Workshop mit Frauen
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Chronik

Kurse sollen Frauen finanziell unabhängiger machen

Rund 30 Prozent der Frauen sind finanziell von ihren Partnern abhängig. Die meisten Betroffenen sind aus migrantischen Bevölkerungsgruppen. In Wien gibt es seit vorigen Herbst Finanzbildungsworkshops, die Frauen unabhängiger machen sollen.

Angeboten werden die Kurse in der Finanzbildungseinrichtung der Erste Bank – im Erste Financial Life Park (FLiP). Es sei die Idee herangetragen worden, auch etwas für Frauen mit Migrationsgeschichte zu machen, erzählt Nina von Gayl, Kuratorin der FLiP-Finanzbildung: „Denn sie leben häufig ja noch mal häufig in einer etwas anderen Lebensrealität, in der es nicht so leicht möglich ist, diesen Zugang zu dieser Bildung zu finden.“

Wenn Frauen unter ökonomischem oder finanziellem Missbrauch durch ihre Partner leiden, dann spricht man von „financial abuse“. „Das heißt, ich bin in einer kompletten finanziellen Abhängigkeit“, erklärt von Gayl. Es werde beispielsweise der Zugriff aufs Konto verweigert, oder: „Ich muss bei jedem Einkauf, den ich tätige, nach Geld fragen und um Erlaubnis bitten.“

Frauen leiden unter finanziellem Missbrauch

Rund 30 Prozent aller Frauen erleben finanziellen Missbrauch und Abhängigkeit vom Partner. In einem Workshop der Erste Bank soll nun die finanzielle Unabhängigkeit der Frau gestärkt werden.

Kurse dauern drei Stunden

Die Kurse dauern drei Stunden und werden in der Regel auf Deutsch abgehalten. Beim „Wien heute“-Lokalaugenschein nimmt beispielsweise gerade eine Runde Frauen über das Frauenberufsförderungsprojekt „Sira Bende“ der Caritas teil.

In den Kursen lernen die Frauen, wie sie die eigenen Finanzen nicht nur im Blick haben, sondern auch selbst über sie bestimmen können. Kostenlos wird Basiswissen vermittelt, wie: Wer ist ein Kontoinhaber, wer ist zeichnungsberechtigt? Was ist ein Dauerauftrag, was ein Einziehungsauftrag? Was ist eine Debitkarte, was eine Kreditkarte?

Viele Frauen über Partner verschuldet

Semra Pamuk leitet die Workshops, an denen bisher 50 Frauen teilnahmen. Wissenslücken gibt es etwa beim Thema Kontogebühren, erzählt sie. „Eine Teilnehmerin heute hat auch gemeint, dass ihr unendlich viel abgebucht wird – und sie keine richtige Ahnung hat, warum und weshalb.“

Ein großes Thema seien auch Schulden. Viele Frauen in den Kursen seien bereits über ihre Partnern verschuldet, weil sie bei Kreditverträgen mitunterschrieben hätten. Wenn der Partner dann nicht mehr zahlen kann, bleiben die Frauen alleine auf den Schulden sitzen – ein klassischer Fall von „financial abuse“.