Ein wegen Doppelmords Angeklagter sitzt vor Gericht
APA/Stefan Somweber
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Chronik

Lebenslange Haft für Doppelmord

In Wien ist am Mittwoch ein 49-jähriger Mann rechtskräftig zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er hatte im August in Mariahilf seine Lebensgefährtin und deren 14 Jahre alte Tochter erwürgt. Vor Gericht hatte er nach anfänglichem Zögern ein Geständnis abgelegt.

Der Schuldspruch der acht Geschworenen fiel einstimmig aus. „Dafür gibt es nur die lebenslange Freiheitsstrafe“, lautete die knappe Urteilsbegründung der vorsitzenden Richterin. Die beiden Söhne der getöteten Frau bekamen vom Gericht jeweils 25.000 Euro an finanzieller Wiedergutmachung zugesprochen, der leibliche Vater der 14-Jährigen sowie der Halbbruder der 32-Jährigen je 10.000 Euro. Der Verurteilte nahm das Urteil an, das nach dem Rechtsmittelverzicht der Staatsanwältin sogleich in Rechtskraft erwuchs.

Aussage des Sohnes führt zu Geständnis

„Ich bin schuldig zum Doppelmord“, gab der Mann am Mittwochnachmittag zu Protokoll und erklärte gleichzeitig, keine weiteren Angaben mehr machen zu wollen. Zunächst hatte er behauptet, seine 32-jährige Freundin habe im Zuge einer von ihr erwünschten sadomasochistischen Sexpraktik das Bewusstsein verloren und sei nicht mehr aufgewacht.

Doppelmord: Angeklagter doch geständig

Ein Mann, der im August in Mariahilf seine Lebensgefährtin und deren 14 Jahre alte Tochter erwürgt haben soll, hat sich am Mittwoch am Landesgericht geständig gezeigt. An einer Verurteilung wegen Mordes führe kein Weg vorbei, hielt die Staatsanwältin fest.

Zum späten Geständnis führte offenbar die Aussage des neunjährigen Sohnes der Frau. Er wurde im Ermittlungsverfahren schonend zu seinen Wahrnehmungen in der Tatnacht befragt. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder hatte er zum Zeitpunkt der Tat im Kinderzimmer geschlafen und war durch Schreie seiner Schwester aufgewacht, die er zunächst darauf zurückführte, „dass sie eine Spinne gesehen hat“, wie er in seiner Befragung schilderte.

In Wahrheit ging der Stiefvater gewalttätig gegen sie los, was der Neunjährige in weiten Teilen mitbekam. Die Mutter war laut Anklage zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Als der 49-Jährige den Buben wahrnahm, herrschte ihn dieser dessen Darstellung zufolge an, sofort ins Kinderzimmer zurückzugehen. Der Neunjährige legte sich ins Bett und gab vor zu schlafen. Er habe sich „sehr gefürchtet, dass er mich umbringen will“, gab er in der Befragung an.

Verdächtiger schwieg bis zur Verhandlung

Zuvor hatte bereits die Staatsanwältin der ursprünglichen Version des Angeklagten fundamental widersprochen, die strafrechtlich einer fahrlässigen Tötung gleichgekommen wäre. Der 49-Jährige hatte bis zur Hauptverhandlung von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht. Die Staatsanwältin sah im Angeklagten einen Doppelmörder, der – aus welchen Gründen auch immer – seine Freundin und deren ältestes Kind aus einer vorangegangenen Beziehung vorsätzlich getötet habe.

Das mögliche Motiv erhellte sich gegen Ende der Verhandlung aus einem Video mit dem neunjährigen Sohn. Dieser schilderte, zwischen seiner Mutter und dem Mann sei es „sehr oft“ zu Streit gekommen, weil diese ihn erwischt hätte, als er mit dem Handy mit anderen Frauen kommunizierte. Er habe schon länger „das gefühlt, dass er so etwas machen (offenbar gemeint: gewalttätig werden, Anm.) wird“, erzählte der Bub.

Für die Version des Angeklagten gebe es keine Belege, sie decke sich nicht mit der Spurenlage am Tatort. „Es gibt ganz viele Beweise, dass er es war“, betonte die Anklägerin unter Verweis auf Tatort- und DNA-Spuren. Für die Tat gebe es „keine plausible Erklärung“ und „keine Verantwortung, die das nachvollziehbar macht“, hielt die Staatsanwältin fest: „An eine Verurteilung wegen Mordes führt kein Weg vorbei.“

Söhne gingen zu Ärztin

Die dreifache Mutter hatte den Mann – einen gebürtigen Tunesier, der seit 2016 keiner geregelten Beschäftigung nachging – über eine Dating-App kennengelernt. Die Leichen soll er vor dem Morgengrauen in das Schlafzimmer gebracht, den Raum verschlossen und den Schlüssel abgezogen haben.

Am nächsten Morgen gingen der Neunjährige und sein jüngerer Bruder allein zu einer Ärztin, weil der Neunjährige einen Kontrolltermin hatte. In der Ordination kam es dem Personal eigenartig vor, dass die Kinder ohne ihre Mutter erschienen. Die Ärztin verständigte die Polizei. Diese entdeckten die Frau und das Mädchen.

Festnahme in Frankreich

Der 49-Jährige konnte am 13. September bei Brest in Nordfrankreich festgenommen werden. In weiterer Folge wurde er von den französischen Behörden ausgeliefert. Laut einem psychiatrischen Gutachten war der mutmaßliche Doppelmörder zum Tatzeitpunkt voll zurechnungsfähig.