Wenn Menschen schwer erkrankt sind und medizinische Betreuung benötigen, ist es ihnen oft nicht mehr oder schwer möglich, einen Wunschort zu besuchen. Hier greift das gemeinnützige Projekt des Samariterbunds, das Wunschfahrten wahr macht. Getragen wird das Projekt durch Spenden, Sponsoring und rund 180 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern österreichweit. Das Team setzt sich großteils aus Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter und diplomiertem Pflegepersonal zusammen.
Für die Fahrten wurde ein Rettungsauto angeschafft und adaptiert, sodass es von außen und innen wohnlicher wirkt – mit Sternenhimmel und Vorhängen sowie Blumentöpfen. Augenscheinlich ist die medizinische Ausstattung im Fahrzeug – soweit möglich – nicht erkennbar. Die Krankheit der Fahrgäste soll während der Fahrt nicht im Vordergrund stehen. Im Rahmen verpflichtender Fortbildungen, welche die Samariter-Wunschfahrt Freiwilligen zusätzlich anbietet, wird man unter anderem auf dieses Spezialfahrzeug eingeschult.
Kleine und große Wunder bei bisher 140 Wünschen
Therese Kirchner, die Koordinatorin des Projekts, ist seit Anbeginn mit dabei. „Was ich so besonders finde, ist zum einen, was alles möglich ist und vor allem der gesellschaftliche Zusammenhalt in dem Projekt“, stellte sie fest. Bereits 140 Wünsche wurden bis dato erfüllt. „Das meiste, was sich die Menschen wünschen, ist noch einmal nach Hause zu kommen, bei einem Familienfest teilzunehmen“, sagte Kirchner. „Außergewöhnlichere“ Wünsche gibt es jedoch auch: beispielsweise eine Wolfsbegegnung, der Besuch eines Konzerts oder der Comic Con.
Eine Besonderheit bei den Wunschfahrten sei zudem, was für Energien die Fahrgäste entwickeln, hebt Kirchner heraus. Menschen, die schon wochenlang kaum etwas gegessen hätten, würden auf einmal Appetit auf eine Topfengolatsche haben. Menschen mit Lungenkrankheit würden plötzlich die Kraft verspüren, eigenständig zu gehen. „Ein Herr hat beispielsweise ohne zusätzlichen Sauerstoff geschafft, seine Tochter zum Altar zu begleiten“, erzählte die Koordinatorin. Bei Wunschfahrten passieren laut Kirchner kleine und große Wunder.
Auch Tatjana Lersitz, ehrenamtliche Mitarbeiter seit 2018, ist von dem Miteinander und der Atmosphäre innerhalb des Projekts beeindruckt. „Ich finde es schön, wenn man sich den ganzen Tag für einen Fahrgast Zeit nehmen kann, auf seine oder ihre Bedürfnisse eingehen kann. Und damit gemeinsam einen richtig schönen Tag erlebt“, erklärte sie begeistert. Um als ehrenamtliche Mitarbeiterin oder ehrenamtlicher Mitarbeiter mitzuhelfen, müssen Interessierte beruflich im Rettungsdienst sein oder eine Pflegeausbildung absolviert haben.
Von der Anmeldung zur Wunschfahrt
Über die Webseite können sich Interessierte selbst anmelden oder von einer anderen Person angemeldet werden. Die benötigten Infos sind Angaben zur Person, unter anderem welche Grunderkrankung vorliegt und welcher Wunsch erfüllt werden soll. Anhand der Daten wird ein Team zusammengestellt beziehungsweise die Wunschfahrt an die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgeschrieben.
Sobald sich ein Team gefunden hat, laufen die Vorbereitungen. Die Wunschfahrten können auch spontan auf die Beine gestellt werden und in Absprache mit den Beteiligten bereits innerhalb von ein bis zwei Tagen realisiert werden. Die Fahrt ist für den Fahrgast und eine Begleitperson kostenlos. Die Wünsche werden innerhalb von Österreich erfüllt. Seit 2023 ist die Samariter-Wunschfahrt an zwei Standorten in Österreich beheimatet, in Wien und in Tirol.
Am Tag der Wunschfahrt passt sich das Team an den Rhythmus des Fahrgastes an und ist rund um die Uhr bei der Unternehmung dabei. „Dann gibt’s einmal ein Kennenlernen. Einfach, weil man den ganzen Tag miteinander verbringt und dann geht’s schon los“, erklärte Kirchner. Das Wichtigste: Der Gast soll sich gut aufgehoben fühlen. Wird eine Person beispielsweise müde, fahrt man natürlich früher nachhause. Bis jetzt habe jede Wunschfahrt aber noch länger gedauert als geplant.