Autos auf dem Franz Josefs Kai
ORF
ORF
verkehr

Fast 20 Prozent der Neuzulassungen E-Autos

Die heimische Automobilbranche steht vor einem gewaltigen Strukturwandel. Ab 2035 dürfen nur noch Autos zugelassen werden, die kein CO2 ausstoßen. Bereits jetzt sinken die Neuzulassungen für Diesel- und Benzinfahrzeuge in Wien – fast 20 Prozent sind E-Autos.

Das Ziel in der EU ist, dass ab 2035 nur noch solche Neuwagen mit Verbrennungsmotor zugelassen werden, die im Betrieb CO2-emissionsfrei sind. Das war am Mittwoch das Thema beim sogenannten Autogipfel, zu dem Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) geladen hat.

Mehrheit der Fahrzeugnutzung mit Batterie möglich

Die Prognose des Experten Bernhard Geringer, Institutsvorstand für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik an der Technischen Universität Wien, für 2035: „Wenn man die heutige Fahrzeugnutzungen ansieht, merkt man, dass 80 bis 90 Prozent der PKW-Anwendungen gut mit Batterie elektrisch fahren können und der Rest wäre dann besser mit anderen Energieträgern und damit Antrieben beraten – etwa Brennstoffzelle oder eben synthetische Kraftstoffe wie E-Fuel “, so Geringer.

Das Thema E-Fuels hat zuletzt für viel Kritik gesorgt, denn nach Ansicht vieler Expertinnen und Experten sind synthetische Kraftstoffe im Vergleich zu Elektroautos nicht energieeffizient.

Mobilitätswende in Wien

Wie die Zukunft der Autos und der Autoindustrie aussieht, war am Mittwoch Thema beim sogenannten Autogipfel, zu dem ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer geladen hat, nachdem die EU das Ende des Verbrennermotors eingeläutet hat. Faktum ist: Der Wandel hat auch in Wien schon begonnen.

Entwicklung der letzten fünf Jahre

In den vergangenen fünf Jahren sind die Neuzulassungen von Diesel- bzw. Benzinautos in Wien stark zurückgegangen – von rund 17.000 auf rund 6.000 heuer im ersten Quartal. Autos mit Elektro- oder Hybrid-Antrieb sind hingegen stark angestiegen. im ersten Quartal 2018 waren es rund 200 neu zugelassene E-Autos, heuer sind es bereits 2.240. Knapp 19 Prozent der heuer neuzugelassenen Autos haben einen reinen Elektro-Antrieb.

Stephanie Ernst, eine Autohändlerin in Wieden, betonte im Gespräch mit „Wien heute“, dass vor allem Unternehmen auf Elektromobilität zurückgreifen würden. „Nämlich Unternehmen, die die unternehmerischen Förderungen in Anspruch nehmen konnten. Die sind jetzt leider weggefallen. Ansonsten ist die Elektromobilität bei Privaten sehr, sehr überschaubar. Prinzipiell kann gesagt werden, dass Plug-in-Hybrid sehr viel nachgefragt wird, weil es momentan eine gute Kombi-Lösung ist“, so Ernst. Aber Elektromobilität hätte ihrer Meinung nach „einfach auch noch einen weiten Weg vor sich“.

Umrüsten auf neue Technologie

Etwa 80.000 Menschen arbeiten in Österreich in der Automobilbranche. In Zukunft werden es aller Voraussicht nach weniger sein. Denn setzt sich das E-Auto langfristig durch, könnte laut Schätzungen ein Drittel weniger Facharbeiterinnen und -arbeiter benötigt werden. Rund 80 von österreichweit 900 Auto-Zulieferbetrieben haben ihren Sitz in Wien. Für manche wird ein Umrüsten auf die neuen Technologien nötig werden.

Mangelnde Ladesituation erschwert Mobilitätswende

Als wohl größtes Manko der Elektromobilität gilt im Moment noch die mangelnde Lade-Infrastruktur. Auch der TU-Experte empfindet die mangelnden Ladestationen in der Stadt als „das Hauptproblem“. „Ladestellen sind ein ganz wichtiges Thema, damit man die Akzeptanz bei der Bevölkerung erhöht“, sagte Geringer.

Die Wien Energie betreibt das dichteste E-Ladenetz mit aktuell über 2.000 öffentlich zugänglichen Lade-Stationen in der Stadt. In den nächsten Jahren sollen 200 dazukommen – die ersten 100 sind noch für dieses Jahr geplant.