Schüler sitzen während des Unterrichts in ihrem Klassenzimmer
APA/dpa/Philipp von Ditfurth
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Gesundheit

Verein hilft Kindern bei psychischen Problemen

Psychische Probleme haben bei Kindern und jungen Erwachsenen seit Beginn der Pandemie deutlich angestiegen. Es fehlen jedoch Angebote, wo man Hilfe bekommen kann. Der neue Verein Empowermente will diese Lücke schließen.

Im Verein haben sich mehrere junge Pflegepersonen zusammengeschlossen, die sich auf der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Wiener AKH kennengelernt haben. Der Obmann des Vereins, Philipp Kernmayer, ist psychiatrischer Gesundheits- und Krankenpfleger. „Wir wollen unsere Expertise von der psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpflege raustragen in die Gesellschaft und aus der Idee wirklich auch was zu verändern, einfach dieser massiven Belastung entgegenzuwirken, die wir momentan sehen.“

Unterstützung in Schulen

Helfen könne man in vielen Bereichen, sagt Kernmayer. „Es kann uns grundsätzlich jeder buchen, der das Gefühl hat, er kann unsere Hilfe brauchen.“ Eine Zielgruppe seien etwa Pädagoginnen und Pädagogen, die Probleme in einer Klasse bemerken. „Die Mädchen haben rapiden Gewichtsverlust, ich sehe Selbstverletzungsnarben, Burschen machen suizidale Äußerungen. Dann kann man sich an uns wenden.“

Der Verein besteht erst seit Kurzem. Den ersten Einsatz in einer Schule gab es bereits. Die Probleme mögen auf den ersten Blick von außen als Kleinigkeiten erscheinen, sagt Krankenpfleger Markus Wallner. „Im Einzelgespräch sind dann so Fragen gekommen: Darf ich eigentlich wütend sein auf meine Schüler? Und die klare Antwort war, natürlich. Man muss darüber reden, man muss es aussprechen. Sonst kommt man nicht ins Handeln.“

Hohe Belastung in Wohngemeinschaften

Werden diese kleinen Belastungen nicht angesprochen, können sie zu einem viel größeren Problem werden. Im November hat die Volksanwaltschaft einen Bericht präsentiert, wonach die Arbeitsbelastung in betreuten Wohngemeinschaften für die Betreuer so groß ist, dass die Situation immer häufiger so stark eskaliert, dass die Polizei gerufen werden muss.

In einer solchen Wohngemeinschaft hat Empowermente bereits helfen können. „Nach ein paar Minuten haben sie gesagt: Leute, euch hätte es vor zehn Jahren auch schon geben können“, erzählt Wallner. „Das waren wirklich wertschätzende Aussagen und hat uns auch ein bisschen in unserer Mission bestätigt und gezeigt, dass der Bedarf da ist.“

Wissenschaftliche Basis

Die Methode beruht auf einer wissenschaftlichen Basis, sagt Annkatrin Reiner. Sie ist ebenfalls eine Krankenpflegeperson und studiert derzeit Medizin. „Die Basis von unserem Arbeiten heißt Affektresonanztraining, das ist ein Konzept, das ist entwickelt worden von einem Psychotherapeuten, der hier in Wien schon 30 Jahre lang Patienten betreut, der auch ursprünglich aus der psychiatrischen Krankenpflege kommt.“

Dass die Mitglieder von Empowermente keine ärztliche, sondern eine Pflegeausbildung haben, das sei bisher kein Problem gewesen, meint Reiner. „Es ist eher eine öffentliche Wahrnehmung, wo ich den Eindruck habe, dass die Pflege nicht so ernst genommen wird. Im persönlichen Kontakt war das noch nie irgendwo ein Thema.“