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Kultur

Volksoper bringt „West Side Story“ und „Salome“

Die erste Spielzeit für Lotte De Beer als Direktorin der Wiener Volksoper ist bald vorbei. Die nächste Saison steht im Zeichen des 125-jährigen Bestehen des Hauses. Geplant sind neun große Premieren, darunter „Die lustige Witwe“, „Salome“ und die „Wes Side Story“.

Das erste Resumee der Niederländerin fällt positiv aus. Besonders überraschend und erfreulich sei es, dass es schnell gelungen wäre, „ein „ganz eigenes, diverses Publikum in die Volksoper zu holen“, erzählt De Beer in einem Interview mit der APA. „Ich hatte eigentlich erwartet, dass das eine Sache ist, die man über mehrere Jahre aufbauen muss. Nun komme ich bei manchen Vorstellungen ins Haus und habe den Eindruck, wir hätten permanent spezielle Aktionen für junges Publikum“.

22 Prozent des Publikums ist unter 30 Jahren. Man müsse aber die Latte höher legen, so die Direktorin. Ab der nächsten Saison werde daher der Sonntag zum Familientag, mit einer Kinderproduktion am Vormittag und einem Familienstück am Nachmittag. Ab 14. Oktober richtet sich auch die „Die Reise zum Mond“ von Jacques Offenbach an ein junges Publikum. Jung ist auch die Besetzung, die im wesentlichen aus Sieben- bis 27-Jährigen Mitwirkenden besteht.

„Es kann nicht immer nur Carmen geben“

De Beer träumt davon, mehr Genres zu mischen. „Mein Ziel wäre, dass die Menschen eher nach der Beschreibung eines Projekts ihre Karten buchen und nicht nur nach dem Titel, was jetzt leider noch oft der Fall ist. Aber es kann nicht immer nur „Carmen“ geben!“ So ist auch der Spielplan der nächsten Saison eine Mischung aus Neuem und Altbewährten.

Am 15. September wird als Auftaktproduktion „Salome“ von Richard Strauss auf die Bühne gebracht, Luc Bondys legendäre Inszenierung von den Salzburger Festspielen aus 1992. De Beer: „Wir werden das nicht jedes Jahr machen, aber ich finde das Prinzip sehr gut. Eine Funktion von Repertoirehäusern ist es, absolute Topinszenierungen auch für die Zukunft zu bewahren“.

Lotte de Beer, die neue Direktorin der Volksoper, auf dem Dach des Hauses
David Payr/Volksoper Wien
Lotte de Beer folgte im Vorjahr auf Robert Meyer

Operettical erinnert an 1938

Das Haus am Gürtel steht in der nächsten Saison nicht zuletzt im Zeichen seines 125-jährigen Bestehens. Das Jubiläumsstück wird am 14. Dezember, dem ursprünglichen Eröffnungstag seine Premiere erleben. Das – wie De Beer es nennt – Operettical „Lass uns die Welt vergessen“ soll an das Jahr 1938 erinnern.

Lotte de Beer erläutert: „Das Stück basiert auf der Operette „Gruß und Kuss aus der Wachau“, die 1938 während der Machtergreifung der Nazis an unserem Haus geprobt wurde. Da knallt der Eskapismus der Operettenwelt auf die grausame Realität vor der Tür. Viele jüdische Künstler waren an dieser Produktion beteiligt, wurden entlassen, verfolgt und ermordet“. Man habe die junge israelische Dirigentin und Komponistin Keren Kagarlitsky gebeten, die Musik von Jara Beneš neu zu arrangieren. Theu Boermans ist für das Buch verantwortlich und wird das Stück auch inszenieren.

Das ehemalige „Kaiserjubiläums-Stadttheater“

De Beer ist die 24. Besetzung des Direktorensessels des Hauses, das ursprünglich als Sprechtheater Kultur in Wiens Außenbezirken verbreiten sollte. Als „Kaiserjubiläums-Stadttheater“ wurde es im Dezember 1898 zu Ehren des 50-jährigen Thronjubiläums von Kaiser Franz Josef eröffnet. Danach ging es für das Haus drunter und drüber: Kriege, Krisen und weniger gelungene Intendanzen durchlebte die Volksoper genauso wie künstlerische Höhenflüge, die Erweiterung um eigenes Ballett und finanzielle Erfolge.

Außenansicht der Volksoper 1927
Archiv Volksoper
1927 wurde die Volksoper von Hermann Frischler geleitet

Klassiker in neuem Gewand

Ein Klassiker kehrt ab 2. März 2024 in einer neuen Inszenierung an das Haus zurück: Franz Lehars „Die lustige Witwe". Mariame Clément führt Regie. Der Musikdirektor Omer Meir Wellber wird seine erste Operette dirigieren. Ganz klassisch dürfte es aber nicht werden. „In den kommenden Jahren werden hier immer wieder spannende Leute meiner Generation wie Omer und Clément etwas über die Wiener Operette sagen. Was ich ihnen mitgegeben habe, ist lediglich, dass das ein Stück ist, zu dem die Wiener eine lange Liebesbeziehung haben“, so die Direktorin.

Sie selbst führt auch wieder Regie. Mit „West Side Story“ nimmt sie ihr erstes Musical in Angriff. Das sei eines der zentralen Stücke des 20. Jahrhunderts und an der Volksoper habe es damals die erste deutschsprachige Aufführung erlebt. Vor allem bei der Choreografie wird man diesmal auf Erneuerung setzen.

Ihre zweite Regiearbeit wird Puccinis einzige Operette, „La Rondine“, sein. Auch eine Herausforderung. „Das Libretto ist ein Albtraum, das muss ich zugestehen. Es ist ein Mischmasch aus Opernklischees mit einem schrecklichen Frauenbild. Aber ich liebe die Musik, denn am Ende ist „La Rondine“ immer noch Puccini.“

Die Premieren

  • 15. September 2023 „Salome“ von Richard Strauss
  • 24. September 2023 „Aristocats“ von George Bruns/Richard Sherman u.a.
  • 14. Oktober 2023 „Die Reise zum Mond“ von Jacques Offenbach
  • 28. Oktober 2023 „tick, tick… BOOM!“ von Jonathan Larson
  • 12. November 2023 „The moon wears a white shirt“ – Choreografien von Martin Schläpfer , Karole Armitage und Paul Taylor
  • 14. Dezember 2023 (UA) „Lass uns die Welt vergessen“ von Theu Boermans/Keren Kagarlitsky
  • 27. Jänner 2024 „West Side Story“ von Leonard Bernstein/Arthur Laurents/Stephen Sondheim
  • 2. März 2024 „Die lustige Witwe“ von Franz Lehar
  • 27. März 2024 (UA) „Ein bisschen trallalala“ von Martina Gredler/Ruth Brauer-Kvam
  • 10. April 2024 „La Rondine“ von Giacomo Puccini
  • 8. Mai 2024 „Les Sylphides“ Choreografien von Michel Fokine, Adi Hanan und Uwe Scholz
  • 15. Juni 2024 „The Gospel According to the Other Mary“ von John Adams