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Gesundheit

Krank im Job: AK will mehr Schutz

Neun von zehn Menschen gehen krank in die Arbeit. Das geht aus einer Online-Umfrage der Arbeiterkammer Wien (AK) hervor. Grund dafür sei, dass viele unter Druck stehen, so zu handeln. Die AK fordert besseren gesetzlichen Schutz.

Druck durch Arbeitgeber und fehlende Vertretung während eines Krankenstands würden es Arbeitnehmern erschweren, sich die Zeit zu nehmen, um sich auch wieder wirklich von einer Erkrankung zu erholen. Der häufigste Grund krank arbeiten zu gehen ist laut Befragung der, Kolleginnen und Kollegen nicht im Stich zu lassen. Dabei läge es in der Verantwortung der Unternehmen, dafür zu sorgen, dass der Betrieb trotz Krankenständen weiterläuft. Die AK sieht hier die Unternehmen gefordert, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass kranke Arbeitnehmer in Ruhe gesund werden können.

Kündigungsschutz im Krankenstand

Krankenstände gehörten zu den Dauerbrennern in der Beratung der AK, so Ludwig Dvorak vom AK-Rechtsschutz. Alleine 2022 habe die Arbeitsrechtsabteilung der AK Wien 635 Beratungen zu den Themen Krankenstand und Entgeltfortzahlung durchgeführt. Oft würden richtige Informationen über Rechte und Pflichten im Krankenstand fehlen, insbesondere bei Unternehmen ohne Betriebsrat.

Die AK will daher gesetzliche Regelungen, um Arbeitnehmern im Krankenstand abzusichern. Sie sollten sich nicht gezwungen fühlen, krank arbeiten zu gehen. Daher fordert die AK

• einen Kündigungsschutz im Krankenstand (Kündigung im Krankenstand soll als verbotenes Motiv angefochten werden können)
• eine gesetzliche Regelung, wonach Zeitausgleich während eines Krankenstandes nicht konsumiert werden kann (analog zum Urlaub)
• Homeoffice darf von Arbeitgebern nicht dafür missbraucht werden, ihre Beschäftigten anzuweisen, von daheim aus krank zu arbeiten.

Handel- und Gastgewerbe als Problembranchen

Die Befragung war im Oktober 2022 auf der Seite der Arbeiterkammer Wien aufrufbar und wurde über soziale Medien beworben. Insgesamt klickten 7.412 Personen die Befragung an, 6.506 beantworteten alle Fragen. Die Ergebnisse waren laut AK alarmierend. 90 Prozent der Befragten gehen krank in die Arbeit. Die Hälfte der Befragten wird im Krankenstand von Vorgesetzten kontaktiert. Es zeigte sich auch, dass besonders im Handel- und Gastgewerbe sowie im Handel kranke Menschen arbeiten gehen.

Das sind jene Branchen, in denen es oft Probleme mit den Arbeitsbedingungen gibt. Im Krankenstand gekündigt wird am häufigsten im Hotel- und Gastgewerbe, gefolgt von Transport und Verkehr. Ines Stilling, Bereichsleiterin Soziales der AK Wien: „Der Druck in der Arbeitswelt nimmt stetig zu – das wird auch durch die Ergebnisse unserer Online-Befragung bestätigt." Der sogenannte Präsentismus sei für Beschäftigte Regel statt Ausnahme.