Das Cover zu Beppo Beyerls Buch „Die bösen Buben von Wien“
Katharina Alfon
Katharina Alfon
kultur

Buch porträtiert Wiens „böse Buben“

Der Wiener Autor Beppo Beyerl stellt in seinem neuen Buch 17 „böse Buben“ vor. Dabei handelt es sich um 17 Straftäter aus Wien, die jedoch teilweise mit Charme und Wiener Schmäh den Aufstieg in die elitäre Gesellschaft schafften.

Im Zuge seiner Beschäftigung mit der Wiener Stadtgeschichte stolperte Beppo Beyerl immer wieder über Geschichten von Straftätern. Sein Interesse wuchs, bis daraus ein eigenes Buch entstand. Beyerl schränkte sich dabei auf Männer ein – die „bösen Madln“ ließ er aus, obwohl auch diese einiges an Material geliefert hätten. Zum Beispiel Wanda Kuchwalek alias die „Wilde Wanda“, die bis heute als Wiens einzige Zuhälterin bekannt ist.

Konflikt zwischen Verbrechertum und Wiener Schmäh

Bei der Auswahl der im Buch vorkommenden „bösen Buben“ gab es für Beyerl Kriterien. „Sie sollten auf keinen Fall Mörder sein“, meinte der Autor, zumindest keine „kaltblütigen“ Mörder, wie beispielsweise Jack Unterweger. Mörder werden im Buch nämlich grundsätzlich schon porträtiert, unter anderem der Unternehmer und Netzwerker Udo Proksch. „Sie sollten aber schon ein gewisses Etwas haben“, erklärte Beyerl weiter.

Einerseits handle es sich bei den porträtierten Männern um Verbrecher, andererseits hätten sie den Wiener Schmäh oder andere „Vorzüge“ wie einen IQ von 130 besessen, so Beyerl. Das ermöglichte manchen den Aufstieg in die hohe Gesellschaft. Sie täuschten die Menschen mit gefinkelten Taktiken und zogen ihre Opfer über den Tisch. Das Buch ziele jedoch nicht auf eine positive Darstellung der Täter ab, betonte Beyerl. Es solle den Konflikt zwischen Verbrechertum und dem Charme und Schmäh der „Buben“ aufzeigen.

Buchhinweis

Beppo Beyerl: „Die bösen Buben von Wien“. Styria Verlag, 240 Seiten, 25 Euro

Wieso wurden damals so viele Menschen von diesen Straftätern hinters Licht geführt? Unter anderem durch Nichtkenntnis der Technik, nimmt Beyerl an, wie im Falle des von Wolfgang von Kempelen konstruierten Schachautomaten. Vielleicht auch wegen des Glauben an das Gute im Menschen, so der Autor weiter. Mit dem Wiener Schmäh als Täuschungstaktik würden solche Täter bestimmt heute noch Menschen blenden, ist sich Beyerl sicher.

Der Autor Beppo Beyerl
Willfried Gredler-Oxenbauer
Beppo Beyerl kam durch die Beschäftigung mit der Stadtgeschichte auf die Idee, das Buch zu schreiben

Sympathie mit Figuren wie „Schani“ Breitwieser

„Ja! Sicher“, war die rasche Antwort auf die Frage, ob Beyerl denn einen Verbrecher seines Buches besonders präferiere. Er selbst ist aus dem 12. Bezirk, weswegen er Johann „Schani“ Breitwieser, einen Einbrecher aus Meidling, hervorhob. Er besuche sogar manchmal sein Grab, das sich am Meidlinger Friedhof befindet. „Oft sind Blumen auf seinem Grab. Ich bin also nicht der einzige, der ihn besucht“, erzählte Beyerl.

Breitwieser sei als Einbrecher bei den Behörden bekannt gewesen, bei der damaligen Bevölkerung als der „Robin Hood von Meidling“. Einen Großteil des gestohlenen Geldes behielt er für sich. Als Mitglied der Gruppe „Bruderschaft der schwarzen Larve“ gab er aber auch etwas vom Diebesgut an arme Menschen in Meidling ab. Im öffentlichen Raum erfuhr er damit viel mehr Beliebtheit als Abneigung. Des Einbrechers größte „Errungenschaften“ waren die Raubzüge 1918 auf das Kriegsministerium sowie 1919 auf die Hirtenberger Waffenfabrik.

Hier kommt wieder der erwähnte Konflikt beziehungsweise die Widersprüchlichkeit ins Spiel. „Halb Meidling ist ihm zu Füßen gelegen“, erklärte Beyerl. Die Menschen würden den eigentlichen Straftäter noch heute als Helden feiern. So widmeten ihm Verehrerinnen und Verehrer beispielsweise eine eigene Webseite. Auf der können T-Shirts mit dem Aufdruck „Warum? Aus Not“ erworben werden. Bei seinem ersten Prozess war dies nämlich Breitwiesers Antwort auf die Frage des Richters, wieso er gestohlen hatte.