Johannes Steinhart im Jänner 2021 bei einer Pressekonferenz in Wien
APA/Georg Hochmuth
APA/Georg Hochmuth
Politik

Ärztekammer: Anzeige gegen Steinhart

In der Causa um mutmaßliche Missstände in einer Tochtergesellschaft der Wiener Ärztekammer gibt es nun eine Anzeige gegen Kammerpräsidenten Johannes Steinhart. Das berichtete Dossier.at heute.

Der Vorwurf: Mit Geld der Equip4Ordi GmbH (E4O) könnte der Kammerwahlkampf der ÖVP-nahen „Vereinigung Österreichischer Ärztinnen und Ärzte – Liste Steinhart“ unterstützt worden sein. Steinhart wies das zurück, ebenso wie der Generalsekretär der „Vereinigung“, Erwin Rasinger.

Die Anzeige stammt von den Anwälten der ausgelagerten Gesellschaft. Konkret geht es um einen Marketingzuschuss von 240.000 Euro, der 2022 von E4O an eine Wiener IT-Firma überwiesen wurde. Mit dem Geld wurden Lizenzen für die Arztpraxissoftware Care01 erworben, so die Strafanzeige. Diese könnten als Wahlkampfgeschenke an Ärzte verteilt worden sein.

Steinhart ortet Kampagne gegen sich

Steinhart stritt das in einer Aussendung am Mittwoch als „unwahr“ und „reine Erfindung“ ab, er ortete eine „schon seit Längerem laufende Kampagne gegen mich“. Die „Vereinigung“ habe von der Equip4Ordi zu keinem Zeitpunkt Geld, Wahlkampfgeschenke oder irgendwelche Zuwendungen erhalten.

Ähnlich argumentierte Rasinger, Ex-Gesundheitssprecher der ÖVP, gegenüber Dossier.at: „Es gibt keine Wahlkampfgeschenke. Wir haben keinen Cent von E4O bekommen. Ich lade Sie ein, in unsere Buchhaltung zu schauen. Sie werden nichts finden.“

Turbulenzen rund um geplante Absetzung von Huber

Für Turbulenzen sorgt weiter auch das Naheverhältnis zwischen Steinhart und einem unter Verdacht geratenen und fristlos entlassenen Ärztekammer-Mitarbeiter, aber auch die Versuche innerhalb Steinharts Fraktion, Erik Randall Huber, den nunmehrigen Obmann der Kurie niedergelassener Ärzte, abzusetzen.

Huber war Steinhart als dessen Fraktionskollege in dieser Funktion nachgefolgt, er hatte die Vorwürfe öffentlich gemacht. Am Freitag sollte in einer Fraktionssitzung der „Vereinigung“ diese Absetzung vollzogen werden, doch laut Dossier.at formiert sich dagegen nun Widerstand.

„Die Beantragung oder die Unterstützung einer Abwahl von Vizepräsident Dr. Erik Randall Huber in der Kurie der niedergelassenen Ärzte durch Mitglieder unseres Vereins wird das öffentliche Ansehen massiv beschädigen“, schrieb demzufolge Vizepräsident Stefan Konrad in einem Antrag an den Vereinsvorstand. Das sei keine Art, mit Kritik umzugehen.

Ruf nach Neuaufstellung der Vereinsspitze

Finanzreferent Frederic Tömböl fordert laut Dossier sogar eine Neuaufstellung der Vereinsspitze und damit eine Demontage Steinharts. „Ich möchte in dieser einzigartigen Situation Verantwortung übernehmen, statt länger nur zuzusehen, wie unsere Fraktion irreparabel geschädigt wird und in die Bedeutungslosigkeit driftet“, sagte er und kündigte seine Kandidatur an.

In einer Informationsmail der Kurie der niedergelassenen Ärzte wurde zudem auf Haftungsrisiken hingewiesen, die mit einer auch von Rasinger betriebenen Abwahl Hubers oder einer Rückholung des entlassenen Vertrauten des Präsidenten einhergingen: „In einfachen Worten: Wer immer sich daran beteiligt, die strafrechtlich verfolgte Person wieder einzusetzen, sei es durch Anträge, Abstimmung oder Umsetzung, macht sich potenziell selbst strafbar.“