Daniel Glamm in Pose – „Mister Universe“
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Chronik

„Mister Universe“ arbeitet bei Wiener Linien

Er ist der wohl stärkste Mann bei den Wiener Linien und seit November des Vorjahres auch amtierender „Mister Universe“ wie dazumal Arnold Schwarzenegger. Beruflich arbeitet Daniel Glamm in einer Busgarage in Favoriten.

Im Vorjahr gewann er in Bradford in Großbritannien beim wohl berühmtesten internationalen Bodybuilder-Contest „NABBA Universe“ den Titel „Mr. Universe“ in der prestigeträchtigen Gesamtklasse. Diesen Wettbewerb konnten zuvor erst drei Österreicher, darunter Schwarzenegger erstmals 1967, und eine Österreicherin gewinnen. Zurück in Wien geht der gelernte Kfz-Mechaniker seinem Beruf nach. Er ist seit 2012 bei den Wiener Linien und arbeitet als Schichtdienstleiter in der Raxgarage.

Mit 16 begann er mit Bodybuilding, erzählt er im „Wien heute“-Interview, seit 2019 betreibt er Wettkampfsport. Die Idee, beim „Mister Universe“-Bewerb mitzumachen, sei im vorigen Jahr entstanden: „Dadurch, dass ich immer nur nationale Wettkämpfe gemacht habe, wollte ich einmal einen internationalen Wettkampf machen.“ Prompt gewann er sowohl in der Klasse „Bodybuilding Men 2“ und vor allem auch den Gesamtwettbewerb.

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Daniel Glamm mit Trophäen in der Busgarage
Wiener Linien
Daniel Glamm hebt einen Bus hoch (Fake)
Wiener Linien
Busse stemmt Daniel Glamm natürlich nicht in die Höhe, aber für ein Pressefoto wird ein bisschen getrickst …
Daniel Glamm mit Trophäen an seinem Schreibtisch in der Busgarage
Wiener Linien
… und auch die „Mister Universe“- Trophäen stehen normalerweise nicht auf seinem Schreibtisch
Daniel Glamm in Pose – „Mister Universe“
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Der strahlende „Mister Universe“ 2022
Daniel Glamm in Pose – „Mister Universe“
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Daniel Glamm erhält Trophäe „Mister Universe“
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Daniel Glamm in Pose – Mister Universe Wettkampf
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Daniel Glamm in Pose – „Mister Universe“
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Daniel Glamm in Pose mit Trophäe „Mister Universe“
NABBA/Glamm
Daniel Glamm mit Trophäen in der Busgarage
Doris Manola/wien.ORF.at

Wettkampffarbe für bessere Konturen

Fernab des Schweinwerferlichts ist der frisch gekürte „Mister Universe“ eigentlich kaum wiederzuerkennen, was auch ein wenig an seinem natürlichen blassen Teint liegt: „Ja, das liegt an der Farbe. Also das ist kein Solarium oder Urlaub davor oder sonst irgendwas, sondern das ist halt Wettkampffarbe. Die muss man sich davor auftragen.“ Nur so seien die Konturen gut zu sehen. „Und wenn man halt komplett gefärbt ist, dann ist das wie ein Schattenspiel. Dann kommt das viel mehr zur Geltung.“

Es gibt Farben, die man einfach abwaschen kann. Andere haben einen Selbstbräunereffekt. „Das dauert dann schon bis zu vier Wochen, bis die Farbe wieder weg ist, je nachdem, wie viele Wettkämpfe man schon bestritten hat.“ Dann passiere es schon mal, dass auch die Handygesichtserkennung nicht mehr funktioniert, erzählt Glamm.

„Mister Universe“ arbeitet bei den Wiener Linien

Daniel Glamm arbeitet nicht nur bei den Wiener Linien, er ist seit November des Vorjahres auch „Mister Universe“ in der prestigeträchtigen Gesamtklasse. „Wien heute“ hat Glamm in der wohl „stärksten Busgarage der Welt“ besucht.

„Dieser Sport ist eine Illusion“

In die Arbeitskleidung passt der 1,80 Meter große und derzeit 110 Kilogramm schwere Athlet gerade noch hinein. Eine Maßanfertigung benötige er nicht, lacht er, aber doch regelmäßig neue Dienstkleidung. Das liegt daran, dass sein Gewicht starken Schwankungen unterliegt: „Ich bin in der Offseason aktuell, wo man quasi einen Aufbau macht, da bin ich immer um die 15 bis 20 Kilogramm schwerer als am Wettkampftag.“ Doch es wird nicht nur radikal abgespeckt vor dem Wettkampf. Auch getrunken wird davor wenig, damit der Körper dehydriert und jeder Muskel gut zu sehen ist.

Man brauche eigentlich eine Kleidungsgarnitur für die Offseason und eine für die Wettkampfsaison, weil man dann eben um einiges dünner sei, auch wenn man optisch besonders auftrainiert aussieht, erklärt der Bodybuilder: „Dieser Sport ist eine Illusion. Man versucht auf der Bühne eine Illusion zu schaffen, dass die Proportionen einfach überdimensional wirken. Und das ist eigentlich die Kunst – eine Illusion zu schaffen. Das ist eigentlich das Wichtigste.“

Anstrengungen und Entbehrungen

Für diese „Illusion“ gibt er alles: „Ich trainiere aktuell vier- bis fünfmal die Woche. Ich habe immer zwei Tage Training, ein Tag Pause und vier- bis fünfmal in der Woche Cardiotraining von je 30 Minuten.“ Bis zu 600 Kilogramm stemmt Glamm in der Kraftkammer auf der Legpress (Beinpresse). Mit dem Fitnesstraining allein ist es freilich nicht getan, im Grunde ist der ganze Tag geregelt. „Ich esse eigentlich das ganze Jahr nach Plan, sehr eiweißreich, viele Kohlenhydrate und ziemlich wenig Fett, maximal ein Gramm pro Kilogramm Körpergewicht, und ich verzichte so gut es geht auf Zucker und Weizen.“

Alkohol ist tabu, außer vielleicht ein Glas zu Silvester oder zum Geburtstag. Dass er in der Werksküche der Wiener Linien sein Essen vorbereiten kann, sei ein sehr großer Vorteil: „Sonst müsste ich, wenn ich um 21.00 Uhr oder 21.30 Uhr von der Abendschule nach Hause komme, noch mein Essen für den nächsten Tag vorbereiten.“

„Die stärkste Busgarage der Welt“

Denn das nächste Ziel ist ausnahmsweise kein sportliches: Nach der Arbeit geht es derzeit noch in die Abendschule, um den Werkmeister in Maschinenbau und Betriebstechnik zu machen. Die Kollegen in der Busgarage sind stolz auf ihren Schichtdienstleiter: „Wir sind eigentlich jetzt die stärkste Busgarage der Welt“, so Glamms direkter Vorgesetzter Markus Krakowitzer. Und auch wenn Glamm hauptsächlich im Büro sitze, werde er bei besonders schweren Arbeiten selbstverständlich zu Hilfe geholt.

Ob Glamm die Busgarage einmal für eine Profikarriere verlassen will? Mit dem „Mister Universe“-Titel hat er jetzt jedenfalls eine Profilizenz in der Tasche und will nun weitere Wettkämpfe in der Profiklasse bestreiten – mit dem Ziel, einmal von seiner Leidenschaft leben zu können. „Ich würde lügen, wenn es anders wäre. Aber es ist halt sehr schwierig in dem Sport, und da muss man wirklich herausstechen. Ich schaue einfach, was geht.“