Am Galgen 1
Clemens Nestroy
Clemens Nestroy
Kultur

Der Galgentod künstlerisch inszeniert

Ob am Hohen Markt, am Tabor oder am Wienerberg – in der Vergangenheit sind viele Orte Wiens Schauplatz von Hinrichtungen gewesen. Im Theaterstück „Am Galgen“ versucht der Regisseur Simon Windisch ein Bewusstsein für die Gräueltaten dieser Zeit zu schaffen.

Vier Menschen hängen mit Schlinge um den Hals vom Galgen. Eine schaurige Stimmung liegt in der Luft. Diese Aufführung ist nichts für schwache Nerven. Anhand von wahren Begebenheiten erzählt das Grazer Performance-Kollektiv „Das Planetenparty Prinzip“ die schaurige Geschichte der sich in der Vergangenheit zugetragenen Galgentötungen in Wien. Dabei hängen die Schauspielerinnen und Schauspieler selbst am Galgen und versuchen den Besucherinnen und Besuchern die Wiener Hinrichtungsgeschichte mit schwarzem Humor und makabren Darstellungen näher zu bringen.

„Lustvoll makabres Schauspiel“

Die in der Aufführung angewandte Körperperformance gilt als moderner Totentanz, welche die Psychologie der Masse, die Lust am Spektakel und das Spiel mit dem Tod heraufzubeschwören versucht. Das Performance-Kollektiv beschreibt „Am Galgen“ als „lustvoll makabres Schauspiel in ungewöhnlicher Kulisse, das auch Parallelen in die Gegenwart zieht“.

Theaterstück „Am Galgen“

Vorstellungen: 8., 10. und 11. Mai 2023, Waschhalle Wienerberg im George Washington-Hof, 1100 Wien

Nach der Uraufführung 2022 an Originalschauplätzen in der Steiermark ist „Am Galgen“ am 8., 10. und 11. Mai erstmals in Wien in der Waschhalle Wienerberg im George Washington-Hof zu sehen. Während in der Steiermark die Galgen noch bestehend sind, ist dies in Wien nicht der Fall. Jedoch sollen in Wien österreichweit die meisten Menschen den Galgentod gestorben sein.

Bewusstsein für Gräueltaten

Heute ist es schwer nachvollziehbar, dass Naherholungsgebiete wie der Wienerberg einst Schauplatz von Hinrichtungen waren. Nur vereinzelte Hinweise deuten noch auf deren grauenerregende Geschichte hin. „Früher haben an nahezu jeder Ecke Wiens Hinrichtungen stattgefunden, man läuft also tagtäglich über Leichen, ohne sich dessen bewusst zu sein“, erzählt Daniela Müller, Sprecherin von „Planetary Prinzip“ in Wien.

Daher will das Theaterstück nun auch in Wien die lange Hinrichtungsgeschichte der Stadt in Erinnerung rufen und Bewusstsein für die Gräueltaten der Vergangenheit schaffen. Früher verspürten die Menschen Lust am Spektakel einer Galgenhinrichtung und genossen den Anblick des Spiels mit dem Tod. Mit viel Körperperformance und zur Schau gestellten Emotionen versuchen die Performerinnen und Performer dem Publikum die schaurige Geschichte der Galgenhinrichtungen greifbar zu machen.