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Chronik

Gewalt in Spitälern nahm leicht ab

Spitalspersonal ist häufig Aggressionen und sogar Gewalt ausgesetzt. In Summe nahmen entsprechende Erfahrungen zwar seit 2019 leicht ab, wie eine neue Umfrage des Gesundheitsverbundes zeigt, in Einzelbereichen gibt es aber eine Zunahme.

Beschimpfungen, Übergriffe, sogar körperliche Attacken, ausgeübt durch Patienten und Besucherinnen – für das Personal in Wiens Spitälern sind das keine Einzelfälle. Doch haben sich die „Aggressionserfahrungen am Arbeitsplatz“, wie von einer gleichlautenden Umfrage erfasst, überraschender Weise leicht entspannt gegenüber einer Vergleichsstudie 2019.

Die im Zeitraum Juni bis August 2022 neuerlich durchgeführte Umfrage unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) ergab, dass die Gewalterlebnisse während der letzten drei Pandemiejahre annähernd gleichblieben, obwohl Publikationen seit Beginn der Pandemie von einer Aggressionszunahme im Gesundheitswesen berichtet hatten.

Ausnahme Akutbereich

4.000 Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen nahmen an der aktuellen Umfrage teil. 80 Prozent der Befragten gaben an, im Laufe ihres Berufslebens Aggressionserfahrungen gemacht zu haben. 60 Prozent von ihnen in den letzten zwölf Monaten. 85 Prozent des Personals gaben 2019 an, Gewalt im Beruf erlebt zu haben, 62 Prozent von ihnen in den letzten zwölf Monaten.

Gewalt in Spitälern: Zahlen leicht rückläufig

Beschimpfungen und sogar körperliche Attacken: Das Personal in Wiens Spitälern hat sehr oft schon Gewalterfahrungen machen müssen. Trainingsprogramme und Securities helfen aber offenbar.

Großteils handelt es sich dabei um verbale Attacken. Auch dieser Anteil blieb im Vergleich zur letzten Umfrage annähernd gleich. Ein Anstieg der Aggressionsereignisse konnte hingegen im Bereich der Notfallaufnahme und -medizin verzeichnet werden sowie bei jenen Berufen, die mit der Einlasskontrolle beschäftigt sind. In anderen Bereichen, wie zum Beispiel der Unfallchirurgie, nahmen die Ereignisse ab. Hier geht man von einem direkten Zusammenhang mit der Pandemie aus.

„Eigentlich angenommen, dass es mehr wird“

Die Gründe für diese Entwicklung sieht der WIGEV hauptsächlich in den beschränkten Besuchsmöglichkeiten, der PCR-Testpflicht und den Zugangsbeschränkungen. „Eigentlich haben wir angenommen, dass es mehr wird. (…) Ja, es gibt eine leichte Abwärtstendenz, aber gerade in Bereichen, wo Betriebspersonal zuständig war für die Zutrittskontrolle, ist es jetzt zu einem vermehrten Aufkommen gekommen“, sagte Harald Stefan, Leiter des Sicherheitsboards im Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV), „Wien heute“-Interview.

Auch Deeskalationstrainings für die Mitarbeiter in allen Bereichen greifen laut Stefan allmählich: „Dass es sicher auch darum geht, zu wissen: Hinter jeder Aggression oder hinter jedem Konflikt steckt ein Bedürfnis.“ So werde auch versucht, in den Ambulanzen die Wartezeiten in etwa anzugeben, um Stress und Frust zu minimieren.

Patienten sollen Personalknappheit nicht spüren

Auch bei angespannter Personalsituation sollen sich die Patientinnen und Patienten wertschätzend und respektvoll behandelt fühlen, betonte Edgar Martin, Pflege-Personalvertreter und Vorsitzender des Gewerkschaftlichen „Team Gesundheit“.

„Klar ist natürlich jetzt in bestimmten Hotspotsbereichen, wo ein hoher Turnover ist, d.h. viele Entlassungen, viele Aufnahmen, jetzt bin ich vielleicht unterbesetzt, weil ich eine hohe Ausfallsquote habe, dass es mir dann wahrscheinlich nicht möglich ist, diese Geisteshaltung über die gesamte Dienstlänge zu halten, aber unser großes Ziel ist es immer: So wenig wie möglich soll beim Patienten ankommen.“

Schulungen und erweiterte Unfallversicherung

Nach der Umfrage 2019 wurden jedenfalls mehrere Maßnahmen umgesetzt. So wurden Schulungsprogramme entwickelt, das Sicherheitskonzept erweitert, ein zentrales Sicherheitsboard eingeführt, zusätzliche Alarmsysteme angeschafft und architektonische Veränderungen durchgeführt. Als „Meilenstein“ bezeichnet man beim WIGEV eine erweiterte Unfallversicherung für die Folgen eines körperlichen Angriffes für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.