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Zu wenige Pflegefamilien in Wien

Viele Pflegekinder finden in Wien keine Pflegefamilie. Fast die Hälfte ist daher in anderen Bundesländern untergebracht, kritisiert der Stadtrechnungshof in seinem neuen Bericht. Außerdem werden Organsiationsmängel beanstandet.

Zwischen 2018 und 2020 wurden durchschnittlich 1.750 Wiener Kinder und Jugendliche aufgrund einer anhaltenden Gefährdung in ihren Herkunftsfamilien von Pflegefamilien betreut. Mangels ausreichender Pflegepersonen vermittelte die MA 11 – Kinder- und Jugendhilfe nur Säuglinge und Kleinkinder in Pflegefamilien, während Kinder ab dem vollendeten dritten Lebensjahr bereits in Krisenzentren bzw. Wohngemeinschaften betreut werden mussten. Aus diesem Grund waren durchschnittlich 42 Prozent der Wiener Pflegekinder in anderen Bundesländern untergebracht.

Mängel bei Dokumentation, veraltete Software

Wie die RH-Prüfung zeigt, waren die Abläufe bei der Vermittlung von Kindern in die Krisen bzw. Langzeitpflege, der Aus- und Fortbildung von Pflegepersonen sowie die Kontaktbesuchsbegleitung zweckmäßig gestaltet. Allerdings führten die „teilweise inkonsequente Dokumentation der Prozessschritte“ und ein veraltetes EDV-System ohne Auswertungsmöglichkeit dazu, dass der MA 11 kaum Daten für eine effektive Steuerung von Ressourcen zur Verfügung standen.

Weiters gaben die Art und Weise der Aktenführung sowie die Organisation der Betreuung von in anderen Bundesländern untergebrachten Wiener Pflegekindern Anlass zur Kritik. Für die Eignungsbeurteilung von Krisenpflegepersonen sowie die Standardabläufe über den Bezug von Pflegekindergeld gab es laut dem Prüfbericht keine schriftlichen Regelungen.

Bessere Öffentlichkeitsarbeit empfohlen

Empfohlen wird die „schriftliche Regelung relevanter Abläufe, eine ordnungsgemäße Dokumentation, die Implementierung zeitgemäßer EDV-Werkzeuge und Steuerungsinstrumente sowie die Verbesserung der Abläufe bei der bundesländerübergreifenden Unterbringung von Pflegekindern“. Um Kinder bis zum Volksschuleintrittsalter in familiäre Strukturen zu vermitteln, wird zu einer intensiveren Öffentlichkeitsarbeit geraten, um so weitere Pflegeeltern zu gewinnen.

Ziel der MA 11 ist seit längerem, weitere Langzeit- und Krisenpflegepersonen zu gewinnen. Für betroffene Kinder biete ein Aufwachsen in Familien Stabilität und positive Entwicklungsmöglichkeiten. Und es sei deutlich billiger als die institutionelle Unterbringung in einem Krisenzentrum bzw. einer Wohngemeinschaft, heißt es in dem Bericht.

Mehr Geld für Pflegeeltern seit dem Vorjahr

Von der MA 11 heißt es dazu gegenüber ORF Wien, dass man das interne Qualitätshandbuch laufend überarbeite. Es soll bis Ende März fertig sein. Außerdem arbeite man derzeit an einem PR-Konzept zur Anwerbung neuer Pflegeeltern. Man suche wirklich dringend Pflegeltern, so der Appell an die Öffentlichkeit. Im Vorjahr wurde die Entlohnung erhöht.