Schnee / Claudia Tondl
Marcel Köhler
Marcel Köhler
kultur

Nestroyhof: „Schnee“ über die Einsamkeit

In der Stadt oft ein Thema, gibt die Wiener Autorin Claudia Tondl mit „Schnee“ dem Thema Alterseinsamkeit nun auch im Theater eine Bühne. Im Theater Hamakon im Nestroyhof fällt Licht auf jene Menschen, die Alterseinsamkeit mitverursachen.

„Die Nachbarin haben sie heute abtransportiert.“ – „Ist das Essen schon fertig?“ – „Tot!“ – „Tot?“ – „Gestorben, schon vor Wochen!“ – Der einsame Tod einer Frau, unbemerkt von den Nachbarn, ist die Ausgangssituation für ein Stück, das für Autorin Claudia Tondl einige Fragen aufwirft: „Fehlt denn da niemand? Reagiert niemand? Wo sind die sozialen Kontakte?“, stellte sie gegenüber „Wien heute“ in den Raum. Das Stück zeigt ein Stück Realität, gerade in einer Stadt, wo oft viele Menschen in vielen Wohnungen in einem Haus wohnen, die Bewohnerinnen und Bewohner aber trotzdem anonym bleiben.

Schnee / Claudia Tondl
Marcel Köhler
Schnee von Claudia Tondl

Das Stück kreist um Bewohner, die nicht bemerkt haben, dass mitten unter ihnen jemand gestorben ist. Zu sehr mit ihren eigenen Beziehungen und Lebenskrisen beschäftigt, ohne Zeit, sich um die Nöte älterer Angehöriger zu kümmern. Der Titel „Schnee“ sei ein Synonym für Kälte, für menschliche Erfrierungszustände und Versuche, diese aufzutauen: „Ich finde, wir könnten uns öfter an unsere eigene Zukunft erinnern, an unser eigenes Älterwerden und in diesem Sinne auch unsere älteren Mitmenschen behandeln“, sagt Regisseurin Ingrid Lang.

Ein immer wichtiger werdendes Thema

Inszeniert von Ingrid Lang beschäftigt sich das Stück mit der Alterseinsamkeit und der Sehnsucht nach Berührung und Kontakt. Es ist ein Thema, das in einer immer älter werdenden Gesellschaft mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. Viele, vor allem ältere und besonders in der Stadt lebende Menschen, sind von Ausgrenzung und Einsamkeit betroffen.

Claudia Tondl, Ingrid Lang, Lukas Lauermann (v.l.n.r)
Marcel Köhler
Claudia Tondl, Ingrid Lang, Lukas Lauermann (v.l.n.r.)

Während ein Mensch als hilfsbedürftiges Kind als entzückend gilt, wird er oftmals als Last betrachtet, wenn er im Alter Hilfe benötigt oder Nähe braucht. Lang und Tondl gehen mit Schnee der Frage nach, woher diese Haltung kommt und warum sich viele von der älteren Generation scheinbar so gestört fühlen.

Regisseurin Ingrid Lang kreiert gemeinsam mit Ausnahmemusiker Lukas Lauermann auf Basis von Claudia Tondls Text einen Theaterabend, der sich mit unserem Verhältnis zum Alter, mit dem Thema Einsamkeit und unserem urmenschlichen Bedürfnis nach Kontakt und Berührung auseinandersetzt. Der Komponist und Cellist Lukas Lauermann begleitet mit seiner eigens komponierten Musik durch das Stück.