Schule

Lehrerin soll Schüler beschimpft haben

„Ihr könnt nichts“: Schwere Vorwürfe gibt es gegen eine Deutschförderlehrerin an einer Wiener Neuen Mittelschule. Sie soll Kinder aus Syrien, der Ukraine und der Türkei beschimpft haben. Bildungsdirektor Heinrich Himmer will den Fall „bearbeiten“.

Aussagen wie „Du kannst auch zurück in die Türkei!“ sollen laut einem Transskript gefallen sein, aus dem das ORF-Radio zitierte. Weil der Lehrerin die knapp 20 Kinder in der Klasse offenbar nicht lernwillig genug waren, stellte eine Lehrerin demzufolge infrage, ob sie je einen Job finden würden, aber auch, ob ihre Eltern arbeiten: „Zahlst du die Schule? Zahlt deine Mama die Wohnung? Wer zahlt? Ich (…) zahle alles (…) und alle anderen, die einen Job haben. Hat die Mama und der Papa einen Job? Wahrscheinlich nicht!“

Zunächst schien sich der Ärger gegen Kinder aus Syrien zu richten, die nicht Deutsch lernen und sich nicht an Regeln halten würden, dann meinte die Lehrerin, dass das auch für alle ukrainischen Kinder gelte. Sie wolle einmal sehen, dass „ihr einen Job bekommt hier in Österreich und nicht ich für euch zahlen muss“.

„Unglaublich problematisch“

Die Lehrerin habe Kinder und Eltern als Schmarotzer dargestellt, sagte der Präsident des Vereins Ukrainehilfe, Cornelius Granig, der eine Betroffene kennt: Er halte den Vorfall für unglaublich problematisch, gerade bei einem Kind, dessen Vater im Krieg angeschossen im Spital liege: „Das Mädel hat geweint, als es mir erzählt hat, wie die Lehrerin mit den Kindern umgeht. Das ist unfassbar, dass so etwas in einer österreichischen Schule möglich ist.“

Das Mädchen habe ihm außerdem noch erzählt, dass die Kinder aus Angst vor dieser Lehrerin nicht weiter kommen würden. Sie hätten schon Angst, mit ihr zu sprechen. Jedes Mal, wenn ein Kind etwas Falsches sage, werde es angeschrien. Granig: „Man müsste besonders auf die Situation der Kinder eingehen, die ohnehin viele Sorgen haben. Die Kinder sind nicht faul, sondern die ukrainischen Kinder zum Beispiel gehen in die österreichische Schule. Und dann versuchen sie auch noch, die ukrainische Schule weiterzumachen in Form von Videokonferenzen. Diese Kinder haben also eine Doppelbelastung.“

Besprechung nächste Woche

Der Wiener Bildungsdirektor bestätigte gegenüber dem ORF-Radio derartige Aussagen: „Das ist ein sehr beleidigendes Verhalten und eine Fehleinschätzung der Kollegin. Das werden wir mit ihr gemeinsam bearbeiten, denn wir stellen uns in den Schulen nicht die Frage, woher jemand kommt und was jemand ist, sondern für uns sind für alle die gleichen Ansprüche zu setzen.“ Es gehe darum, Wissen und mögliche Chancen weiterzugeben und nicht zu hinterfragen, was jemand verdiene oder wo jemand lebe.

575 Deutschförderklassen gibt es in Wien. Er sei sicher, dass der Großteil der Lehrer täglich beste Arbeit liefere, sagte Himmer. Es sei klar, „dass aggressive Kommunikation nie dazu führt, dass es bei den Angesprochenen zu einer Verhaltensänderung kommt. Wir wissen alle, so eine Form von Verhalten trägt dazu bei, dass die Konflikte eskalieren und dass die Demotivation auf allen Seiten größer wird.“ Kommende Woche soll die Situation zwischen Bildungsdirektion, Direktion, Lehrerin und Klasse besprochen werden.