Klima-Aktivisten blockieren Autofahrer auf Verteilerkreis
APA/LETZTE GENERATION
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Umwelt

„Klimakleber“ planen Aktionswelle im Mai

Die Aktivistinnen und Aktivisten der „Letzten Generation“ wollen ab Dienstag mindestens drei Wochen lang jeden Tag den Frühverkehr in Wien lahmlegen. Ihnen sei bewusst, dass sie mit ihrer neuen Aktionswelle Ärger auf sich ziehen.

„Es werden wahrscheinlich Orte sein, wo wir schon mal waren. Weil wir inzwischen in Wien schon so viele Blockaden gemacht haben, dass es kaum noch Orte gibt, die geeignet sind, wo wir noch nicht waren“, sagte Sprecher Florian Wagner. Der Ring soll jedenfalls nicht betroffen sein, Öffis sollen nicht gestört werden. Das Ziel: Die Regierung müsse endlich auf die Wissenschaft reagieren, so der Sprecher.

Es soll jedenfalls die größte Protestaktion der „Letzten Generation“ bisher werden. Die Aktionen folgen wieder dem bereits bekannten Muster: Die Aktivistinnen und Aktivisten wollen sich an Werktagen in der Früh an Straßen festkleben, um so den Verkehr möglichst nachhaltig zu stören. „Wir tun alles, um keine Einsatzkräfte zu blockieren und wir haben immer eine Rettungsgasse – also eine Person klebt nicht und kann zur Seite gehen. Und wir rufen bei der Leitstelle vorher an und geben Bescheid, sodass die Einsatzfahrzeuge umgeleitet werden können“, so Wagner.

Weitere Klebe-Aktionen geplant

Nach Jänner und Februar haben Klimaaktivisten nun die dritte Protestwelle in Wien angekündigt. Für mindestens drei Wochen soll der Berufsverkehr an Verkehrs-Knoten-Punkten gestört werden.

Krumpeck trat Ersatzfreiheitsstrafe an

Der harte Kern der Gruppe, der das entsprechende Ausbildungsmodul durchlaufen hat, um sich auf die Straße kleben zu können und dann den restlichen Tag im Polizeianhaltezentrum zu verbringen, ist mittlerweile von 80 auf 200 angewachsen. Doch auch abseits davon ortet die „Letzte Generation“ einen enormen Zuspruch. „Wir kommen gar nicht mehr nach“, sagte Wagner.

Das wohl bekannteste Mitglied der Gruppe, die Mitbegründerin Martha Krumpeck, wird beim Anfang der Welle nicht mitmachen können, da sie seit Dienstag eine zweiwöchige Ersatzfreiheitsstrafe für nicht bezahlte Verwaltungsstrafen absitzt. „Sie wird später dazukommen“, sagte Wagner.

Dass sich die „Letzte Generation“ mit ihren Aktionen nicht immer beliebt macht, sei ihr bewusst. Wagner: „Wir haben wirklich sehr viele Dinge probiert und es wird uns von vielen gesagt, die Autofahrerinnen können nix dafür. (…) Niemand klebt sich gern auf den Asphalt und niemand geht gern ins Gefängnis und zahlt hohe Strafen, aber wir wissen sonst nicht, was wir tun sollen.“

Bisher 178 Festnahmen

Die geplante Welle ist die dritte in Wien. Bereits im Jänner und im Februar legten Aktivistinnen und Aktivisten für mehrere Wochen hindurch den Verkehr in der Bundeshauptstadt zeitweise lahm. Bei den Aktionen im Jänner wurden 52 Festnahmen ausgesprochen und mehr als 200 Anzeigen erstattet. Bei der zweiten Welle im Februar wurden dann 126 Personen festgenommen.

„Zu beachten ist natürlich, dass hier etliche Personen mehrfach innerhalb dieser beiden Wochen festgenommen wurden“, hieß es seitens der Polizei. Auch in den Bundesländern kam es zuletzt beinahe täglich zu Aktionen der Gruppe. „Es sind alle sehr aktiv“, sagte Wagner.

Die „Letzte Generation“ ist ein Zusammenschluss von Aktivistinnen und Aktivisten mit dem Ziel, mit zivilem Protest mehr Maßnahmen der Politik gegen die Klimakrise zu erwirken. „Wir sind die erste Generation, die die Folgen der Klimakrise spürt – und gleichzeitig die letzte Generation, die noch etwas tun kann“, heißt es in der Eigendefinition der Gruppe.

Finanziert durch Spendengelder

Mit Fortschreibung der bisherigen Klimaschutzmaßnahmen würde Österreich laut einem aktuellen wissenschaftlichen Bericht die EU-Klimaziele für 2030 klar verfehlen: Die Treibhausgas-Emissionen würden dann bei 42 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten liegen – das wären zwölf Millionen mehr als vorgesehen. Ein von der Wissenschaft und NGOs dringend eingefordertes Klimaschutzgesetz in Österreich mit verbindlichen Zielen fehlt seit über 845 Tagen.

Finanziert wird die „Letzte Generation“ nach eigenen Angaben ausschließlich durch Spendengelder. Zuwendungen von großen internationalen Organisationen wie etwa dem „Climate Emergency Fund“ gäbe es nicht.

Hauptprotestform der Aktivisten ist nach Vorbild der englischen Gruppe „Just Stop Oil“ das Festkleben an Fahrbahnen, um den Straßenverkehr an neuralgischen Punkten zum Erliegen zu bringen. Daneben gibt es aber auch andere Aktionen: Beim Autogipfel am 19. April besprühte etwa ein Mitglied das Bundeskanzleramt mit einer öligen Flüssigkeit, auch den Vienna City Marathon am Sonntag störten sie mit einer Klebeaktion.