Die Infektionsabteilung am Kaiser-Franz-Josef-Spital
APA/HELMUT FOHRINGER
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gesundheit

Debatte über Nebentätigkeit von Spitalsärzten

Während die Zahl der Kassenärztinnen abnimmt, steigt die der Wahlärzte an: Als Gegenstrategie beabsichtigt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) eine Neuregelung der Nebentätigkeit von Spitalsärztinnen und -ärzten. Die Ärztekammer stellt sich dagegen.

Laut Hacker könnten in Zukunft nur noch Ärztinnen und Ärzte, die Vollzeit in einem städtischen Spital beschäftigt sind, Wahlarztpraxen betreiben dürfen. Demgegenüber kündigte Hacker an, Spitalsärztinnen und -ärzten die Arbeit in Kassenpraxen zu ermöglichen. „Ich habe kein Problem damit, wenn jemand 20 Stunden im Spital arbeitet und 20 Stunden in einer Kassenordination“, wird Hacker im „Standard“ (Dienstag-Ausgabe) zitiert. „Das wird ein Tabubruch sein. Aber wir werden in diese Richtung gehen“, fügte er hinzu.

In den städtischen Spitälern sind derzeit laut Wiener Gesundheitsverbund 140 ärztliche Posten unbesetzt. Viele der angestellten Spitalsärzte arbeiten Teilzeit und nebenbei in einer Wahlarztordination. Hackers Überlegung, dass nur mehr Vollzeit-Spitalsärzten erlaubt werde, in einer Wahlarztordination tätig zu sein, lehnt die Ärztekammer nun gegenüber ORF Wien ab.

Ärztekammer: „Realitätsfremd und gefährlich“

Es sei „eine sehr realitätsfremde und gefährliche Idee“ und habe zur Folge, dass Hunderte Ärztinnen und Ärzte das Spital verlassen und sich auf ihre Wahlarzttätigkeit konzentrieren würden, so der Vizepräsident der Wiener Ärztekammer Stefan Ferenci gegenüber Radio Wien. Hackers Idee würde daher den Versorgungsnotstand in Wiens Spitälern noch weiter verschärfen.

Teilzeitbeschäftigte Spitalsärztinnen und -ärzte dürfen seit einiger Zeit auch in Kassenordinationen arbeiten, allerdings von Seiten der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) nur, wenn sie keine Führungsfunktion im Spital haben. Laut Gesundheitsverbund hat nur eine Hand voll der Spitalsärzte und -ärztinnen einen Nebenjob in einer Kassenordination. Von den 5.699 niedergelassenen Wiener Ärzten hatten im Vorjahr 1.572 einen Kassenvertrag.