Ein Arzt und ein Pfleger stehen an einem Krankenbett
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Gesundheit

Pflege: Hacker erwartet Besserung in drei Jahren

In der Pflege gibt es einen großen Mangel an Fachkräften. Die Stadt hat die Ausbildungsplätze aufgestockt, mit einer Trendumkehr rechnet Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) aber erst in zwei, drei Jahren, wie er in „Wien heute“ sagte.

In den Wiener Spitälern gibt es im Pflegebereich derzeit 550 offene Stellen. Dass man jetzt nach Personal sucht, sei absehbar gewesen, sagt Gerald Mjka, Vorsitzender des Fachbereichs Gesundheit in der Gewerkschaft Vida. „Es war bekannt, dass wir auf einen Personalmangel hin zusteuern. Die Berufsattraktivität wurde nicht gesteigert. Man hat den Berufsgruppen im Gesundheitssystem nicht zugehört. Sie haben mal lauter, mal leiser aufgeschrien. Es wurde ignoriert von den politischen Verantwortungsträgern.“

Wiener Spitäler in Not

Das Wiener Gesundheitssystem wird offenbar selbst immer mehr zum Patienten, die Berichte aus den Spitälern geben vielen Menschen Anlass zur Sorge: Zu wenig Ärztinnen und Ärzte und zu wenig Pflegepersonal, lautet die Diagnose.

Das sieht Hacker im „Wien heute“-Interview anders. „Ich denke, wir sind ganz gut unterwegs. Wir haben die Pflegeausbildungsplätze in Wien mehr als verdoppelt.“ Und die seien gut nachgefragt, sagte der Stadtrat. „Wir haben doppelt so viele Anmeldungen als Ausbildungsplätze, obwohl wir sie erhöht haben. Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingen kann, in der Pflege jedenfalls in den nächsten zwei, drei Jahren eine Trendumkehr geschafft zu haben.“

Sorge um Ärztesituation

Die Entscheidung, die Plätze aufzustocken, habe man 2019 getroffen. Dass die nachkommenden Fachkräfte noch nicht da sind, liege an der Ausbildungszeit von drei Jahren, argumentierte Hacker. Er mache sich mehr Sorgen über die Situation bei den Ärztinnen und Ärzten – und fordert Änderungen: „Wieso haben wir 780 Betten leer stehen und gleichzeitig 800 Betten gesperrt? Das liegt daran, dass jeder Primarius eine Abteilung hat und die Abteilung definiert sich durch Betten. Wir werden darüber diskutieren müssen, wieso braucht der Primarius zugeordnete Betten, um als Primarius bezeichnet und bezahlt zu werden.“

Langfassung: Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) im „Wien heute“-Studio

Bei der Ärzteausbildung sieht Hacker Verfehlungen in der Vergangenheit. „Vor 25 Jahren wurden Entscheidungen, die Zahl der Studierenden an den Universitäten massiv zu reduzieren und zu regulieren, getroffen. Die Auswirkungen sehen wir erst jetzt, weil die Ausbildung von Ärzten zehn bis 15 Jahre dauert.“ Ihm und den Gesundheitslandesräten der übrigen Bundesländer sei unverständlich, „dass die Universitäten entscheiden dürfen, sie wollen nicht mehr Studierende ausbilden“.