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Gesundheit

Studie: Krieg und Teuerung belasten Wiener

Die Pandemie hat viele Menschen in Wien stark belastet. Nun sind es die Teuerung und der Krieg in der Ukraine, die ihnen Sorgen bereiten, so das Ergebnis einer Studie. Bei mehr als einem Drittel hat sich die psychische Gesundheit sogar verschlechtert.

Die Pandemie hat sich entspannt, die Menschen hingegen nicht. Das zeigt eine SORA-Studie, bei der mehr als 1.000 Menschen über 16 Jahre im Auftrag des Psychosozialen Dienstes (PSD) befragt wurden. Die repräsentative SORA-Befragung ist die Dritte nach Umfragen in den Coronavirus-Jahren 2020 und 2021.

Frauen und Junge besonders betroffen

34 Prozent der Befragten berichten darin von einer Verschlechterung ihres seelischen Zustandes im Vorjahr. Rund 60 Prozent der Teilnehmer schildern sogar Depressionssymptome an einzelnen Tagen sowie Ängste und Erschöpfung. „Im Zeitverlauf wird außerdem offensichtlich, dass die aufgestauten Belastungen, die angehäuften Symptome und die zunehmenden Ungleichheit nicht von allein wieder verschwinden werden“, sagte Studienautorin Martina Zandonella vom SORA-Institut.

Randgruppen sowie Personen mit bereits vorhanden psychischen Erkrankungen seien dabei besonders betroffen, hieß weiter. Junge Menschen, Frauen, Personen mit Kindern, Arbeitslose und Menschen an der Armutsgrenze seien stärker belastet als andere Bevölkerungsgruppen, so Zandonella.

Studie: Krieg und Teuerung belasten Wiener

Die Pandemie hat viele Menschen in Wien stark belastet. Nun sind es die Teuerung und der Krieg in der Ukraine, die ihnen Sorgen bereiten, so das Ergebnis einer Studie. Bei mehr als einem Drittel hat sich die psychische Gesundheit sogar verschlechtert.

„Wir sitzen nicht alle im selben Boot“, ergänzte Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht-und Drogenfragen der Stadt Wien. Solche Behauptungen seien schlichtweg falsch, so der Experte. Lochner wies bei dem Termin auch auf die Stigmatisierung von psychisch kranken Menschen hin. So schämte sich laut der Befragung rund ein Drittel aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer Hilfe zu suchen. Georg Psota, Chefarzt des PSD Wien, unterstrich die Dringlichkeit der Ergebnisse. Bei den Angaben der Teilnehmer handle es sich zwar ausschließlich um Schilderungen, die Ergebnisse „decken sich jedoch mit internationalen ähnlichen Studien“, so Psota.

Sorgenhotline wird aufgestockt

Die Stadt Wien will nun das Angebot für Betroffene aufstocken. Geplant ist unter anderem ein Ausbau der bereits bekannten Coronavirus-Sorgenhotline und Weiterführung als Sorgenhotline in mehreren Sprachen. Denn oft sei eine Entlastung nur ein Gespräch weit entfernt, so der Psychosoziale Dienst (PSD). Bei der Hotline gab es seit Beginn der Pandemie rund 25.000 Anrufe. Die Tendenz sei dabei steigend, so die Leiterin der Psychosozialen Information Ardjana Gashi.

Sorgenhotline:

unter 01/4000-53000 von Montag bis Freitag zwischen 8.00 und 20.00 Uhr erreichbar

Laut den PSD werden zudem bis Jahresende insgesamt 100 weitere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in verschiedensten Bereichen angestellt. Weiters wird das so genannte „Home-Treatment“ ausgebaut. So können mehr Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen zu Hause betreut werden. Bisher waren es 54. Eine Kampagne mit dem Slogan „Darüber reden wir“ soll vor allem junge Menschen in Wien erreichen, sich frühzeitig Hilfe zu holen und sich nicht wegen ihrer Probleme zu schämen.

Finanzielle Lage als verstärkender Faktor

Ein zentrales Problem laut Studienautorin Zandonella sei aber auch, die finanzielle Lage der Betroffenen, „das spielt eine ganz bedeutende Rolle, ob letzten Endes Menschen zu der Hilfe kommen, die sie dringen benötigen“, sagte sie im „Wien heute“-Interview. Die Finanzen haben aber auch eine Rolle dabei gespielt, wie stark Personen überhaupt von den Krisen der Pandemie betroffen waren.

Expertin zum Thema psychische Gesundheit

Matina Zandonella vom SORA-Institut spricht zum Thema psychischer Gesundheit und Belastung in der Gesellschaft.

„Je besser die finanzielle Lage, in der die Menschen in den letzten drei Jahren waren, desto leichter war es für auch, mit diesen Belastungen zurechtzukommen“, so Zandonella. Wer sich also etwa einen eigenen Raum zum Arbeiten oder Lernen einrichten konnte, war weniger von psychischen Problemen betroffen.