Chronik

Mehr Kontrolle für Altbauten

Rund 30 Altbauhäuser werden Jahr für Jahr in Wien abgerissen. Oft lassen Besitzerinnen und Besitzer die Häuser absichtlich verfallen, um sie durch lukrative Neubauten zu ersetzen. Dem will die Stadt nun aber entgegentreten.

Abbruchbescheid für ein Gründerzeithaus in der Hauffgasse in Simmering: Die bauliche Sanierung wäre zu aufwendig gewesen. Wäre die Baupolizei aber rechtzeitig informiert worden, wäre das zu verhindern gewesen, sagte deren Leiter, Gerhard Cech, zu „Wien heute“: „Wenn es leicht geht, kann man natürlich die Hausverwaltung dazu bringen, Mängel gleich zu beseitigen. Meistens bedarf es dann aber doch strengerer Maßnahmen, der Erlassung eines Bauauftrages, mit dem dann angeordnet wird, dass Mängel zu beseitigen sind.“

Oft kämen die Informationen zu spät und es könne nur noch abgerissen werden. Auf Initiative von Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) wird es künftig Schwerpunktkontrollen geben: „Die über 30.000 Altbauten der Stadt prägen seit Generationen das einzigartige Erscheinungsbild der Donaumetropole Wien. Sie spiegeln aber nicht nur die reiche Geschichte der Stadt wider. Denn der Schutz von Altbau ist gleichzeitig der Schutz von dringend notwendigem leistbaren Wohnraum.“

Neue Maßnahmen gegen Spekulation mit Wohnraum

Die Stadt will mit neuen Maßnahmen verhindern, dass Gründerzeithäuser mit Absicht dem Verfall preisgegeben werden und leistbarer Wohnraum gesichert bleibe, teilte Gaal in einer Aussendung mit. Dazu gehören eine neue Servicehotline, die es leichter machen soll, einen Verdacht auf mutwillige Verwahrlosung von Gründerzeithäusern zu melden.

Altbautenschutz

Servicehotline 01/4000 4001, täglich 7.30 bis 17.00 Uhr

Gaal kündigte aber auch Schwerpunktkontrollen direkt in betroffenen Gebieten an. Wien habe einen gesunden Kernbestand an Altbauten, der durch die bestehende Bauordnung gut geschützt sei, ergänzte Cech. Zu noch besseren Schutz beitragen sollen die Maßnahmen in der kommenden Bauordnungsnovelle und die neuen Möglichkeiten zur Kontrolle beitragen, „denn jeder mutwillig herbeigeführte Abriss ist einer zu viel“. So werden Baupolizei und Büro für Sofortmaßnahmen am 19. April beim Leopold-Mistinger-Platz und am 26. April beim Viktor-Adler-Markt erste Kontrollen starten.

Büro für Sofortmaßnahmen mit dabei

Für betroffene Mieterinnen und Mieter dient das Mobilbüro des Stadtservice Wien als erste Anlaufstelle. Es wird bei den Kontrollen direkt an den betroffenen Orten aufgestellt. Expertinnen und Experten beraten über Hilfeleistungen der Stadt, um zu verhindern, dass aus einem kleinen ein großes Problem wird, so Walter Hillerer, Leiter der Gruppe Sofortmaßnahmen und Stadtservice Wien.

„Der voranschreitende Wohnhausverfall ist ein wesentlicher Faktor für Unsicherheitszonen in Wien. Verschmutzte Hauseingänge und Stiegenhäuser, aufgebrochene Postkästen und generell desolate Gründerzeithäuser sind oft das Fundament sozialer Brennpunkte mit ethnischer Abschottung und erhöhter Kriminalität“, so ÖVP-Landesparteiobmann Karl Mahrer am Montag in einer Aussendung.