„Human Cocoon“ heißt das Kunstwerk der slowenischen Künstlerin Eva Petric für den Wiener Stephansdom. Im ersten Teil des Kunstwerks verhüllte ein Fastentuch den Altar – als stilisierte Stammzelle schwebte darauf ein Kokon vor roten Blutkörperchen dreier Menschen – ein Symbol für die Vielfalt der Menschheit, aber auch eine Mahnung an ihre Sterblichkeit.
Drei Blutspenden für das Fastentuch
Das Schwarz-weiß der Figur im Kokon steht dabei für Tod und Leben. Die Figur ist aus zwölf Teilen zusammengesetzt – in Anlehnung an die zwölf Apostel. Im Hintergrund sieht man Blutkörperchen: „Die Blutkörperchen sind von drei Individuen: von einem Künstler, mir, von einem Priester, Herrn Toni Faber und von dem Wissenschaftler Gerd Silberhumer vom AKH“, so Petric im „Wien heute“-Interview. Die drei Blutspender sollen für Kunst, Spiritualität und Wissenschaft stehen. Drei Tätigkeiten, die uns Menschen von anderen Lebewesen auf der Erde unterscheiden.
Fastentuch im Wiener Stephansdom
Seit Aschermittwoch ist im Wiener Stephansdom ein Fastentuch angebracht. Abgebildet sind Blutkörperchen, aus denen Schmetterlinge werden.
Am Karsamstag wird der Kokon in drei Schmetterlinge umgebaut: „Die drei Sachen sind sozusagen auch die zeitgenössischen Liebe, Glaube und Hoffnung. Weil alle drei Kunst, Wissenschaft und Spiritualität brauchen und uns uns auch die Empathie geben. Man muss die Wissenschaft mit Empathie machen, Kunst ist Empathie und Spiritualität sowieso, man kann ohne Empathie nicht spirituell sein“, so Petric.
Schmetterlinge bleiben bis Fronleichnam
Die Schmetterlinge sollen bis Fronleichnam unter der Domdecke schweben – als Symbol für Verwandlung. „Es gibt einen Kokon und dann einen Schmetterling – aber die zwei Phasen sind verbunden, obwohl jede selbstständig ist. So ist es, denke ich, auch mit uns. Wir leben in dieser Zeit und an diesem Ort, wir sind sozusagen im Kokon. Was danach passiert, wissen wir nicht. Die Energie ist aber niemals verloren, nur übersetzt.“