lage sei aber herausfordernd, meinen Geschäftsführung und ArbeitnehmerInnenvertreter.

„Irgendwann ist Limit erreicht“

Rechtlich dürfen die Wiener Linien einen Dienst auf Überstunden anordnen. Aber gerade in der Weihnachtszeit lehnt das der Betriebsrat ab. „Die Mitarbeiter leisten jetzt schon Hervorragendes in Wirklichkeit, und irgendwann ist das Limit erreicht, wo sie extra noch etwas zusätzlich machen können einfach. Und so fair muss man sein“, so Dedic. Laut dem Betriebsrat hat es bisher noch keine Zwangsverpflichtung gegeben, es seien noch genügend Fahrerinnen und Fahrer von sich aus eingesprungen, um den Betrieb am Laufen zu halten.

Wiener Linien: Prämie für Überstunden

Die Wiener Linien gehen in einer schriftlichen Stellungnahme nicht auf das Vorgehen bei der Besetzung der Extradienste ein. Vielmehr hieß es: „Die personelle Situation im Straßenbahnbetrieb ist herausfordernd, und die Wiener Linien tun alles, um den Fahrgästen weiterhin ein bestmögliches Angebot zu bieten.“

Dazu würden die Fahrerinnen und Fahrer seit Längerem auch eine Prämie pro geleisteter Überstunde zusätzlich bekommen, betonten die Wiener Linien. Und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die am 24. und 31. Dezember arbeiten, bekommen 100 Euro zusätzlich. Abschließend hieß es: „Eine Anordnung von Überstunden war über die Feiertage nicht notwendig.“ Aber auch ohne angeordnete Überstunden: Die Fahrgäste merken die angespannte Personalsituation aufgrund teils längerer Wartezeiten schon jetzt.