Politik

„Tag des Sieges“: Russische Demo mit Zwischenfall

Zwischen 150 und 200 Personen sind gestern der Einladung eines der russischen Botschaft nahestehenden Vereins gefolgt und haben am Schwarzenbergplatz den „Tag des Sieges“ gefeiert. Es kam zu einem kleinen Zwischenfall mit einem russischen Aktivisten.

Botschafter Dmitri Ljubinski gab sich als Hauptredner anlässlich des „Tag des Sieges“, der dem Sieg der Roten Armee über NS-Deutschland im Mai 1945 gedenkt, kämpferisch. In Folge wurden patriotische Lieder intoniert, wurde um das Sowjetdenkmal am Platz marschiert. „Der Tag des Sieges ist ein heiliges Fest für uns und wir sind zu Recht auf ihn stolz“, sagte Ljubinski vor dem sowjetischen Heldendenkmal.

Ohne die große Heldentat des sowjetischen Volkes, ohne seine Selbstaufopferung an der Front sowie im Hinterland wäre der Sieg er Menschheit über den Nazismus nicht möglich gewesen, erläuterte er. „Perverse Versuche bekannter Staaten, die Geschichte umzuschreiben, werden nicht funktionieren und sind zum Scheitern verurteilt“, sagte er. Dies gelte auch für Versuche, auf Uneinigkeit unter russischen Landsleuten zu setzten.

Ukrainischer Botschafter forderte Verbot

Konkrete Staaten beschuldigte der Diplomat am Sonntag nicht. Keine Rede war auch von den Forderungen seines ukrainischen Gegenübers Wassyl Chymynez, der mit Verweis auf zu erwartende Slogans wie „Wir können es wiederholen“ ein Verbot der russischen Demonstration angeregt hatte – mehr dazu in Ukrainischer Botschafter regt Demoverbot an (wien.ORF.at; 6.5.2023).

Von jenen Slogans war am Sonntagnachmittag jedoch nichts zu hören. Die Gedenkversammlung verlief vergleichsweise nüchtern und als Höhepunkt fungierten Fürbitten des russisch-orthodoxen Bischofs Aleksi Sanotschkin sowie ein Marsch von einigen Kundgebungsteilnehmern um das Denkmal am Schwarzenbergplatz, bei dem Fotografien von Weltkriegsveteranen mitgetragen wurden. Diese Form der Demonstration mit Ahnenporträts, das sogenannte „Unsterbliche Regiment“, gehört seit 2014 zum offiziösen russischen Feierkanon.

Interner Streit in russischer Community um Datum

Während auf der improvisierten Bühne patriotische Lieder gesungen sowie Gedichte verlesen wurden, kam es etwas abseits zu einem kleinen Zwischenfall. Als der 65-jährige Violoncellist Viktor Miloserdov in der unmittelbaren Nähe von Botschafter Ljubinski Flyer für die am 9. Mai geplante Konkurrenzfeier verteilte, wurde er von Personenschützern des Botschafters, österreichischen Polizisten in Zivil, unsanft an den Rand der Kundgebung gedrängt.

Die Vorwürfe Miloserdovs, der im Zusammenhang mit der Verschiebung der Siegestagsfeiern vom traditionellen 9. auf den 7. Mai Verrat an russischen Werten wittert, sieht Ljubinski gelassen: „Es gibt den Wunsch, am 9. Mai noch einmal zu feiern. Sollen sie ruhig machen“, sagte er.

Sympathisanten und ein „Z“

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine spielte am Sonntagnachmittag am Schwarzenbergplatz praktisch keine Rolle. Zu beobachten war ein „Z“, das Symbol des russischen Angriffskriegs. Der Träger des Abzeichens trat gemeinsam mit serbischen Motorradfahrern auf, die zuvor freundlich begrüßt worden waren.

Präsenz zeigten aber auch bekannte prorussische Aktivisten aus Österreich, darunter Patrick Poppel, ein Fan des russischen Rechtsaußenphilosophen Aleksandr Dugin, sowie der linke Gewerkschafter Alfred Almeder, der vor einigen Jahren mit seinen Kontakten in die „Luhansker Volksrepublik“ Schlagzeilen geschrieben hatte.