Der Fokus liegt heuer unter anderem auf der Abschätzung des menschlichen Beitrags zu Extremereignissen, dem Zusammenfallen mehrerer selbiger, Neuem zur Plattentektonik oder auf der Suche nach Leben im All, sagte Günter Blöschl, Vorstand des Instituts für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der Technischen Universität (TU) Wien und von 2013 bis 2015 Präsident der EGU. Der bis zum nächsten Freitag dauernde Kongress zählt zu den größten wiederkehrenden Veranstaltungen in der Bundeshauptstadt.
Ein Feld, in dem man sich heuer Neuigkeiten erwartet, ist laut dem Hydrologen die Forschung zu verschiedenen Extremereignissen, die zeitlich und örtlich zusammenfallen. Analysen zu sogenannten „Compound-Event“ oder „zusammengesetzten Ereignissen“ seien ein neuer Forschungstrend. Dahinter verbergen sich innovative wissenschaftliche Ansätze, um das Zusammenfallen etwa von Stürmen und großflächigeren Hochwässern besser zu verstehen und vorherzusagen.
Sturmfluten und Hochwasser
Im Bereich der Hydrologie gebe es etwa Beobachtungen von zusammenfallenden Sturmfluten an Küsten mit einem Flusshochwasser in einer Region dahinter. Vor mehreren Jahrzehnten führte so eine Gemengelage beispielsweise zur Überflutung weiter Teile des Stadtgebiets von Washington D.C., erklärte Blöschl. Zunehmend zeige sich, dass solche Ereignisse mitunter stärker miteinander zusammenhängen als früher vermutet, so der Hydrologe, der am Mittwoch (26. April) einen Vortrag zur Entwicklung von Hochwässern hält.
Momentan steht die Frage der „Attribuierung“ – also dem möglichst verlässlichen Abschätzen des Beitrags der vom Menschen verursachten längerfristigen Veränderungen auf einzelne Extremereignisse – im Zentrum. Hier geht es darum, mit neuen Methoden festzumachen, wie sich die Wahrscheinlichkeiten für das Auftreten von konkreten Dürre- oder Hochwasserereignissen durch die stark erhöhten Treibhausgase und die Konsequenzen daraus verändert, respektive erhöht haben.
Vergleich mit und ohne Emissionen durch Menschen
Wissenschafter vergleichen die Ergebnisse von Modellrechnungen mit und ohne menschengemachten Emissionen und rechnen sie auf regionale Begebenheiten herunter. Bei Dürren, wie sie in Österreich in den vergangenen Jahren wiederholt stattgefunden haben und stattfinden, könne man den Anteil, für den der Mensch verantwortlich ist, in etwa mit einem Drittel beziffern, schätzte Blöschl.
Ein weiteres Forschungsfeld ist im Bereich der Plattentektonik angesiedelt. Auch auf Basis von mittlerweile extrem detaillierten Satellitendaten können die stetigen Bewegungen, die Blöschl in etwa mit der Geschwindigkeit des Wachsens eines menschlichen Haares vergleicht, extrem genau beobachtet werden. Neue Erkenntnisse weisen darauf hin, dass in der Erdkruste aufsteigende Magmaströme „eine stärkere Rolle spielen als man vorher geglaubt hat“.
Leben auf Jupiter und Saturn?
Ein weiteres Schwerpunktthema der thematisch breit gestreuten EGU-Versammlung wird voraussichtlich die Erforschung der Bedingungen auf den Monden des Jupiter und des Saturn sein. Ein wichtiger Aspekt ist der am 14. April erfolgte Start der „Jupiter Icy Moons Explorer"(JUICE)-Mission der ESA. Im Zuge dessen sollen in den kommenden Jahren auch Informationen darüber gesammelt werden, ob es die Voraussetzungen für Leben auf den zahlreichen Monden der großen Planeten gibt.