András Dés
Victoria Nazarova
Victoria Nazarova
Kultur

Ganymed-Brücke zwischen Kunst und Natur

Das Ensemble Ganymed verbindet in einem Projekt das Kunst- mit dem Naturhistorischen Museum. Neues Leben, neue Formen und neue Geschichten sollen die Zwillingsbauten beleben, kündigte Dramaturg Peter Wolf an.

Unter der Leitung von Jacqueline Kornmüller und Wolf wurden 30 Autorinnen und Autoren, Komponierende sowie Performende eingeladen, Auftragswerke über Objekte der zoologischen Schausäle im Naturhistorischen Museum (NHM) sowie über Meisterwerke der Gemäldegalerie im Kunsthistorischen Museum (KHM) zu schreiben. Die Inspiration dazu kam von den Texten der US-Biologin und Philosophin Donna Haraway: „Der Mensch muss lernen, weniger tödlich zu sein, und sich entlang erfinderischer Verbindungslinien verwandt machen.“

Franz Schuh
Helmut Wimmer
Franz Schuh

So wird die Venus von Willendorf zum Startpunkt für die poetische Interpretation einer schriftlosen Kultur oder im Salz konservierte Reste eines prähistorischen Bergwerks in Hallstatt zur Grundlage für eine poetische Auseinandersetzung mit dem Fundort. Im KHM wird anhand des Werkes „Theseus besiegt den Kentaur“ von Antonio Canova über die „Kultur der Diktatur erzählt“ und der männliche Mythos von Gewalt und Dominanz überschrieben. Vor Tizians „Ecce Homo“ reflektiert Jesus „persönlich“ über die Natur des Menschen.

Amelie Nothomb, Franz Schuh und andere

Am Anfang stand die Idee, tatsächlich eine Brücke zu bauen, das habe sich aber nicht realisieren lassen. Daher hat man Ganymed nun mit einer „erdachten Brücke“ erweitert und eineinhalb Jahre an der Realisierung gearbeitet. Das Projekt wagt jetzt die „Bridge“, den „Brückenschlag zwischen Kultur und Natur“, so Wolf, und verbindet das KHM mit dem NHM. Bis Oktober 2023 sollen die Zwillingsbauten „mit neuem Leben, neuen Formen und neuen Geschichten“ an der Schnittstelle zwischen Kunst und Natur erfüllt werden, hieß es.

Amélie Nothomb
JB Mondino/Helmut Wimmer
Amelie Nothomb

Beiträge für Ganymed Bridge stammen u.a. von der belgischen Autorin Amelie Nothomb, der russischen Performerin und Schriftstellerin Liliya Burdinskaya, der japanisch-österreichischen Autorin Milena Michiko Flasar sowie den heimischen Schreibenden Teresa Präauer, Martin Pollack und Franz Schuh. Mit dabei sind wie bei vorangegangenen Ganymed-Projekten zahlreiche musikalische Szenen. Das Publikum darf sich Klänge von u. a. Johanna Doderer, Martin Eberle, Lukas Lauermann, den Strottern und der Gruppe Federspiel erwarten.

„Mentale und künstlerische Brücke“

„Das große Thema ist verbinden, sich verwandt machen“, führte Katrin Vohland, Generaldirektorin des NHM, aus. „Dieses Haus hier macht Verwandtschaft sehr deutlich.“ Künstlerinnen und Künstler würden sich anders ausdrücken, „mit Musik, Theater und Emotion“, und Kunst mit Wissenschaft verbinden. „Symbolisiert wird diese Verbindung mit einer Brücke.“ Diese „mentale und künstlerische Brücke“ öffne die beiden Häuser auf dem Ring noch weiter.

 Georg Schrattenholzer
Victoria Nazarova
Georg Schrattenholzer

Vohland äußerte die Hoffnung, „dass wir die Inspirationen auch in den Alltag mitnehmen“. Und über die Schauplätze: „Man hat immer das Gefühl, dass auch viel Schmerz und Gewalt in den Sammlungen verborgen sind. Das wollen wir mit diesem Projekt genauso herauskristallisieren wie die Schönheiten.“ Ob es gelingt? Premiere ist am 5. Mai.